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Im Brandfall sicher

Im Wuppertaler Stadtteil Ronsdorf wurde in den vergangenen zwei Jahren durch einen Generalunternehmer eine neue Justizvollzugsanstalt (JVA) errichtet – schlüsselfertig. Dieser Begriff aus der Bauwirtschaft erlangt bei einem solchen Objekt völlig neue Dimensionen.

Zuhaltungsschlösser aus Edelstahl sichern die Türen.
Zuhaltungsschlösser aus Edelstahl sichern die Türen.

510 männliche Häftlinge haben in den vergangenen Wochen die Räumlichkeiten in der neuen JVA Wuppertal bezogen. Der Komplex besteht aus mehreren Gebäuden sowie Freigelände und Sportplatz. Der Auswahl des Schließsystems kommt im Projektverlauf eine zentrale Rolle zu. Wichtige Merkmale wie Sabotageschutz, Widerstandsfähigkeit und die schnelle Reaktionsmöglichkeit bei Gefahr im Verzug werden von Land, Planern und Projektgruppen zu umfassenden Sicherheitskonzepten ausgearbeitet.

Ein Thema, das in den letzten Jahren stark in den Fokus drängt, ist der Brand- und Rauchschutz. Auch in Wuppertal kam die Angelegenheit in der Projektierungsphase auf den Tisch. Haftraum- und Durchgangstürschlösser in Justizeinrichtungen sind in den meisten Fällen mit einem massiven Vollriegel ausgestattet. Bei Feuerentwicklung muss jedoch gewährleistet sein, dass die Tür, sollte sie offen stehen, beim Zufallen selbstständig verriegelt. Der Schloss- und Beschlaghersteller Steinbach & Vollmann hat für diese Anforderung das Hochsicherheitsschloss HSL 105 ZS entwickelt. Der Schlosstyp kann wahlweise in Haftraum- und Durchgangstüren eingesetzt werden.

Die Betätigung des Schlosses erfolgt ausschließlich manuell über einen Doppelbartschlüssel. Das Schloss verfügt über einen gefederten Fallenriegel und eine Hilfsfalle. Der für Feuerschutztüren wichtige geschlossene Zustand wird durch den gefederten Fallenriegel jederzeit gewährleistet. Die Hilfsfalle dient zur Manipulationssicherung des Fallenriegels durch Insassen. Eine feuerschutztechnische Prüfung mit einer Prüftür von 300 Kilogramm Eigengewicht wurde durch das Materialprüfungsamt Dortmund vollzogen. Der Schlosstyp wurde als Verschluss für einflügelige Sondertüren in Brand- oder Rauchschutzausführung mit einem allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis zertifiziert und erhielt das Übereinstimmungszeichen (Ü-Zeichen).

Sämtliche Türen mit Sicherheitsanforderungen wurden mit Edelstahlschlössern der aktuellen Produktserie für Hochsicherheitsbereiche (HSL) ausgestattet. Insgesamt handelte es sich um ein Auftragsvolumen von ungefähr 1.500 Zuhaltungsschlössern. Sechs Monate hat die Fertigung im Werk in Anspruch genommen, im Anschluss erfolgte innerhalb von weiteren fünf Wochen die Montage in Wuppertal.

Flexible Schließtechnik

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Wesentliches Merkmal von Hochsicherheitsschlössern ist ein Zuhaltungssystem. Profilzylinder lassen sich so gut wie nicht einsetzen, da insbesondere der Verwendungsbereich Justizvollzug äußerst anfällig für Manipulationsversuche ist. Die spezielle Konstruktion der Zuhaltungsschließwerke beugt Sabotage vor. Kleinere Gegenstände, die Insassen schon mal zur Hand haben, bleiben nicht im Schließkanal stecken, sondern fallen in die speziell angefertigte Schlüsselführung. Alle Schlösser der Serie haben eine einheitliche Baugröße und werden mit Doppelbartschlüsseln bedient. Das Präzisionsschließwerk ist werkseitig für neun verschiedene Schließungen vorgerichtet.

Geht dem Nutzer ein Schlüssel der aktuellen Schließung verloren, was im Justizvollzug durchaus dem Worst-Case entspricht, kann das Schloss innerhalb von Sekunden auf eine neue Schließung umgestellt werden. Dazu ist lediglich je ein Schlüssel der alten und neuen Schließung erforderlich. Zusätzlicher Vorteil: Die alte Schließung verfällt nicht und kann jederzeit wieder reaktiviert werden. Alle Schlösser können gleichschließend geliefert werden. Insofern trägt der Nutzer für die Haftraum- und Durchgangstüren bei Bedarf nur einen Schlüssel an der Kette.

Andreas Laudy, steinbach & Vollmann

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