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Integritätstests 31. August 2012

Wirkungsvolles Instrument

Wirtschaftskriminelle schädigen allein in Deutschland Unternehmen in Milliardenhöhe. Statistiken zeigen, dass häufig auch Mitarbeiter zu Tätern werden. Wie kann ein Personalverantwortlicher schon bei der Einstellung neuen Personals auf die Anfälligkeit für Korruption und Bestechung achten?

Der Integritätstest nimmt nur wenig Zeit in Anspruch.
Der Integritätstest nimmt nur wenig Zeit in Anspruch.

Ein Integritätstest ist ein wissenschaftlich fundiertes Instrument im Personalmanagement und wird in der Praxis dazu eingesetzt, Bewerber für sicherheitsrelevante Positionen auf ihre Integrität wie auch auf ihr Leistungspotenzial hin zu testen. Der Nutzen eines solchen Tests liegt darin, bereits vor der Einstellung eines Mitarbeiters mit hinreichender Sicherheit vorhersagen zu können, ob er sich in seinen zukünftigen Tätigkeitsfeld integer verhalten wird oder nicht. Daher ist der Einsatz in kritischen Branchen oder einzelnen gefährdeten Funktionen in Unternehmen zweckmäßig, um die Qualität der Personalauswahl zu verbessern.

Grad an Integrität

Man kann mittlerweile aus „Meta-Studien“ ableiten, dass sich eine hohe Integrität auf das Ausmaß negativen Verhaltens am Arbeitsplatz auswirkt. Solches negative Verhalten kann Diebstahl, Betrug, Unterschlagung, aber auch Fehlzeiten oder eine schlechte Performance umfassen. Es wurde nachgewiesen, dass Mitarbeiter mit einer hohen Integrität dieses Verhalten in der Regel nicht aufweisen. Die meisten Testverfahren überprüfen vier verschiedene Komponenten:

  • Antisoziales Verhalten
  • Sozialisation
  • Positive Grundeinstellung
  • Regeltreue und Sorgfalt

Mit Hilfe ausdifferenzierter Fragen, mit deren Hilfe ein solcher Test auch erkennt, ob ein Bewerber die Wahrheit angibt oder nicht, kann in Form von standardisierten, leicht lesbaren Auswertungen überprüft werden, wie es um die Integrität der Bewerber steht. So liefert zum Beispiel der PIT – Persönlichkeitsinventar eine Auswertung per E-Mail, die in einem Diagramm die jeweiligen Ausprägungen übersichtlich anzeigt.

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Instrument für die Sicherheitsbranche

„Es gibt ohne Zweifel ein Phänomen Integrität, das beschreibt, ob und in welchem Umfang ein Mitarbeiter kontraproduktives Verhalten an den Tag legen wird oder nicht“, sagt Dr. Jens Hoffmann, der das Testverfahren Persönlichkeitsinventar (PIT) an der Technischen Universität Darmstadt entwickelt hat. Ein Mensch mit niedrigen Integritätswerten ist ihm zufolge anfälliger für schädigendes Verhalten.

Die Sicherheitsbranche lebt nicht zuletzt von dem Vertrauen, das ihre Kunden in sie setzen und erwarten. Sie lebt davon, dass sie ihren Kunden objektive Sicherheit und ein subjektives Sicherheitsgefühl glaubwürdig vermittelt. Wie bei allen Dienstleistungen werden die Leistungspotentiale durch die Mitarbeiter zur Verfügung gestellt und im Abruffall auch durch sie erbracht. Es erübrigt sich der Hinweis, dass ihre Auswahl, Aus- und Fortbildung essentiell für die Branche und ihre Zukunft ist.

Bedenkt man, dass ein Großteil der Mitarbeiter im Servicebereich arbeitet, kommt dem Faktor Performance in der Außenwahrnehmung, bei einem direkten Kundenkontakt, eine hohe Bedeutung zu. Das im Vergleich zu anderen Branchen niedrige Lohnniveau erhöht wiederum das Risiko devianten Verhaltens, sofern situative Gründe vorliegen, es zum eigenen Vorteil auszunutzen. Gemäß einer aktuellen Studie dominieren die Leistungen im Bereich Objekt- und Werkschutz neben Flughafensicherheit, Empfang sowie Revier- und Streifendienst.

Dies sind alles Tätigkeiten, bei denen der Mitarbeiter mit seinen Kunden in direkten Kontakt kommt und sein Leistungsverhalten nicht nur das Image seines Unternehmens bestimmt, sondern auch dessen zukünftige Marktchancen. Dass die Branche mit den Themen Preisdruck, fehlende Mitarbeiter, Druck auf die Qualifizierung und Zertifizierung zu kämpfen hat, macht die „soften“ Wettbewerbsfaktoren umso wichtiger.

Verfahren

Moderne Testverfahren zur Messung der Integrität und Performance sind einfach und wirtschaftlich durchzuführen; damit der Test bei den zukünftigen Mitarbeitern auf Akzeptanz stößt, sind bei einer Nutzung allerdings einige wichtige Grundregeln zu beachten. Der Arbeitgeber sollte erklären, warum ein solcher Test eingesetzt wird, welche Zwecke er hat, wie mit den Ergebnissen umgegangen wird, und er sollte auch mit dem Mitarbeiter über die Resultate sprechen.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass weniger der Test an sich als vielmehr der Umgang mit ihm zu möglichen negativen Reaktionen führen kann. Da der Test nicht nur die Integrität, sondern auch die erwartete Performance eines Mitarbeiters prognostizieren kann, erhalten aber Bewerber wie auch Unternehmen wichtige Informationen. Es wäre darum bedauerlich, wenn die Ergebnisse aufgrund solcher Befindlichkeiten nicht konstruktiv genutzt werden könnten.

Die Durchführung des Tests nimmt nur wenige Minuten Zeit in Anspruch, das Ergebnis aber liegt sofort vor und kann für das weitere Auswahlverfahren direkt herangezogen werden. Die in der Vergangenheit hohen Aufwände für die Testdurchführung spielen für webbasierte Testverfahren heute keine Rolle mehr. Auf Grund von gestaffelten Preismodellen sind auch die Kosten vernachlässigbar, vor allem dann, wenn man die Kosten für Fehlentscheidungen in Betracht zieht.

Wichtig ist es, die Daten des Bewerbers so zu anonymisieren, dass ein Rückschluss auf die Person nur für den Personalverantwortlichen möglich ist. Aus diesem Grund ist es auch empfehlenswert, die Testergebnisse nach Abschluss des Bewerbungsverfahrens zu vernichten, um nicht in Konflikt mit den gesetzlichen Regelungen zum Datenschutz zu kommen. Der Bewerber muss einen Test nicht unter Zeitdruck ausführen, da die Beurteilung der Integrität nicht von einem entsprechenden Stressniveau abhängig ist. Üblicherweise nimmt die Durchführung eines solchen Tests etwa 15 Minuten Zeit in Anspruch.

Es ist selbstverständlich, soll aber noch kurz erwähnt werden, dass der Bewerber in die Anwendung des Tests einwilligen muss, und dass einstellungsorientierte Fragen nicht gestellt werden dürfen. Wir empfehlen, sich die Einwilligung schriftlich bestätigen zu lassen, damit im Nachhinein keine Risiken durch einen fehlenden Nachweis entstehen.

Die Tests wurden nach den höchsten wissenschaftlichen Gütekriterien entwickelt. So wurden sie unter anderem anhand von mehreren Stichproben von Stellenbewerbern und Angestellten geeicht. Dadurch ist die Objektivität und Messgenauigkeit des Verfahrens gewährleistet. Der Bewerber durchläuft ein faires und valides Testverfahren, welches nicht sich alleine auf den subjektiven Eindruck des Personalverantwortlichen stützt, der auch trügen kann.

Positives Ergebnis

Der Einsatz von Integritätstests bei der Auswahl neuer Mitarbeiter erhöht die Effektivität wie auch die Effizienz des Auswahlprozesses in der Sicherheitsbranche. Wenn man den diversen Studien zur Wirtschaftskriminalität Glauben schenken möchte, so kann der Einsatz solcher Tests als präventive Maßnahme in einem Anti Fraud Management System Schäden aus Wirtschaftskriminalität signifikant verringern.

Neben diesen beiden Vorteilen ist ein zusätzlicher Nutzen die Beurteilung der Performance eines neuen Mitarbeiters, der bei neueren Tests quasi umsonst mitgeliefert wird. Bei ihnen wurde, anders als bei älteren Tests, auf eine theoretische Fundierung der Testverfahren geachtet.

Elmar Schwager, Geschäftsführer von The Auditfactory

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