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Megapixel – und nun?

Videosysteme funktionieren in der Regel als Zusammenspiel verschiedener Komponenten, welche es optimal abzustimmen gilt. Mit steigender Sensorauflösung werden somit auch höhere Anforderungen an Peripherie und Architektur gestellt. Was es zu beachten gilt, war Thema beim PROTECTOR Forum Videoüberwachung.

Teilnehmer des ersten Tages des PROTECTOR Forums Videoüberwachung: Konstantin Ingenheim, Waldemar Gollan, Björn Weber, Marco Pompili, Wilhelm Fischer, Wilfried Joswig, Michaela Höllering, Udo Moritz, Stefan Bange, Fedja Vehabovic sowie Moderator Hagen Zu
Teilnehmer des ersten Tages des PROTECTOR Forums Videoüberwachung: Konstantin Ingenheim, Waldemar Gollan, Björn Weber, Marco Pompili, Wilhelm Fischer, Wilfried Joswig, Michaela Höllering, Udo Moritz, Stefan Bange, Fedja Vehabovic sowie Moderator Hagen Zu

Moderator und Chefredakteur Hagen Zumpe leitete den Themenkomplex mit grundsätzlichen Fragen hinsichtlich der gegenwärtigen Praxis ein: „Ist auf Anwenderseite heute ausreichend Bewusstsein vorhanden für die Auswirkungen einer erhöhten Sensor-Auflösung? Und werden die nachgelagerten Komponenten eines Systems in die Überlegungen einbezogen? Oder entstehen vielfach noch gefährliche Schwachstellen, weil das berühmte schwächste Glied in der Kette vergessen wurde?“

Wilfried Joswig vom Verband für Sicherheitstechnik plädiert für einen lückenlosen Ansatz: „Wichtig ist, bei der Planung und Installation von Videosystemen immer die gesamte Kette von vorne bis hinten zu bedenken. In die Überlegungen gehört natürlich auch die Übertragung, die Speicherung, die Anzeige und die Archivierung der Bilder mit hinein. Und wenn man in den hochauflösenden Bereich geht, dann bitteschön nicht nur in der Kamera, sondern bei allen Komponenten. Das ist aber längst nicht allen Anwendern bewusst.“

Kernfrage Komponenten

Damit sind schon die wesentlichen Komponenten und Systemteile genannt, die von einer Erhöhung der Auflösung auf Kameraebene betroffen sind. Am nächsten liegt das Objektiv, denn dieses bildet mit der Kamera eine Einheit. Jedoch herrscht gerade hier oft der größte Nachholbedarf. Konstantin Ingenheim von Schmid Alarm ist überzeugt: „Das Objektiv ist ein wesentlicher Faktor, der die Bildqualität enorm beeinflusst. Und daher nützt es natürlich nichts, wenn die Kamera fünf Megapixel liefern könnte, man davor aber ein minderwertiges Kunststoffobjektiv, zum Beispiel ohne asphärische Linsenelemente, hat, das diese Auflösung gar nicht abbilden kann. Beim Kunden ist dieser Zusammenhang oft noch nicht so im Bewusstsein angekommen, weshalb wir als Errichter aktiv darauf hinweisen und Empfehlungen für entsprechende Objektive geben. Man möchte ja nicht den Flaschenhals schon vor der Kamera haben.“

„Natürlich ist es ab einer gewissen Anzahl von Kameras sinnvoll, die Videoüberwachung vom Firmennetzwerk zu trennen. Dann gibt es keine Kollision mit anderen parallel laufenden Systemen. Genauso sollte man selbstverständlich nicht die Videoüberwachung auf dem Buchhaltungscomputer der Sekretärin laufen lassen.“
Michaela Höllering, Head of Video Surveillance, Allnet GmbH

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Michaela Höllering vom Distributor Allnet sieht es ähnlich: „Ich glaube, dass es hier noch ein großes Wissensdefizit gibt. Viele Kunden sind bei der Planung von Kameras und Anlagen ganz fit, aber was die Objektive angeht, gibt es Nachholbedarf. Man kann eben nicht eine Zehn-Megapixel-Kamera kaufen und dann ist alles erledigt. Denn wenn man aus Unwissenheit ein falsches Objektiv auswählt, kann die Kamera nie die Leistung bringen, die man erwartet – aber dennoch wird nachher oft der Kamerahersteller für das schlechte Bild verantwortlich gemacht.“

Megapixel-Optiken

Björn Weber von der Basler AG sieht die Lage aufseiten der Anwender schon deutlich optimistischer: „Ich habe den Eindruck, dass sich im Vergleich zur Situation vor drei oder vier Jahren Einiges getan hat. Die Kunden wissen heute immer öfter, dass, wenn sie eine Megapixelkamera kaufen, sie dazu auch ein megapixeltaugliches Objektiv brauchen. Aber gerade im Segment der 1/3-Zoll-Sensoren gibt es leider kein einziges Objektiv, das fünf Megapixel auflösen könnte, weil das schon physikalisch ein Problem ist. Man muss auch das den Kunden natürlich erklären.“ Marco Pompili von Axis Communications relativiert den Begriff der Megapixeltauglichkeit: „Es ist auch eine Erkenntnis der letzten Jahre, dass so genannte Megapixel-Objektive durchaus megapixeltauglich sind, aber oft nur in der Bildmitte, an den Rändern gibt es jedoch teilweise massive Abfälle. Da muss man als Hersteller und als Anwender immer ein Auge drauf haben.“ Ein anderen – und eher kostspieligen – Ansatz verfolgt daher auch Stefan Bange von Avigilon: „Weil wir mit modifizierten Spiegelreflexsensoren aus der Fototechnik arbeiten, können wir auch die entsprechend hochwertigen Optiken aus diesem Bereich nutzen. Denn es ergibt am Ende natürlich relativ wenig Sinn, einen 29 Megapixel hochauflösenden Sensor zu nehmen, und dann ein schlechtes Objektiv davor zu setzen, dass so hoch gar nicht auflösen kann.“ Dieser Ansatz ist qualitativ sicher kaum zu überbieten, jedoch stellt sich die Frage nach der Tauglichkeit für den Massenmarkt, wo statt Tausend Euro für ein Objektiv in der Regel höchstens einmal einhundert ausgegeben werden.

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