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Axis im Interview 20. Februar 2015

„Der nächste logische Schritt“

Mit einem netzwerkbasierten Tür-Controller bietet Axis Communications nun auch eine Zutrittskontroll-Lösung, die auf offenen Standards basiert. PROTECTOR sprach – vor dem Übernahmeangebot von Canon – mit Tanja Hilpert, Sales Director Middle Europe, und Geschäftsführer Edwin Roobol über neue Märkte, langfristige Partnerschaften und die Ziele für dieses Jahr.
Tanja Hilpert, Sales Director Middle Europe, und Geschäftsführer Edwin Roobol im „Axis Experience Center (AEC)“.
Tanja Hilpert, Sales Director Middle Europe, und Geschäftsführer Edwin Roobol im „Axis Experience Center (AEC)“.

PROTECTOR: Auf der Security 2014 war der netzwerkbasierte Tür-Controller „Axis A1001“ eines Ihrer Messehighlights. Wie vielen die Reaktionen in der Branche darauf aus?

Tanja Hilpert: Überwiegend sehr positiv. Als wir uns entschlossen haben, in den Zutrittskontroll- Markt einzusteigen, sind wir auf unsere Software-Partner wie Milestone, Nedap oder Genetec zugegangen und haben gefragt: Seht ihr hier Geschäftschancen? Seid ihr an einer Zusammenarbeit interessiert? Zum Glück erkannten unsere Partner das Potential und die Chance, die sich ihnen damit bietet. Für uns war der Eintritt in einen neuen Marktbereich der nächste logische Schritt. Sich auf seinem Produktportfolio und der Stellung als Marktführer auszuruhen, ist nicht unsere Art. Vom Marktführer erwartet man zurecht Innovation.

Edwin Roobol: Natürlich gab es anfangs auch etwas Skepsis. Wir haben ähnliches ja bereits in Videobranche vor fast 20 Jahren erlebt. Da haben sich auch einige anfangs gewundert, warum wir nun in der Sicherheitsbranche aktiv werden. Unser großer Vorteil ist jetzt, dass wir inzwischen über ein großes, weltweites Partnernetzwerk verfügen, von denen viele bereits im Zutrittskontrollmarkt etabliert sind. Das wird es uns sicher erleichtern, hier Fuß zu fassen. Aber natürlich denken wir hier auch längerfristig. Der Einstieg in einen Markt braucht seine Zeit, und die geben wir uns auch.

Sie betonen unter anderem, die Lösung biete eine nicht herstellerspezifische Plattform und sei damit offen für Software von Drittanbietern. Beste Voraussetzung, um auch im Smart-Home-Bereich aktiv zu werden. Haben Sie also bereits den nächsten Wachstumsmarkt im Blick?

Edwin Roobol: Der Smart Home-Markt ist sicherlich interessant, und viele unserer Partner sind hier auch bereits sehr aktiv. Der Markt ist allerdings stark auf Endkunden ausgerichtet, und unser Hauptfokus liegt unverändert im B2B-Geschäft. Es ist also sicherlich nicht so, dass wir hier große strategische Pläne hätten. Aber unsere Produkte sind jederzeit einsetzbar und bieten Eigenschaften, die in diesem Bereich notwendig sind. Sie sind einfach zu installieren und sie sind sicher.

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Tanja Hilpert: Anders ausgedrückt: Wir haben zwar die Produkte für diesen Markt. Aber wir entwickeln sie nicht explizit für ihn. Unserer Ansatz ist vielmehr der Lösungsgedanke im Sinne von Kunden, die für unterschiedliche Projekte Kameras mit sehr spezifischen Anforderungen benötigen. Wir entwickeln also nicht für einen speziellen Markt, sondern für eine spezielle Lösung. Das ist ein Unterschied, und es gibt uns die Möglichkeit, in sich neu entwickelnde Märkten schnell einzusteigen. Das Einzige, auf das wir uns festlegen, ist unser Glaube an IP-basierte Netzwerksysteme. Das ist sozusagen unsere Bibel – die aber überall einsetzbar ist. Was die konkrete Anwendung betrifft, sind wir „religionsunabhängig“.

Welche Schwerpunkte setzen Sie 2015?

Edwin Roobol: Wir werden unter anderem unsere erfolgreiche Partner-Roadshows, auf denen wir im letzten Jahr über 1000 Partner gezählt haben, fortsetzen, diese aber ein bisschen anders gestalten. Die wichtigste Neuerung ist eine Zweiteilung. Die erste Gruppe betrifft unsere Lösungs-Partner, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten und die bereits über teilweise sehr spezialisiertes Know-how verfügen. Für die Gruppe entwickelten wir unser „Axis Partner- Symposium“. Für Partner, die uns noch nicht so lange kennen, bieten wir die „Axis Business Tour“ an, die ab Juli 2015 beginnen wird.

Tanja Hilpert: Ich denke, dass wir auf diese Weise die verschiedenen Bedürfnisse unserer Partner noch besser abdecken können. Das sogenannte „Gießkannenprinzip“ ist hier fehl am Platz. Hochkomplexe, technologische Thematiken für die Wissensvermittlung und Weiterentwicklung langjähriger, hochkompetenter Partner. Und Basiswissensvermittlung für Partner die sich am Beginn der Netzwerk Video Integration befinden.

Edwin Roobol: Natürlich gibt es noch weitere Schwerpunkte für 2015. Zum einen das Thema 4K, wo wir im Zusammenspiel von Linse und Sensor eine Innovation entwickelt haben und bisher das einzige Unternehmen sind, das tatsächlich ein marktreifes Produkt verfügbar machen kann. Außerdem werden wir uns auf Cloud-Lösungen fokussieren, die vom Kunden immer stärker nachgefragt werden. Hier bieten einige unserer Partner bereits vielversprechende und sichere Möglichkeiten an.

Wie sieht es mit Ihren Umsatzzielen aus? An hohe Wachstumsraten ist Axis ja inzwischen gewöhnt. Wir nehmen an, Ihre Prognose für 2015 wird ähnlich aussehen?

Edwin Roobol: Naja, also zunächst mal: Wir sind zwar an der Börse in Stockholm notiert, aber als Familienunternehmen gemanagt. Das heißt, wir verfolgen langfristige Ziele. Und die sind bis 2020 klar definiert. Bis zum Jahr 2018 gehen allgemeine Branchenanalysen von einem Wachstum im IP-Videobereich von 22 Prozent aus. Daran orientieren wir uns zumindest in diesem Bereich.

Warum ist Axis Ihrer Einschätzung nach seit Jahren so erfolgreich?

Tanja Hilpert: Wesentliche Erfolgsfaktoren sind unser umfangreiches Partnernetzwerk und unsere Innovationskraft. Wir haben nicht nur die erste IP-Kamera überhaupt auf den Markt gebracht. Wir haben 2010 auch die erste IP-fähige Thermalkamera entwickelt, die unsere Erwartungen nach der Markteinführung um das Vierfache übertroffen hat. Neuestes Beispiel ist unsere Technologie WDR-Forensic Capture („Wide dynamic range“, siehe auch Fachbericht in PROTECTOR 12/14, Seiten 30 bis 31, Anm. d.R.), die ebenfalls hervorragend vom Markt angenommen worden ist. Diesen Weg gehen wir weiter. Von rund 1800 Mitarbeitern sind 700 für die Produktentwicklung zuständig, und jedes Jahr investieren wir zwischen 13 und 15 Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Sie merken: Wir setzen ganz klar auf Innovationen. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht.

Andreas Albrecht

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