Kraftwerk unter Beobachtung
Der Sozialdienstleister Stiftung Liebenau vom Bodensee betreibt ein weltweit einzigartiges Kraftwerk, im Volksmund Windel-Willi genannt. Als Brennstoff werden Inkontinenzsystemabfälle genutzt. Um den reibungslosen Brennvorgang in der Kammer stets im Blick zu behalten, nutzt das Betreiberteam Sicherheitskameras.
Die Stiftung Liebenau setzt bereits seit über 30 Jahren auf regenerative Energien. Die Idee für das „Windelkraftwerk“ wurde spontan geboren. Dabei galt es allerdings, einige Hürden zu überwinden. Zu den größten Hürden gehörten vor allem die rigiden Auflagen durch das Bundesimmissionsschutzgesetz. Obwohl das Kraftwerk nur etwa ein 100stel so groß sei wie eine durchschnittliche Müllverbrennungsanlage, gälten für sie die gleichen strengen Anforderungen, berichtet Michael Staiber, Geschäftsführer und Leiter Energietechnik bei Ligas, dem internen, aber unabhängigen Technik-Dienstleister der Stiftung Liebenau.
Die Anlage wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bau- und Planungsunternehmen und einem hohen Anteil an Eigenentwicklungen realisiert. Um die sichere, vorschriftsmäßige und effektive Funktion zu gewährleisten, muss die Verbrennung in der Brennkammer laufend kontrolliert werden. Um das personell stemmen zu können, habe man sich für Kameratechnik entschieden. Denn die Mitarbeiter könnten nicht durchgängig vor Ort sein, so Staiber weiter. Die Mitarbeiter wechselten sich mit dem Bereitschaftsdienst ab, den sie von zuhause aus per Fernzugriff leisten könnten. Alle drei Tage beziehungsweise nach Bedarf erfolge die Inspektion vor Ort.
Harte Anforderungen
Wie so oft in diesem Projekt galt es auch bei der Fernüberwachung, eine maßgeschneiderte Lösung zu finden: So entwickelte das Ligas-Team ein System mit verstellbaren Halterungen, das die Kamera durch ein luftgespültes Schauglas vor einem Großteil der Belastungen schützen soll. Staub, Wasser und hohe Temperaturen sowie das Beschlagen des Schauglases sind die Herausforderungen, die bewältigt werden mussten.
Nach einem kurzen und erfolglosen Intermezzo mit einer einfachen Kamera entschied man sich für die hochwertige Variante: eine Allround Mono von Mobotix. Die zwei entscheidenden Beschaffungskriterien: Robustheit und Netzwerkfähigkeit. Die Kameras sind äußerst wartungsarm, da sie keine Objektiv- oder Bewegungsmotoren besitzen, die verschleißen können. Zudem funktionieren sie in Temperaturbereichen zwischen -30 und +60 Grad Celsius.
Des Weiteren erlauben die lichtstarken Objektive auch bei schwierigen Lichtverhältnissen, zum Beispiel flackerndes Feuer, ein gutes Bild. Über das Ligas-eigene Teamviewer-System kann der jeweilige Mitarbeiter in Bereitschaft regelmäßig prüfen, ob es augenscheinliche Unregelmäßigkeiten in der Brennkammer gibt und gegebenenfalls direkt reagieren.
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