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Intelligente Multimelder 27. August 2015

Ein Hauch von Star Wars

Intelligente, selbstlernende Produkte und Systeme werden immer selbstverständlicher im Leben. Noch sind intelligente Roboter wie aus „Star Wars“ weit entfernt – jedoch halten in den Alltag immer mehr Systeme Einzug, die eigenständige Entscheidungen treffen können. Diese Entwicklung geht auch an der Brandmeldertechnik nicht spurlos vorbei.

Staubsauger und Rasenmäher können heute schon eigenständig entscheiden, wann und wo gesaugt oder gemäht werden muss, Autos parken eigenständig in Parklücken, und in Japan werden Versuche gemacht, ältere Menschen per Roboter zu versorgen oder zu unterhalten. Im Bereich der Sicherheit und insbesondere der Brandmeldetechnik wird dagegen oft noch auf althergebrachte Technik gesetzt. Jedoch wäre es gerade hier möglich, aufgrund von vorgegebenen Algorithmen und klar definierten Schwellenwerten durch eine intelligente Steuerung eine erhöhte Sicherheit und eine Minimierung von Fehlalarmen zu erreichen.

Studie über Intelligenz im Melder

Die Gerhard-Mercator-Universität-GH Duisburg im Fachbereich Elektrotechnik, Fachgebiet Nachrichtentechnik hat bereits vor mehreren Jahren eine Studie durchgeführt, um die Performance von intelligenten Mehrsensoren-Meldern zu testen. Hierzu wurden Panasonic-Melder 4400 getestet. Prof. Dr.-Ing. Heinz Luck kam damals zu dem Schluss, dass durch die Intelligenz in den Meldern eine erhöhte Sicherheit insbesondere bei schwierigen Umgebungsbedingungen erreicht wird und dass die Fehlalarmquote deutlich sinkt.

Diese Ergebnisse können erzielt werden, da der Multimelder kontinuierlich die Bedingungen im Einzugsbereich des Melders überwacht. Dazu kann der Melder fünf unterschiedliche Zustände unterscheiden:

1. Normaler Raum
Büro/Lager
keine besonderen Einstellungen
2. Sauberer Raum
Büro/Reinraum
ca. 25 % erhöhte Empfindlichkeit
3. Hitze
Heizungskeller
15-20 % geringere Wärmeempfindlichkeit
4. Rauch/Dampf
Raucherraum
Alarmverzögerung von 10-20 %
5. Erschwerte Bedingungen
Küche/Schweißen
ca. 15-20 % verringerte Empfindlichkeit und
15-20 % Alarmverzögerung
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Eine Woche Lernphase

Diese Zustände werden in einer Lernphase von circa einer Woche anhand der Umgebungsbedingungen erlernt. Das Ergebnis daraus führt dann gegebenenfalls zu einer eigenständigen „Umkonfiguration“ des Melders anhand der erhobenen Daten und angepasst an die fünf vorgegebenen Zustände.

Ändern sich nun im Laufe der Zeit die Umgebungsbedingungen, passt sich der Melder eigenständig den neuen Bedingungen wieder an. Dabei wird bei eine geringere Empfindlichkeiten langsamer und eine höhere Empfindlichkeit schneller angepasst.

Anpassung bei Umbauten

In der heutigen Zeit verändern sich Umgebungsbedingungen ständig. In modernen Bürogebäuden können sehr einfach neue Arbeitsbereiche geschaffen werden, aus Großraumbüros werden Einzelbüros und aus Kopierräumen werden Teeküchen. Noch stärker sind die Änderungen im industriellen Umfeld, wo Fertigungsstraßen sehr oft verändert werden.

Aus der Erfahrung heraus ist bekannt, dass diese geänderten Raumkonzepte oft nicht zu einer Anpassung des Brandschutz-konzepts und damit auch der Rauchmelder-empfindlichkeit vor Ort führen. In der Regel wird dies bestenfalls bei der nächsten Wartung bemerkt. Oder man scheut die Kosten, gegebenenfalls eine Vielzahl von Meldern gegen neue auszutauschen (Mehrungen wegen reduzierter Überwachungsflächen) oder zumindest die Konfiguration entsprechend anzupassen. Gerade hier können intelligente Melder die Sicherheit deutlich erhöhen.

Meldereinstellung im Alltag

Aber auch im täglichen Arbeitsprozess können unterschiedliche Umgebungsbedingungen auftreten. So muss zum Beispiel in einer Werkstatt durch Schweißarbeiten im laufenden Betrieb mit starker Rauchentwicklung und Hitze gerechnet werden. Außerhalb der Arbeitszeiten, also nachts oder am Wochenende, wäre aber eine erhöhte Empfindlichkeit der Melder wünschenswert.

Hier kann nun durch das Managementsystem der einzelne Melder mit unterschiedlichen Zuständen belegt werden, die über vorgegebenen Zeitgruppen gesteuert werden: Im Betrieb wird der Sensor mit niedriger Empfindlichkeit und nachts sowie am Wochenende mit sehr hoher Empfindlichkeit eingestellt.

Schutz vor Fehlalarmen

Ein weiterer Punkt, der die Zuverlässigkeit des Melders erhöht, ist ein neu entwickeltes Metallnetz um die Melderkammer. Das vom VdS anerkannte Verfahren unterscheidet sich durch ein extrem engmaschiges Metallnetz, das es mit einem Lochdurchmesser von gerade mal 0,3 Millimetern Kleinstinsekten und Staub unmöglich macht, in die Melderkammer zu gelangen. Dadurch kann die Fehlalarmquote deutlich gesenkt werden.

Die Universität Duisburg kam in ihrer Studie zum Schluss dass die Intelligenz in den Meldern ein deutlich erhöhtes Maß an Sicherheit bietet – insbesondere bei schwierigen oder ständig wechselnden Raumbedingungen. Des Weiteren werden durch das neuartige Metallnetz Fehlalarmkosten deutlich gesenkt, und die Zuverlässigkeit von Brandmeldesystemen steigt. Wir werden daher mit Sicherheit in der nahen Zukunft weitere intelligente Sensorik auf dem Sicherheitsmarkt sehen, und die Vernetzung mehrerer Sicherheitstechniken, beispielsweise Brandmeldesysteme und Videoüberwachung, wird die Sicherheit für Personen und Gebäude weiter erhöhen.

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