Foto: Kalscheuer
An der Landebahn Nordwest des Flughafens in Frankfurt am Main sichern kilometerlange Zäune das Gelände gegen unbefugten Zutritt ab.

Perimeterschutz am Flughafen Frankfurt

Überflieger in Sachen Sicherheit

Im Rahmen ihrer Vorbereitungen zur Perimeter Protection 2016 lud die Nürnbergmesse GmbH zu einem Blick auf den Perimeterschutz des Flughafens Frankfurt/Main ein. Der Flughafenbetreiber Fraport AG ermöglichte dabei interessante Einblicke in die dortigen Sicherheitsvorkehrungen und die Sicherheitsleitstelle.

Von der Fraport-Unternehmens-zentrale aus starteten die Teilnehmer mit ihrem Ticket „Flug auf Höhe 0“ über die Sicherheitskontrolle, die natürlich auch die Flughafenmitarbeiter und Sicherheitschefs durchlaufen müssen, zu einer Vorfeld-Rundfahrt. Diese Busfahrt führte zwischen Sieger-Flieger der Fußball-Weltmeister, Maschine mit der Maus (aus der Sendung mit der Maus) und den riesigen Bäuchen der doppelstöckigen Airbus A380 vorbei, deren 560 Tonnen Gewicht der Kapitän über ein elektronisches Andocksystem, eine Art Einparkhilfe in der Flugzeugnase, gezielt in die Parkposition des Terminals steuert.

Alles, was auf den Start- und Landebahnen stattfindet, liegt in der Verantwortung der Deutschen Flugsicherung, doch sobald die Maschinen die Landebahn verlassen, ist die Fraport AG für Abläufe und die Sicherheit zuständig. Neben Erläuterungen zu den Terminals, dem Start- und Landebahnsystem, der Lufthansa-Flugzeugwartungsbasis und dem Frachtzentrum Nord sowie der Cargo-City Südstand auch ein Ausstieg an der Landebahn Nordwest auf dem Programm.

Alarmdetektion im Zaun

Unter den wachsamen Augen des Sicherheitspersonals konnten die in Neon-Warnwesten gekleideten Tour-Teilnehmer die dortige Zaunanlage besichtigen, während gleichzeitig das ein- oder andere Flugzeug im Hintergrund mit qualmenden Reifen die Landebahn touchierte. „Die Zaunanlage des Flughafens ist nach den Richtlinien der ICAO und den Vorgaben des Hessischen Verkehrsministeriums erstellt worden“, erläuterte Erich Keil, Leiter Unternehmenssicherheit der Fraport AG. „Heute wird der alte Teil des Flughafens von zwei herkömmlichen Maschendrahtzäunen im Abstand von 20 Metern, die mit einem Y versehen verbaut wurden, umgeben. Für die Landebahn Nordwest gilt das nicht mehr. Jetzt steht dort ein moderner, detektierter Zaun, und eine Aufschaltung auf die Sicherheitsleitstelle ist selbstverständlich.“

Neben 42 Kilometern Außenzaun sichern nun auch elf Kilometer Detektionszaun der Firma Haverkamp das Gelände. Für das Aluminiumzaunsystem Wavegard wurden 150 Tonnen hitze- und korrosionsbeständiges Aluminium in modularer Bauweise für den Perimeterschutz des Flughafens errichtet. Dessen ruhestromüberwachte Drähte erkennen Übersteig-, Angriffs- oder Unterkriechversuche oder wenn Leitern angelegt werden – und das bei geringen Fehlalarmraten, wie der Flughafenbetreiber hervorhebt.

Läuft ein Alarm in der Leitstelle auf, können die Mitarbeiter dort prüfen, was der Auslöser war. Dazu können sie sowohl die relevanten Live-Bilder der 2.500 installierten Videokameras ansehen als auch die Aufnahmen sichten, die die Kameras vor Ort in den Minuten vor dem Alarmfall aufgezeichnet haben. Um auch nachts aussagekräftige Bilder zu erhalten, ist das Gelände hell erleuchtet, zudem sind Wärmebildkameras im Einsatz. Pro Tag geht durchschnittlich ein Alarm ein, der durch die errichtete Sicherheitstechnik auf dem Flughafengelände schnell überprüft werden kann. Zudem fahren sowohl die Bundespolizei als auch das Sicherheitspersonal der Fraport AG regelmäßig Streife.

Ein Sicherheitszaun der ganz anderen Art wurde im Süden des Flughafens errichtet: Hier schützt ein fünf Meter hoher, dichter Maschendrahtzaun über zwei Kilometer Länge die noch flugunerfahrenen Nachkommen der Bechsteinfledermaus vor unerwünschten Kollisionen mit Fahrzeugen. Zum Schutz der Fauna trägt darüber hinaus ein Wildlife-Control-Team des Flughafens bei: Hier achtet ein Vogelschlagbeauftragter darauf, dass das Gelände für Greifvögel unattraktiv bleibt. Doch auch technische Hilfemittel kommen hier zum Einsatz: Neben Wärmebildkameras, die Schwärme im Anflugkorridor der Landebahn detektieren, wird zur Not auch eine Schreckschusspistole abgefeuert, deren Schalldruck die Vögel verscheucht, so dass sie nicht in die Flugzeugtriebwerke geraten.

Löschbereit in drei Minuten

Während auf der einen Seite des Sicherheitszauns im Feuerwehr-Training-Center mit Brandsimulationsanlage Löschübungen stattfanden, parkten an der Feuerwache davor die Löschfahrzeuge der Flughafenfeuerwehr, an denen die Stiefel und Einsatzkleidung der Feuerwehrmänner der wachhabenden Schicht einsatzbereit lehnten. Denn um die für Flughäfen vorgeschriebene Eingriffszeit – also die Zeit vom Alarm bis zum Löschbeginn an jedem Ort auf dem Flughafen-Vorfeld – von maximal drei Minuten einzuhalten, haben die 336 Feuerwehrleute nur rund 20 Sekunden Zeit zum Anziehen. Für kleinere Einsätze sind auf dem Flughafen mehr als 8.900 Handfeuerlöscher verteilt, die im Ernstfall von 650 Sprinkleranlagen, 205 Gaslöschanlagen, 23 Schaumlöschanlagen und 14 stationären Pulverlöschanlagen unterstützt werden.

Natürlich wird auch dem vorbeugenden Brandschutz auf dem Flughafen Frankfurt viel Aufmerksamkeit gewidmet: Rund 55.000 automatische Feuermelder und 300 Brandmeldezentralen sorgen hier für Sicherheit. Im vergangenen Jahr wurden zirka 5.500 Alarme in der Sicherheitszentrale des Flughafens verzeichnet. Die Besichtigung der Sicherheitsleitstelle, in der an zehn monitorbestückten Leitstellenarbeitsplätzen alle sicherheitsrelevanten Vorfälle zusammenlaufen, registriert und von den Mitarbeitern bearbeitet und behoben werden, gab einen ersten Einblick, wie wichtig dort eine klare Kommunikation und schnelle Reaktion ist.

„In unserer zentralen Melde- und Alarmierungsstelle laufen die Fäden von Airport-Security, Rettungsdienst und Werkfeuerwehr zusammen“, erläuterte Florian Adam, Senior Manager Safety and Security Control Center der Fraport AG. „Zudem sind wir Partner der Leitstellen der Landes- und Bundespolizei. Wir bewerten, alarmieren, dokumentieren die sicherheitsrelevanten Vorkommnisse auf dem Flughafen revisionssicher, legen Notfallstufen fest und versorgen die Behörden und Airlines mit Informationen.“ Im vergangenen Jahr wurden am Frankfurter Flughafen 202.784 sicherheitsrelevante Vorfälle erfasst. „Dabei handelt es sich mitunter auch um unberechtigte Türöffnungsversuche, wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter mit seinem abgelaufenen Ausweis eine Tür öffnen möchte“, erklärte Adam.

Britta Kalscheuer

  • Mit zwei Millionen Tonnen Fracht pro Jahr ist Frankfurt am Main der größte Frachtflughafen Europas – und Deutschlands zweitgrößter Fischimporteur.
  • Täglich verzeichnet der Flughafen durchschnittlich 1.300 Starts und Landungen mit 150.000 Passagieren, alle außerhalb des Nachtflugverbots von 23 bis 5 Uhr.
  • Die unterirdische Gepäckförderanlage ist 81 Kilometer lang und befördert täglich rund 70.000 Koffer.
  • Der Flughafen umfasst 73 Flugzeugabstell-Gebäudepositionen, sind diese belegt, parken ankommende Maschinen auf den Vorfeld.
  • Die Start- und Landebahnen Center und Süd sind je 4.000 Meter lang, ebenso die Startbahn West; die Landebahn Nordwest ist 2.800 Meter lang. Ein A380 benötigt zum Start 2.500 Meter.
  • Aufgrund der Westwindzone erfolgen 75 Prozent der Starts in diese Richtung, kommt der Wind von Osten, wird die Startrichtung gedreht.
  • Damit die rund 3.250 Fahrzeuge auf dem Flughafengelände die Maximalgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern einhalten, wird dort geblitzt. Für Flugzeuge gilt die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht.
  • Der Frankfurter Flughafen besitzt die größte Tankstelle Europas: Die zehn Tanks des HBG-Konsortiums fassen 186 Millionen Liter Kerosin; pro Tag werden rund 14,7 Millionen Liter Treibstoff betankt.
  • Im Jahr 2022 soll das neue Terminal 3 eröffnet werden.
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Foto: Nürnbergmesse/Heiko Stahl

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