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5. Wintertagung 7. April 2016

Am Puls der Zeit

PROTECTOR & WIK und der Bayerische Verband für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW) veranstalteten Mitte März die inzwischen 5. Wintertagung wieder am bayerischen Spitzingsee. Hochkarätige Referenten, abwechslungsreiche Vorträge und ein unterhaltsames Abendprogram mit viel Gelegenheit zum Netzwerken prägten die zweitägige Veranstaltung und begeisterten die über 100 Teilnehmer.

Über 100 Teilnehmer kamen Mitte März zur inzwischen 5. Wintertagung, die PROTECTOR & WIK und der BVSW wieder am Spitzingsee veranstalteten.
Über 100 Teilnehmer kamen Mitte März zur inzwischen 5. Wintertagung, die PROTECTOR & WIK und der BVSW wieder am Spitzingsee veranstalteten.

Traditionell gliederte sich das Programm in aktuelle Vorträge zum Wirtschafts- und Unternehmensschutz am ersten Tag und Themen zur Sicherheitstechnik, die am zweiten Tag der Veranstaltung überwogen. Hier wiederum lag der Fokus auf der IT-Sicherheit. Prof. Dr. Ing. Michael Behrens vom Institut für biometrische Identifikations-systeme (Ibis) brachte die Teilnehmer auf den neusten Stand seines Fachgebiets und skizzierte dabei unter anderem virtuelle Angriffsszenarien auf die verschiedenen Systeme.

Michael Sparenberg vom Institut für Internet-Sicherheit (Ifis) von der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen sprach zur IT-Sicherheit in kritischen Infrastrukturen und ging auf die Herausforderungen ein, die sich speziell der Industrie stellen. Mit Bezug auf die Energiewirtschaft und die zunehmenden digitalen, aber auch physischen Bedrohungen forderte Sparenberg einen Paradigmenwechsel. Die Leistungsgrenzen der klassischen IT-Sicherheit, so die These, seien erreicht. Um adäquat auf zukünftige Angriffe auf kritische Infrastrukturen reagieren zu können, sei ein ganzheitlicher Sicherheitsbegriff notwendig, der keinen Unterschiede mehr zwischen IT-Sicherheit, Videoüberwachung, Zutrittskontrolle oder Sicherheitsdienstleistungen mehr kenne, sondern alle Maßnahmen in einem Konzept vereine.

Wie schwierig es für Behörden in Deutschland ist, Einheitlichkeit zu erlangen, zeigte anschaulich der Vortrag von Andreas Sachs vom Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht. Der Datenschutz, erklärte Sachs, sei zwar rechtlich auf europäischer Ebene geregelt, in Deutschland aber regional organisiert. Von den insgesamt 27 Aufsichtsbehörden in der Europäischen Union, seinen mit 18 Behörden mehr als die Hälfte in der Bundesrepublik beheimatet – entsprechend heterogen falle die Überwachung der Einhaltung von Datenschutzrichtlinien aus. Grundlegende Besserung erwartet Andreas Sachs vom angekündigten Bundesdatenschutzgesetz, das 2018 die einzelnen Verordnungen der Länder ablösen und vereinheitlichen soll. Dann sei der Weg zur Zertifizierung von Datenschutzrichtlinien frei und Sicherheitslücken könnten geschlossen werden.

Am Tag zuvor standen unter anderem aktuelle, politische Themen auf dem Tagungsprogramm. Dr. Benedikt Franke gab in seiner Funktion als Chief Operating Officer zunächst Einblicke in die Organisation und den Ablauf der Münchner Sicherheitskonferenz 2016. Die erstmalige Einladung vieler Journalisten habe sich als Fehler erwiesen, gestand Franke. Dies wolle man deshalb im nächsten Jahr wieder ändern. Denn die Rede des russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew, so die Begründung, sei von einigen Medien falsch wiedergegeben und irrtümlich als Ankündigung eines neuen Kalten Krieges interpretiert worden. Dabei habe Medwedew mit seiner Rede genau das Gegenteil bezweckt, so Franke.

Der Generalleutnant der Bundeswehr, Dieter Warnecke, und Dr. Gunther Schmide, befassten sich in ihren Vorträgen mit dem Islamischen Staat und bewerteten diesen aus militärischer, beziehungsweise geopolitischer Sicht. Brigadegeneral Dr. Erich Vad analysierte die sicherheitspolitische Lage in Europa und forderte unter anderem wieder aktivere Exporte deutscher Sicherheitstechnik ins Ausland: „Bürger kommt von Burg“, so Vad. „Wir müssen wieder wehrhafter werden.“

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Äußerst positiv wurde von den Teilnehmern unter anderem der Vortrag der Ärztin für Forensische Psychatrie, Dr. Nahlah Saimeh, bewertet, die über die psychische Konstitution von Extremisten im Allgemeinen, und islamistischen Gewalttätern im Besonderen referierte. Mag. Gisela Kokron, die unter anderem als Trainerin, Personalentwicklerin und als Mediatorin für Führungskräfte tätig ist, erklärte, wie sich Stresssituationen mit den neuesten Erkenntnissen der kognitiven Neurowissenschaften besser bewältigen lassen.

Ausreichend Gelegenheit, sich über die qualitativ hochwertigen Vorträge auszutauschen, bot sich den Teilnehmern der 5. Wintertagung schließlich am Abend im traditionellen Ambiente der „Alten Wurzhütte“ unweit des Tagungshotels. Zur Unterhaltung trug hier auch die Kabarettistin Josefine Gardner bei, die fragte, wie zeitgemäß Privatsphäre in Zeiten der Globalisierung eigentlich noch sei.

Andreas Albrecht

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