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Gezielte Ansprache

Die technischen Anforderungen für Räumungen oder Evakuierungen, wie Länge und Kennzeichnung von Fluchtwegen, sind in einigen Gesetzen, Richtlinien und Vorschriften festgelegt.

Richtlinien und Vorschriften legen die technischen Anforderungen für eine Evakuierung fest. Das menschliche Verhalten ist nicht so leicht vorzugeben.
Richtlinien und Vorschriften legen die technischen Anforderungen für eine Evakuierung fest. Das menschliche Verhalten ist nicht so leicht vorzugeben.

Während diesen Vorgaben in der Regel quantitative Angaben machen, wie zum Beispiel die Breite von Flucht-wegen, werden meist die menschliche Wahrnehmung und das darauf bezogene Verhalten nicht einbezogen. Beispiele aus der Praxis und Forschung belegen, dass sich Menschen in Ausnahme-situationen häufig nicht so wie „gewünscht“ oder wie in Regelwerken „erwartet“ verhalten.

Diese Problematik hat konkrete Auswirkungen auf die Ausarbeitung von Notfallund Sicherheitskonzepten für bestimmte Zielgruppen, wie etwa eine gezielte Gestaltung von Warnungen und Alarmen, damit Personen unverzüglich in einer bestimmten Form reagieren. Die Annahme, Menschen würden im Falle eines Feueralarms sofort ein Gebäude oder ein Gelände auf den vorgesehenen Wegen räumen, erweist sich dabei oftmals als falsch. Ob und wie Personen auf einen Alarm reagieren, hängt von einer Vielzahl individueller Bewertungsprozesse, Entscheidungen und Motiven ab. Neben der generellen Voraussetzung, dass ein Feueralarm akustisch wahrnehmbar sein muss (Hörbarkeit), spielt auch die kognitive Verarbeitung der Information eine wichtige Rolle. Ein Feueralarm muss als solcher erkannt, als persönlich relevant angesehen und auch als „echt“ betrachtet werden.

Dr. Laura Künzer

Damit im Alarmfall die Reaktionszeit der Personen verbessert werden kann, können verschiedene Maßnahmen herangezogen werden. Warnungen und Alarme müssen immer gezielt in Abhängigkeit der Zielgruppe und des Anwendungskontexts gestaltet werden. Wie effektiv eine Warnung letztendlich ist, hängt vom Alarmgeber, den betroffenen Personen und deren aktueller Tätigkeit sowie der Infrastruktur, in der sich diese aufhalten, ab. Eine Evakuierungsalarmierung etwa für einen Industriebetrieb wird anders ausfallen als für ein öffentliches Gebäude.

Einrichtungen wie Schulen oder Krankenhäuser sind aufgrund der dort anwesenden besonderen Personengruppen ebenfalls gesondert zu betrachten. Es kann zudem auch Sinn machen, für verschiedene Abschnitte einer Infrastruktur unterschiedliche Durchsagen zu gestalten, immer darauf bezogen, welche Handlungen der Alarmgeber bewirken will. Alarme sollten sich auch an das Zwei-Sinne-Prinzip halten, also beispielsweise optisch und akustisch erfolgen. Maßgeblich entscheidend für die Effektivität einer Alarmierung ist zum einen die Dringlichkeit, die an die betroffenen Personen vermittelt wird, wie schnell sie auf die Alarmierung zu reagieren haben. Zum anderen spielt zudem die Glaubwürdigkeit des Alarms oder der Durchsage eine große Rolle, zum Beispiel wer die Evakuierungsalarmierung absetzt.

Ob eine vorbereitete Ansage vom Band oder eine direkte Ansprache durch eine Person als glaubwürdiger wahrgenommen wird, hängt ebenfalls vom Kontext ab. Informationen über das auslösende Ereignis und mögliche Gefahren sollten klar kommuniziert werden, die Handlungsanweisungen müssen eindeutig und gezielt sein. Nur wenn die Personen die Gefahr und daraus resultierende mögliche gesundheitliche Risiken für sich als gegeben ansehen, werden sie unverzüglich reagieren. Gleichzeitig sollten Alarmierungskonzepte auch die personelle Kapazität einer Infrastruktur berücksichtigen.

Übung macht den Meister Einige Vorschriften legen die Durchführung von Evakuierungsübungen fest. Diese sinnvollen Maßnahmen bieten die Möglichkeit, die Akzeptanz zu schaffen, damit diese nicht als Belastung empfunden werden, und ein Bewusstsein bei den Personen herzustellen, warum und wie sie auf eine Alarmierung zu reagieren haben. Nur so stellt eine derartige Übung ein sinnvolles Mittel zur Prävention dar. Je stärker solche Übungen und Maßnahmen in einer Organisation gelebt werden, desto größer ist die Akzeptanz und das Wissen über Verhalten in Ausnahmesituationen und umso effektiver kann dann im Notfall gehandelt werden. Hier sind naturgemäß auch die Führungskräfte in der Verantwortung, präventive Maßnahmen zu fördern und vorzuleben. Neue berufliche Herausforderung gesucht? Auf unserer Stellenmarkt-Seite werden aktuelle Job-Angebote und Stellen mit Bezug zum Thema Sicherheit angezeigt. Bereitgestellt werden die Stellenangebote über unseren Partner StepStone Deutschland. Schauen Sie einfach mal vorbei unter: www.sicherheit.info/stellenmarkt.

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