Wenn die Loyalität leidet...
Die Steuerbehörden sind weltweit in Aufruhr. Die Ursache: Die „Panama-Papers“, 11,5 Millionen Dokumente, die bereits vor einem Jahr der Süddeutschen Zeitung zugespielt und deren erste Auswertungen jetzt veröffentlicht wurden. Dabei soll es sich um die größte Datenmenge handeln, die Journalisten je zugespielt wurde.
Die Dokumente belegen zahlreiche Steuer- und Geldwäschedelikte sowie den Bruch von UN-Sanktionen rund um den Globus. Auch namhafte deutsche Banken nutzten dabei unter anderem die Dienste einer panamaischen Kanzlei, um über 1.200 Briefkastenfirmen zu gründen und zu verwalten.
Aber das ist erst der Anfang der Ermittlungen. Es ist noch nicht abzusehen, welche Lawine da losgetreten wurde. Bisher sind schon bekannte Politiker, Sportler und Prominente in Ost und West in den Strudel der Aufklärung geraten, und verschiedene Existenzen hat es bereits gekostet. Besonders pikant beispielsweise: Der Chef von Transparency International Chile, Gonzalo Delaveau, wurde in den Papieren genannt und reichte daraufhin seinen Rücktritt ein.
Die Süddeutsche Zeitung will weder die Originaldokumente veröffentlichen noch den Informanten preisgeben, damit aus „John Doe“ kein zweiter Edward Snowden wird... Die Motivation von John Doe, die Daten weiterzugeben, ist übrigens, wie bei so vielen Whistleblowern, eine positive: Er will, dass vom Unternehmen keine Straftaten mehr begangen werden. Und das sollte ja eigentlich auch im Interesse eines jeden Unternehmens liegen.
Eine Folge der Enthüllungen wird es hoffentlich sein, dass der Druck auf die Politik wächst, stärker gegen Steuerbetrug vorzugehen. Ebenso begrüßenswert wäre es, wenn Unternehmen ihr vorhandenes Hinweisgebersystem überprüfen beziehungsweise eines installieren, sofern es noch keines gibt. Damit es Mitarbeitern, denen etwas an ihrem Unternehmen liegt, die Möglichkeit gibt, anonym auf illegale Handlungen hinzuweisen. Denn der Weg in die Öffentlichkeit sollte wirklich die letzte Alternative sein.
Annabelle Schott-Lung
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