Direkt zum Inhalt
Die Quadratur des Kraiss 14. Juni 2016

Are you prepared?

Die Bilder von Brüssel, die zerstörte Abfertigungshalle, die vielen Toten und Verletzten sind schon fast wieder vergessen, die Medien haben sich beruhigt. Griechenland, der Brexit, die Flüchtlinge, das Erstarken der AfD, die Auflösungserscheinungen der EU und nicht zu vergessen TTIP beschäftigen vielmehr Medien und Öffentlichkeit. Dennoch herrscht hinter den Kulissen reges Treiben.

Volker Kraiss.
Volker Kraiss.

Sicherheit an Flughäfen bleibt auf der Tagesordnung der Sicherheitsverantwortlichen. Kontrollen außerhalb der Abfertigungsgebäude stehen zur Diskussion. Laut Lobbyisten der Luftverkehrsbranche wären sie das Gegenteil von kluger Sicherheitspolitik, sie würden die Gefahr nur verlagern und die Gefahr von Anschlägen sogar erhöhen, denn Reisende, die draußen Schlange stünden, würden sich noch schwieriger schützen lassen. Ist der Eindruck falsch oder treffen an dieser Stelle Sicherheitslösungen und wirtschaftliche Interessen knallhart aufeinander?

Man könnte es meinen, denn im gleichen Atemzug wird auch davon gesprochen, die vielen Sicherheitsschleusen und Sicherheitsvorkehrungen würden schon heute dem Luftverkehr schaden. Auch sollte das Verbot, Flüssigkeiten mitzuführen, mittelfristig abgeschafft werden. Fliegen soll wieder attraktiver gemacht werden. Es wird für sogenannte „Trusted-Traveller- Konzepte“ plädiert. Im Rahmen dieser Konzepte könnten sich Vielflieger vorab registrieren lassen und einem „behördlichen Sicherheitscheck“ unterziehen. Vielleicht einer „Zuverlässigkeitsüberprüfung“ wie sie gemäß § 7 Abs.10 LuftSiG verlangt wird? Wie dem auch sei, Überprüfte hätten dann den Vorteil, über so genannte „Fast Lanes“ schneller durch die Sicherheitskontrollen zu kommen. Komfort trifft Sicherheit, ein wahrlich tolles Konzept zur Abwehr von Sprengstoffanschlägen auf Flughäfen.

Fragwürdige Geschäftsmodelle

Kein Zweifel, die Gefahr von Terroranschlägen ist in Deutschland deutlich gestiegen. Sogenannte Spezialisten“ haben daraus offensichtlich ein Geschäftsmodell entwickelt. Sie wollen ihre Erfahrungen – in der Terrorabwehr noch ungeübten – Ländern und Unternehmen anbieten.

Zum Beispiel gibt es israelische Unternehmen, deren Leistungsportfolio unter anderem militärisches Sicherheitstraining, Informationsbeschaffung, Travel Security Management, Geiselbefreiungen, Flughafensicherheit oder Personenschutz beinhaltet. In Deutschland werden sie durch ein Unternehmen vertreten, das über „allerbeste Beziehungen bis nach ganz oben in Berlin“ verfügt. Dieses Unternehmen, natürlich ein „CEO“ und ein „COO“, sucht nun „ausgewählte Beratungspartner“, die ein „Exklusives Portfolio rund um das Thema Sicherheit auf sehr hohem Niveau“ anbieten sollen. In ihrem Anschreiben sind unter anderem Aussagen enthalten wie: „Aufgrund einer langjährigen engen Zusammenarbeit haben wir die Möglichkeit erhalten, dieses besondere Leistungsspektrum israelischer Spezialeinheiten unseren Geschäftspartnern zu optimalen Einkaufskonditionen anbieten zu können, und möchten Sie heute dazu einladen Partner zu werden“. Die beigefügte Broschüre titelt mit „Are you prepared?“ und ist voll von Bildern mit Männern in Kampfanzügen und Sturmgewehren im Anschlag, sogar Kampfhubschrauber sind abgebildet. Der Skill der Mitarbeiter wird wie folgt beschrieben: „High-level Officers and Former Operators from the Israeli Defense Forces (IDF) Special Forces, Israeli National Counter- Terrorism Unit (YAMAM), and the Israeli Security Agency Intelligence and Operational Branches”. Geballte Kampfkraft trifft deutsche Hilflosigkeit?

Anzeige

Fragwürdige Partner

Anlässlich zweier Treffen gibt man sich geheimnisvoll: „Man will nicht direkt bei Kunden aktiv werden, man will, dass der „ausgewählte Beratungspartner“ seine Kontakte nutzt und deren Sicherheitsdienstleistungen verkauft. Man würde dann Angebote erstellen, selbstverständlich auf einem hohen Preisniveau und unter absoluter Geheimhaltung. Mit einigen Partnern würde schon „Großes“ laufen.

Recherchen über den Vermittler ernüchtern allerdings: Der Sitz des Vermittlers – angeblich eine AG – befindet sich in der Schweiz. Bei dem Geschäftsführer handelt es sich um einen Steuerberater und das Unternehmen ist nicht im zuständigen Schweizer Handelsregister gemeldet. Der deutsche Sitz der AG befindet sich in einem Hinterhofbüro. Man trifft sich lieber in einem Hotelrestaurant. Nach einigen kritischen Fragen und Anmerkungen trennt man sich mit der Feststellung „offensichtlich nicht zusammenzupassen“. Natürlich stellt sich die Frage: Sind wir gegen den internationalen Terror gerüstet? Verfügen wir über wirkungsvolle Präventivmaßnahmen? Was wir nicht brauchen sind dubiose Vermittler und ausländische „Spezialisten“ in Kampfstiefel à la Blackwater und Co.

Passend zu diesem Artikel