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Machtvolle Allianz

„Gemeinsam.Werte.Schützen“– das ist das Leitmotiv der „Initiative Wirtschaftsschutz“. Dahinter stehen die maßgeblichen Bundessicherheitsbehörden BfV, BKA, BSI und BND sowie die Spitzen- und Fachverbände BDI, DIHK, BDSW und ASW Bundesverband. Mit vereinten Kräften werden sie künftig eine machtvolle Allianz gegen Wirtschaftsspionage, Konkurrenzausspähung und Sabotage bilden.

Freischaltung der Internetplattform der Initiative Wirtschaftsschutz: BKA-Präsident Münch, BfV-Präsident Maaßen, ASW-Vorstandsvorsitzender Wagner, DIHK-Präsident Schweitzer, Bundesinnenminister de Maizière, BDI-Präsident Grillo, BND-Präsident Schindler,
Freischaltung der Internetplattform der Initiative Wirtschaftsschutz: BKA-Präsident Münch, BfV-Präsident Maaßen, ASW-Vorstandsvorsitzender Wagner, DIHK-Präsident Schweitzer, Bundesinnenminister de Maizière, BDI-Präsident Grillo, BND-Präsident Schindler,

Spionage gehört nicht ins Reich von Fiktion und Agentenfilmen, sie ist längst real“, hob Bundesinnenminister Thomas de Maizière vor und 250 Zuhörern aus Politik, Behörden, Wirtschaft und Verbänden in Berlin hervor. Dennoch gleiche das Schutzniveau in Deutschland einem Flickenteppich.

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen würden viel zu häufig zu Opfern, weil sie Wirtschaftsspionage auf die leichte Schulter nähmen und sich nicht ausreichend schützten. Aus ihrer relativen Unbekanntheit in der Öffentlichkeit schlössen sie unzutreffenderweise, „kein lohnendes Ziel für Angriffe zu sein“.

Mittelstand schützen

Die Initiative Wirtschaftsschutz repräsentiere die gesamte deutsche Wirtschaft und das geballte Wissen der Sicherheitsbehörden im Wirtschaftsschutz, so de Maizière. Staat und Wirtschaft arbeiteten gemeinsam im Verbund, um alle deutschen Unternehmen zu erreichen. Gerade auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die nach jüngsten Studien nur zu einem Drittel überhaupt ein Schutzkonzept besäßen.

„Die Schaffung einer der fortschrittlichsten Wirtschaftsschutz-Architekturen der Welt – für eine der erfolgreichsten Volkswirtschaften der Welt“, das ist nach den Worten des Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, das langfristige Ziel der Nationalen Wirtschaftsschutzstrategie. Dies könnten jedoch weder Sicherheitsbehörden noch Unternehmen alleine leisten. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen benötigten Unterstützung, weil es ihnen oft an Wissen und Ressourcen mangele. „Made in Germany“ sei auf der ganzen Welt ein Synonym für Innovation, Qualität und Zuverlässigkeit. Das wecke bei Konkurrenten, Staaten und Kriminellen Begehrlichkeiten. „Unsere Unternehmen können nur dort erfolgreich agieren, wo sie sicher vor illegalen Angriffen sind. Das Thema Sicherheit der Wirtschaft im Kontext von Globalisierung und Digitalisierung auszublenden, wäre eine ebenso verengte – ja gefährliche – Sicht“, betonte Präsident Grillo.

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Gefahren analysieren

„Viele deutsche Firmen sind Weltmarktführer und bieten ein weltweit einzigartiges Know-how und Entwicklungen, die überall gefragt sind“, hob Dr. Erik Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervor. Vielfach handele es sich dabei auch um kleine und mittlere Unternehmen, die technologisch hoch spezialisiert seien, vielfach aber nicht ahnten, dass sie vielleicht schon im Fadenkreuz von Wirtschaftskriminalität und Wirtschaftsspionage stünden. Mit der Initiative Wirtschaftsschutz und der Nationalen Wirtschaftsschutzstrategie seien Behörden und Wirtschaft auf einem guten Weg. Doch angesichts der sich stetig verändernden Bedrohungslagen könnten „die heute vorgestellten Maßnahmen nur ein Zwischenschritt auf der Wegstrecke sein“. Für die Zukunft wünsche er sich, dass sich Verwaltungen noch mehr für die Anliegen der Unternehmen öffnen. Dazu gehöre, „Hürden für die Kontaktaufnahme mit den Behörden – echte wie gefühlte – zu verringern“, sagte Dr. Schweitzer.

Imageverlust befürchtet

Die Rolle des BDSW als Bindeglied zwischen Behörden und Unternehmen unterstrich Gregor Lehnert, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheitswirtschaft (BDSW). Rund 120.000 Mitarbeiter der BDSW-Mitgliedsunternehmen schützten die Kundenbetriebe bereits heute in vielfältiger Weise und ständen mit ihnen in täglichem Kontakt.

Während Großunternehmen eigene Sicherheitsabteilungen unterhielten und Netzwerke bis in die Behörden hinein aufgebaut hätten, verfüge die Masse der kleinen und mittelständischen Unternehmen noch nicht einmal über einen Grundschutz, geschweige denn Frühwarnsysteme. Dem Schritt, im Schadensfall externe Hilfe in Anspruch zu nehmen, stände laut Präsident Lehnert die Angst vor Sekundärschäden entgegen. Viele Unternehmen befürchteten schädliche Auswirkungen auf die Reputation, wenn ein Vorfall öffentlich bekannt werde. Hier bedürfe es der Sensibilisierung, die am sinnvollsten auf der Grundlage eines stabilen, in täglicher Zusammenarbeit gewachsenen Vertrauensverhältnisses erfolgen könne.

Defizite bei der IT-Sicherheit

Einen Quantensprung auf der Abwehrseite forderte Volker Wagner, Vorstandsvorsitzender des ASW Bundesverbandes, Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft. Seriöse Statistiken wiesen aus, dass IT-Angriffe erst nach durchschnittlich 169 bis 229 Tagen entdeckt würden. Dadurch werde es Angreifern ermöglicht, sich rund ein halbes Jahr ungehindert im Zielsystem zu bewegen. Außerdem sprach sich Wagner für eine verstärkte Sensibilisierung der Mitarbeiter aus. „Gehen Sie mal abends über die Hannover Messe, wenn die Stände zumachen, was für Heldengeschichten die Vertriebsleute da erzählen, was für einen großen Deal sie gerade gemacht haben – und nach dem zweiten Bier rutschen die Heldengeschichten noch viel besser heraus“, nannte er ein plastisches Beispiel.

In Zukunft sei mit verstärkten Angriffen zu rechnen, warnte Dr. Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV). Während die Angriffsflächen durch zunehmende Digitalisierung immer größer würden, steige die Zahl der Angreifer und der Angriffsszenarien erkennbar an. Hinter den professionell agierenden Hackern ständen oft fremde Nachrichtendienste.

Auf eine besondere Betrugsmasche krimineller Angreifer, den „CEO-Fraud“, wies Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA) hin. Die Täter kontaktierten Mitarbeiter mit der Behauptung, sie seien der Chef oder ein hochrangiger Manager dieses Unternehmens und benötigten für die Abwicklung eines Geschäftes schnellstens eine hohe Summe.

Ein heute erreichtes IT-Schutzniveau könne sich schon morgen als nicht mehr ausreichend erweisen, sagte Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Alle fünf Jahre wandelten sich die Angriffsszenarien komplett. Gegensteuern könnten die Unternehmen, indem sie die Mindeststandards für Cybersicherheit einhalten, über die das BSI ständig informiere.

Was der Bundesnachrichtendienst (BND) für die Wirtschaft tun könne, machte dessen damaliger Präsident Gerhard Schindler deutlich. So würden bilaterale Briefings über die politisch-ökonomische Situation in bestimmten Staaten angeboten.

Auf der Homepage der Initiative Wirtschaftsschutz werden viele wirtschaftsrelevante Sicherheitsaspekte thematisiert, beispielsweise die Bedrohungslage im Inund Ausland und neuste Angriffsmodi. Registrierte Nutzer erhalten weitergehende Informationen und können die Initiative direkt kontaktieren.

Klaus-Henning Glitza

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