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Editorial 22. Juni 2016

Einfach kompliziert

Komplexität“ war ein viel bemühter Begriff des zehnten PROTECTOR & WIK Forums Zutrittskontrolle. Nicht nur die Systeme selbst werden immer umfangreicher, weiterentwickelte Software bietet immer umfangreichere Integrationsmöglichkeiten.

Andreas Albrecht, Chefredakteur.
Andreas Albrecht, Chefredakteur.

Die zunehmende Verlagerung in die IT wirft Fragen hinsichtlich der Systemsicherheit und der Zuständigkeit von Projektplanungen auf, die sich vor wenigen Jahren noch nicht stellten. Damals gab es Online-und Offline-Systeme, es gab Karten und Schließzylinder und die Aufgabe von Zutrittskontrolle war es, bestimmten Personen bestimmte Türen zu öffnen, die anderen Personen verschlossen bleiben. Das war einmal, lautete das Urteil einiger Teilnehmer des Forums: Die zunehmende Integration, die sich immer schneller entwickelnde IT, die Virtualisierung und die Verlagerung von Zutrittskontrollsystemen in cloud-basierte Konzepte, würden sich auf bestehende Systeme in einer Art und Weise auswirken, dass die Infrastrukturen, wie wir sie heute kennen, langfristig aufhörten zu existieren.

Da war er wieder, der bekannte Konflikt zwischen Verfechtern offener Standards, die ihre Überzeugung argumentativ mit der Zwangsläufigkeit des technischen Fortschritts begründen, und den Verfechtern proprietärer Systeme. Denn dass sich Funktionen von Zutrittskontrolle wesentlich ändern, diese Meinungen teilten bei weitem nicht alle Teilnehmer des Forums. Auch wenn Tür-Controller, so die Gegenposition, im Prinzip inzwischen Computer mit prinzipiell entsprechend großem Potential der Vernetzung und Integration zutrittsferner Funktionen wie Licht oder Heizung seien, werde Zutrittskontrolle immer Zutrittskontrolle bleiben, mit der Aufgabe, die Berechtigung von Personen zu prüfen, die durch bestimmte Türen möchten.

Die unterschiedlichen Positionen, die das Forum seit Jahren prägen und traditionell zu lebendigen Diskussionen führen, zogen sich auch in diesem Jahr wieder wie ein roter Faden durch alle Themen. Konsens herrschte dagegen in der Feststellung, dass die Systeme an sich immer komplexer werden und die IT immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die damit verbundenen, zumindest theoretischen Möglichkeiten, machen Zutrittskontrolle auf der einen Seite umfangreicher und komplizierter. Auf der anderen, nämlich der Nutzerseite, aber auch immer komfortabler. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch und ein Phänomen, das keineswegs neu ist. So stellte der Philosoph Friedrich Nietzsche bereits vor über einhundert Jahren erstaunt fest: „Die einfachsten Dinge sind sehr kompliziert, man kann sich nicht genug darüber wundern.“

Andreas Albrecht

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