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Am Puls der Zeit bleiben

Die Sicherheitsbranche ist permanent in Bewegung. Auf 90 Jahre blickt mittlerweile die Arndt Sicherheit und Service GmbH zurück. PROTECTOR & WIK befragte zur Unternehmensphilosophie und Perspektiven in einem sich verändernden Markt Thomas Lechner, den Geschäftsführenden Gesellschafter.

Das Unternehmen beschäftigt heute über 700 Werkschutzfachkräfte, 74 Werkschutzmeister und drei Bachelors of Arts im Sicherheitsmanagement.
Das Unternehmen beschäftigt heute über 700 Werkschutzfachkräfte, 74 Werkschutzmeister und drei Bachelors of Arts im Sicherheitsmanagement.

PROTECTOR & WIK: 1925, in den „goldenen Zwanzigern“, hat Theodor Arndt das Unternehmen gegründet. Was war seine Motivation?

Thomas Lechner:

Theodor Arndt hat die Branche als Wachmann kennengelernt und bald festgestellt, dass dabei nicht alles nach seinem Verständnis von Sicherheit geschieht. Aber vor allem hat er um die klassische Bewachung herum schon damals andere Geschäftsfelder erkannt.

Sie sind jetzt in der vierten Generation sein Nachfolger. Was verbindet Sie?

Ich habe damals Günter Arndt, den Enkel des Gründers, noch selbst kennengelernt, und er hat mich als Unternehmer beeindruckt. Gleichzeitig hat er mir als jungem Mann nach der Bundeswehr eine echte Perspektive geboten, vielleicht auch, weil aus seiner Familie kein männlicher Nachwuchs hervorging. Damit war mir ein direkter Weg in die Verantwortung geboten. Leider starb Günter Arndt viel zu früh. Doch das damalige Team hat in einem starken Zusammenhalt den Übergang gemeistert, und seine Frau Susanne hat uns dabei unterstützt.

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Seit jeher verfolgen wir die Qualität in der Dienstleistung als ein Hauptziel. Ausbildung war schon immer ein Kernthema. Das wurde nach dem Umzug nach Fürth-Bislohe weiter forciert. Die ersten IHK-geprüften Werkschutzfachkräfte, die ersten IHK-geprüften Werkschutzmeister kamen aus dem Hause Arndt, die erste Zertifizierung nach der DIN 9002 in unserer Branche setzte diesen Weg fort. Mit Beginn des neuen Ausbildungsberufes Fachkraft für Schutz und Sicherheit haben wir hier schon ein paar hundert jungen Leuten den Weg in unsere Branche geebnet.

Wie hat sich im Laufe dieser 90 Jahre das Berufsbild des Sicherheitsdienstleisters verändert?

Das Berufsbild des Sicherheitsdienstleisters hat sich analog zur gesamtgesellschaftlichen und technologischen Entwicklung permanent verändert. In den Anfangsjahren wurden von den Kunden ausschließlich reine Bewachungsleistungen nachgefragt. Sicherheitstechnik spielte keine sehr große Rolle. Ebenso steckte der Dienstleistungssektor insgesamt noch in den Kinderschuhen. Die Firmen bestellten ein „Stück“ Wachmann, auch mal eine Empfangsdame oder Pförtner, ohne aber die Leistungsinhalte näher zu definieren.

Erst mit der Einführung des Berufsbildes der Werkschutzfachkraft Ende der 70er begann die Veränderung in der Branche. Damals wurden die Mitarbeiter aus anderen Branchen rekrutiert und im Rahmen einer berufsbegleitenden Ausbildung zur Werkschutzfachkraft ausgebildet. Diese konnten sich ab Mitte der 90er Jahre zum Werkschutzmeister weiter qualifizieren. Heute haben wir ein komplexes Berufsbild mit einem Ausbildungsberuf, der IHK-geprüften Fachkraft für Schutz- und Sicherheit bis zum Bachelor of Arts im Sicherheitsmanagement.

Wie muss Ihrer Meinung nach ein modernes Sicherheitsdienstleistungsunternehmen aufgestellt sein, um erfolgreich zu sein?

In erster Linie sind wir als Sicherheitsunternehmen in der Zukunft Systempartner. Wir müssen den Kunden vernetzte Lösungen anbieten. Und dabei erwartet die Kunden wirtschaftliche Lösungen, maximale Sicherheit für ihre Betriebe, 24 Stunden Service, die Transparenz der Leistung und die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Das setzt voraus, dass wir diese Leistungen unter bestmöglicher Wirtschaftlichkeit gestalten und dabei über bestens ausgebildetes und motiviertes Personal verfügen. Unsere moderne Notruf- und Serviceleitstelle dient dabei als Schnittstelle für alle unsere Sicherheits- und Serviceleistungen.

Wir müssen am Puls der Zeit bleiben, mögliche Entwicklungen antizipieren und die Kunden vorausschauend und umfassend beraten. Gerade in der jetzigen Zeit mit steigenden Bedrohungen und Anforderungen können wir nicht auf ein Standardportfolio verweisen, wenn eine komplexe neue Aufgabe an uns herangetragen wird. Dabei ist es ganz entscheidend, die Vorteile technischer Entwicklungen und zeitgemäßer Technologien sowohl zum Nutzen der Kunden als auch zur eigenen Professionalisierung zu erkennen und einzusetzen. Ein aktuelles Beispiel ist der Einsatz von Überwachungsdrohnen im industriellen Werk- und Objektschutz. Unser Pilotprojekt ist kurz vor dem Abschluss – in wenigen Wochen werden wir die ersten Industriegelände mit Drohnen überwachen.

Wenn Sie die aktuelle Diskussion in puncto Ausbildung und Qualifikation der Mitarbeiter verfolgen: Was tun Sie, um Ihren Kunden entsprechende Qualität in der Dienstleistung anbieten zu können?

Wie schon angeklungen ist, bilden wir unsere Mitarbeiter und Führungskräfte auf allen Ebenen und in allen wichtigen Bereichen aus und weiter. Die klassische Sicherheitsausbildung mit der Prüfung zur geprüften Schutz- und Sicherheitskraft beziehungsweise Fachkraft für Schutz und Sicherheit ist für uns selbstverständlich. Nur fachlich qualifiziertes, persönlich geeignetes und motiviertes Personal kann heute die geforderten Leistungen erbringen. Unsere Mitarbeiter müssen heute so viel Fachwissen mitbringen. Nicht nur über den Werkschutzdienst, sondern auch über die Organisation und die Leistungen der Kunden, über Sicherheitstechnik und Gebäudeleittechnik, Videosystem und Brandschutz.

Zudem muss das Personal die rechtlichen Rahmenbedingungen verstehen und aktuelle Bedrohungslagen richtig einordnen. Das können Hilfskräfte, die nur über die Zulassungsvoraussetzungen für das Gewerbe verfügen, nicht leisten. Gerade unsere Aus- und Weiterbildung und die Consultingleistungen haben dazu geführt, dass wir bei mehreren Qualitätsaudits von Kunden, teilweise durch externe Auditoren, als bester Dienstleister ausgezeichnet wurden. Und das nicht nur einmal, sondern auch mehrere Jahre hinter einander. Im November 2015 wurden wir zudem mit den OSPA in der Kategorie „herausragender Objekt- und Werkschutz“ ausgezeichnet. Damit sind wir Deutschlands bester Sicherheitsdienstleister.

Welches sind Ihre nächsten Ziele? Werden Sie sich weiter in Richtung „Mensch + Technik“, Stichwort Beratung, entwickeln?

Ein wichtiger Grundsatz für uns ist, dass wir da sind, wo unsere Kunden sind und uns brauchen. Einige unserer Tochterunternehmen, Niederlassungen und Zweigstellen sind aus einem solchen Grund entstanden und haben sich prächtig entwickeln. Wo unsere nächste Niederlassung und Zweigstelle entstehen wird, bestimmen deshalb zu einem großen Teil unsere bestehenden oder möglichen neuen Kunden. Ganz sicher ist auf jeden Fall, dass es für uns auf dem Weg der Integration von Technik, Mensch und Organisation kein Zurück geben wird.

Wir werden immer die aktuellen Anforderungen, Technologien, Entwicklungen und damit verbundenen Möglichkeiten aufgreifen, in unser Portfolio und unsere Prozesse integrieren und die Qualifikation unserer Mitarbeiter stetig anpassen. Eine gewisse Rastlosigkeit und ständige Suche nach Neuem ist schon Teil unserer Unternehmenskultur, und das wird immer so bleiben. Auch aus diesem Selbstverständnis heraus haben wir uns entschlossen, in eine neue Firmenzentrale zu investieren. Dort wollen wir eine der modernsten Sicherheitszentralen Europas bauen, moderne Ausbildungseinrichtungen bieten und das Ganze in einem Umfeld, in dem sich die Mitarbeiter gerne für das Unternehmen einsetzen.

Mit Ihrem Sohn Florian Lechner steht bereits die nächste Generation „in den Startlöchern“. Wo sehen Sie Ihr Unternehmen beim 100. Geburtstag und darüber hinaus?

Nicht nur mein Sohn Florian, auch mein Sohn Stefan und meine Tochter Tanja sind im Unternehmen engagiert. Sie lernen unser Handwerk neben dem Studium kennen und sind in verschiedenen Funktionen tätig. Ich habe das Glück, mit einem Team aus langjährigen und erfahrenen Führungskräften und Mitarbeitern arbeiten zu können. Dieses Team und die Generation von jungen und gut ausgebildeten Nachwuchskräften bilden zusammen mit meinen Kindern die Zukunft. Daraus ist in den letzten Jahren eine schlagkräftige und erfolgreiche Mannschaft geworden. Und diese Mannschaft sorgt auch dafür, dass Arndt seine Stellung im Spitzenfeld deutscher Sicherheitsunternehmen weiter behaupten und positiv entwickeln kann.

Annabelle Schott-Lung

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