Direkt zum Inhalt
Editorial 18. August 2016

Im Fokus der Finanzjongleure?

Ermutigende Zahlen meldete vor kurzem der Bundesverband Sicherheitstechnik (BHE) zur Entwicklung des Marktes der elektronischen Sicherheitstechnik, die auf einer Studie beruhen, die gemeinsam mit dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronindustrie ZVEI durchgeführt und veröffentlicht wurde.

Andreas Albrecht, Chefredakteur.
Andreas Albrecht, Chefredakteur.

Demnach steigerte sich der Gesamtumsatz in diesem Markt im letzten Jahr im Vergleich zu 2014 um fast acht Prozent. Erfreulich zudem, dass laut Studie alle Teilsegmente zulegen konnten. So ermittelten die Verbände unisono Zuwächse für die Videoüberwachungs-, Zutrittskontroll-, Einbruchmelde- und Brandschutztechnik, wo die Steigerung mit über elf Prozent am deutlichsten ausfiel (siehe auch Seite 15 in dieser Ausgabe).

Alles bestens also? Wohl nicht ganz. Denn dass der Gesamtmarkt der Sicherheitstechnik weiterhin Wachstumszahlen vorweisen kann, von denen andere Branchen nur träumen können, bedeutet nicht, dass alle in ihm tätigen Unternehmen gute Geschäfte machen. Vielmehr gibt es leider Hinweise auf das Gegenteil. So zeigen etwa die Ergebnisse des exklusiven Branchenbarometers von PROTECTOR & WIK in Kooperation mit der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner, dass viele Unternehmen den steigenden Wettbewerbsdruck zu spüren bekommen, und die Anpassung ihrer Geschäftsstrategie für notwendig erachten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu erhalten.

Und Andreas Beerbaum von Seetec betont in seinem Beitrag auf Seite 14 die Zeichen eines globalen Konzentrationswettbewerbes im Videoüberwachungsmarkt sowie die weiter fallenden Preise für Hardware und Software, die vor allem kleineren, regional tätigen Herstellern zusetzen. Und nicht nur diesen. Die jüngsten Beispiele der Übernahmen von Mobotix durch das japanische Unternehmen Konica Minolta, ehemals drittgrößter Kamerahersteller der Welt, der mittlerweile in der Bürotechnik genauso zuhause ist wie in der Medizintechnik, sowie Tyco durch den amerikanischen Konzern Johnson Controls, der bisher vor allem als großer Automobilzulieferer ein Begriff war, vor kurzem aber überraschend ankündigte, diesen Unternehmenszweig aufzugeben und seine Strategie nach eigener Aussage zukünftig in der Ausrichtung auf ein „Multi-Industrieunternehmen“ definiert, zeigen, dass längst auch die großen Player der Sicherheitstechnik-Branche in den Fokus der Finanzjongleure geraten sind.

Ob diese Entwicklung der Produktentwicklung und der Innovationskraft gut tut, von der die Sicherheitstechnik-Branche lebt und die in unsicheren politischen Zeiten und sich ständig ändernden Bedrohungsszenarien auch notwendig ist, wird spannend zu beobachten sein. Skepsis vor allzu großem Jubel über die beeindruckenden Wachstumszahlen des Gesamtmarktes scheint zumindest begründet zu sein.

Andreas Albrecht

Anzeige

Passend zu diesem Artikel