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Sicher gebettet

Hotels wollen ihren Gästen in der Regel ein Höchstmaß an Komfort und Sicherheit bieten. Doch mittlerweile häufen sich Schließungen von Hotels aufgrund schwerer Brandschutzmängel. Zwar sind die Bestimmungen in Deutschland vergleichsweise streng, doch nicht immer werden diese eingehalten.

Die Villa Kennedy in Frankfurt am Main wurde umfassend renoviert und erweitert.
Die Villa Kennedy in Frankfurt am Main wurde umfassend renoviert und erweitert.

Die Gründe sind oftmals die Kosten, die mit einer gründlichen brandschutz-technischen Ertüchtigung einhergehen. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel der Villa Kennedy in Frankfurt am Main. Die Hotelanlage besteht aus dem denkmalgeschützten Zentralbau, der „Villa Speyer“, sowie den im gleichen Stil errichteten Neubauten. In der Villa Speyer befinden sich heute die Hotellobby und unter anderen im Turm, die „Speyer-Suite“, die über 300 Quadratmetern groß ist. Die Neubauten, die heute 90 Prozent des Hotelkomplexes ausmachen, wurden in den gleichen historisierenden Formen und mit ursprünglichem Fassadenmaterial ausgeführt, sodass sich alt und neu harmonisch zusammenfügen. Die Villa Kennedy stellt sich heute als geschlossenes Ensemble dar, das dem Typus des großen Palasthotels der vorhergehenden Jahrhundertwende entspricht. Das Fünf- Sterne-Hotel verfügt über 127 Zimmer und 36 Suiten sowie über ein Restaurant und acht Tagungsräume.

Im Zuge der Sanierung ist auch der bauliche sowie anlagen- technische Brandschutz des Hotels vollständig erneuert worden. Der Rat der Europäischen Union (vormals EG) hatte bereits 1986 in seiner Empfehlung 86/666/EWG die Hauptziele in Bezug auf den Brandschutz in Hotels festgelegt. Demnach sind die Gefahren eines Brandausbruchs einzuschränken, das Ausbreiten von Feuer und Rauch zu verhindern, alle Anwesenden müssen das Hotel unversehrt verlassen und Rettungskräfte ungehindert eingreifen können.

Die Umsetzung dieser Empfehlung erfordert national neben der Beachtung der zahlreichen Vorschriften zum baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Brandschutz auch ein effektives Brandschutz- management. Hierauf fußt die gesamte Strategie, Brände zu verhindern oder im Ernstfall richtig und rasch zu handeln. Hotels können sich hierzu bei verschiedenen Verbänden mit ersten Informationen und Leitfäden versorgen, die eine richtige Planung von Beginn an erleichtern sollen. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) bietet Anleitung für wirksamen Brandschutz, da abgesehen vom drohenden Verlust von Menschenleben auch nicht unerhebliche Sachwerte auf dem Spiel stehen.

Umfassender Brandschutz

Das gesamte Hotel ist voll besprinklert und dafür vom Bundesverband Technischer Brandschutz e.V ausgezeichnet worden. Insgesamt sind 3.450 Sprinklerköpfe installiert. Davon dienen 843 allein dem Hohlraumschutz. Im zweiten Untergeschoss befindet sich die Sprinklerzentrale. Hier wird ein Vorrat mit 100 Kubikmetern Volumen bereitgestellt, eine Nachspeisung erfolgt aus dem öffentlichen Netz. Auch das zweigeschossige Parkhaus unter dem Hotel ist komplett mit Sprinklern versehen. Mehrere Hundert Brandmelder sind im Hotel verbaut, wobei je nach Umgebung unterschiedliche Typen zum Einsatz kommen. So werden beispielsweise dort, wo aufgrund ästhetischer oder denkmalschutzrechtlicher Erwägungen keine Kabel gezogen werden konnten, Funkmelder verwendet.

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In anderen Bereichen wie in der Küche oder der Sauna sind thermische und Mehrkriterienmelder verbaut. Im Saunabereich ist zudem in Absprache mit der Feuerwehr eine Zweimelder-Abhängigkeit implementiert worden, da es bedingt durch den Dampf und die Hitze sonst vermehrt zu Fehlalarmen kommen könnte. Alle Melder sind an eine Bosch UEZ 2000-SRT Brandmeldezentrale angeschlossen.

Die Anlage gewährt eine hohe Betriebssicherheit durch einen störungstoleranten Betrieb selbst bei Leitungskurzschluss oder -unterbrechung. Zusätzlich zu den Meldern in jedem Hotelzimmer gibt es die Möglichkeit, die Gäste gezielt in den Zimmern oder anderen Räumen über die elektroakustische Anlage (ELA) mit Sprachansagen zu warnen und anzuleiten. Um das Risiko von Entstehungsbränden so gering wie möglich zu halten, sind ferner alle Möbel, Einrichtungsgegenstände und Betten schwer entflammbar und schwer brennbar.

Einmal im Quartal kommt ein Arbeitssicherheitskomitee zusammen, das die aktuellen Entwicklungen bespricht. Alle Mitarbeiter, die im Hotel anfangen, erhalten ein mehrtägiges Orientierungsprogramm, in dem sie unter anderem die Räumlichkeiten kennenlernen. Die Mitarbeiter erhalten zudem durch eine von der Wisag bereitgestellte Fachkraft für Arbeitssicherheit eine umfassende Brandschutzschulung für ihren jeweiligen Arbeitsbereich.

Ferner wird einmal im Jahr eine Feuerlöschübung abgehalten, bei der auch der Umgang mit Feuerlöschern und anderen Löschgeräten erprobt wird. Schließlich gibt es auch regelmäßig Evakuierungsübungen, von denen die Mitarbeiter im Vorfeld nichts wissen, sondern nur dieGäste eingeweiht sind. Evakuiert wird nicht das ganze Hotel, sondern einzelne Sektionen – wie im Ernstfall auch.

Eine Evakuierung dauert in der Regel nur wenige Minuten und verläuft parallel zur Anfahrt der alarmierten Feuerwehr. Im Vorfeld werden verschiedene Szenarien berücksichtigt, die auch Ereignisse während der Nachtzeit mit einschließen. Über vordefinierte Telefonketten wird sichergestellt, dass alle relevanten Mitarbeiter und Personen im Ernstfall zügig informiert sind. Das „Crisis Response Team“ kommt im Ereignisfall sofort zusammen und leitet die notwendigen Maßnahmen zur Teilevakuierung und Datensicherung ein. Dazu gehört auch etwa der Ausdruck von Belegungslisten zum Abgleich. „Oberste Priorität hat die Sicherheit unserer Gäste und unserer Mitarbeiter“, erklärt Hotel Manager Gerrit Thiebes,und ergänzt: „Die eigentliche Brandbekämpfung überlassen wir den Profis von der Feuerwehr.” Auch bei den zahlreichen Veranstaltungen im Hotel wird Sicherheit großgeschrieben. Veranstalter müssen sich an eine eigens erstellte Brandschutzordnung halten, deren Einhaltung auch geprüft wird.

Sicherheit wird nachgefragt

In puncto Sicherheitsgefühl ist nicht zuletzt durch die Anschläge von Brüssel und Paris eine Veränderung gerade bei Gästen aus dem angelsächsischem Raum zu beobachten. Da das Hotel häufig Gäste aus Top-Unternehmen und Führungsetagen beherbergt, legen diese einen besonderen Wert auf eine umfassende Sicherheit. Dies betrifft nicht nur den Brandschutz, sondern auch Fragen der medizinischen Versorgung, Zufahrtswege, die nächsten Polizeidienststellen und andere sicherheitsrelevante Details. Hier spielt auch die Frage der Zutrittskontrolle der Zimmer und einzelner Bereiche eine große Rolle. Alle Zimmer sind über Schlüsselkarten zu erreichen, die über einen eigenen Rechner im Haus codiert werden.

Hier werden auch die einzelnen Zutrittsbereiche für die Angestellten je nach Aufgabengebiet festgelegt. Das System erlaubt eine zentrale Abfrage über Zutritte und Berechtigungen zu jeder Zeit. Die Präsidentensuite ist nochmals zusätzlich sicherheitstechnisch aufgerüstet: Neben schusssicherem Glas verfügt sie über einen eigenen Fahrstuhl, eigene Fluchtwege sowie einen eigenen „Panikknopf“, mit dem ein direkter Kontakt zu einem Mitarbeiter hergestellt wird. In zentralen Bereichen wie dem Eingang, der Lobby und der Tiefgarage gibt es eine Videoüberwachung. Die Daten werden bis zu 30 Tage auf Festplatte in einen eigenen Serverraum gespeichert und im Bedarfsfall von der Polizei ausgewertet.

IT-Schutz immer wichtiger

Neben dem Brandschutz und der allgemeinen Sicherheit spielt auch immer stärker die IT-Sicherheit angeschlossener Systeme eine Rolle. So ist etwa der Rechner für das Codieren der Schlüsselkarten nicht ans Internet angehängt, sodass ein unbefugter Zugriff von außen nicht möglich ist. „Mitarbeiter sind angewiesen, bei E-Mails auf Anhänge oder Links zu achten und werden für das Thema allgemein über Sicherheitsschulungen sensibilisiert“, so Thiebes. Beispielsweise stellt die Information, welcher Gast gebucht hat – gerade im Hinblick auf Prominenz oder Spitzenvertreter aus der Wirtschaft – einen hohen sicherheitsrelevanten Aspekt dar. Auch das Kreditkartenmanagement ist vollständig verschlüsselt und läuft nur über Karte und PIN.

Der allgemein zugängliche Rechner für die Gäste ist „verplombt“, es können keine externen Geräte wie USB-Sticks angeschlossen werden. Der IT-Schutz erstreckt sich auch auf die den Mitarbeitern zur Verfügung gestellten mobile Geräte wie Smartphones oder Tablets. Alle externen Medien müssen durch die IT-Abteilung freigegeben sein. Wird ein nicht auf einer „White List“ stehendes Medium an das Netzwerk angeschlossen, wird ein Alarm bei der IT ausgelöst.

Das Thema Sicherheit wird Hotels gerade mit internationaler Klientel auch künftig verstärkt beschäftigen. Sicherheit ist dabei nicht nur ein Service, sondern eine eigenes „Gut“, das immer öfter nachgefragt wird. Dementsprechend müssen Hotels sich positionieren, wollen sie potenzielle Gäste nicht verlieren. Die Villa Kennedy hat daher einen eigenen Leitfaden für sicherheitsrelevante Fragen erstellt, sodass sich Gäste im Vorfeld über Szenarien und Sicherheitsvorkehrungen informieren können. Sie haben damit den Vorteil der Transparenz, was das Vertrauen stärkt. Denn ein ausgezeichnetes Renommee ist für Hotels nach wie vor die beste Werbung.

Hendrick Lehmann

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