Direkt zum Inhalt
Notruf- & Serviceleitstellen

Diskussionsbedarf vorhanden

Vor einigen Jahren wurde die DIN EN 50518 unter teilweise kritischen Meinungsbekundungen in Deutschland und ganz Europa eingeführt. Diese Norm löste die bis dahin einschlägige VdS-Richtlinie 2153 ab. Oftmals hörte man aus der Branche, dass die „großen Leitstellenbetreiber“ nunmehr die Mittelständler vom Markt verdrängen würden. Ist das eingetreten?

Die Arbeit wird für Leitstellenmitarbeiter technisch immer komplexer.
Die Arbeit wird für Leitstellenmitarbeiter technisch immer komplexer.

Wer sich mit dem Thema genauer beschäftigt hat, musste jedoch feststellen, dass viele Anforderungen auch schon in der VdS 2153 enthalten waren. Gerade die hinsichtlich eines Investsrelevanten baulichen Begebenheiten, wie Durchschuss- hemmung und die Netzersatzanlage, waren kein Neuland. Oftmals wurde verkannt, dass die VdS 2153 eine Richtlinie des VdS war und somit monopolisiert nur vom VdS geprüft werden konnte. Die DIN EN 50518 ist eine Norm, es gibt jetzt mehrere akkreditierte Stellen, welche eine Prüfung vornehmen dürfen.

Marktbereinigung

Parallel mit der Einführung der DIN EN 50518, ergab sich für den privaten Markt der Aufschaltungen von Gefahrenmeldeanlagen (GMA) eine weitere Herausforderung: Die großen Netzbetreiber, allen voran die Deutsche Telekom AG, propagierten die Einführung des Next Generation Networks (NGN). Zukünftig sollen alle GMAs mittels IP-Aufschaltung Daten zur Leitstelle übertragen. Sicherlich in der Branche verkannt, war und ist dies wohl die größere Herausforderung. Etliche Notruf- & Serviceleitstellen nutzen veraltete Empfangstechnik. Hier wird sich wohl kurzfristig der Markt bereinigen.

Die DIN EN 50518 erfasst aber weder die Qualität der Mitarbeiter noch in Gänze die kundenrelevanten qualitativen Parameter. Die Mitarbeiter haben weder eine Einbruchmeldeanlage in ihrem Berufsleben gesehen, noch verfügen sie über ein breites technisches Wissen. Andererseits werden am Markt Aufschaltungen dem Betreiber derGMA verkauft, ohne dass eine Meldelinie-Routine verkauft wird.

Der Kunde beschwert sich dann erst bei seinem Dienstleister, wenn keine Reaktion hinsichtlich eines Alarms erfolgte. Der VdS hat, sicherlich im Hinblick auf Defizite der DIN EN 50518, aber auch im Hinblick auf die vielen kleinen Leitstellenbetreiber in Deutschland, die VdS 3138 ins Leben gerufen. Diese wird demnächst in den Stand einer Norm erhoben und somit kurzfristig „Stand der Technik“. Eine lobenswerte Entwicklung, zumal nun relativ einfach kleinere Notruf- & Serviceleitstellen über die Anbindung an einen Alarmprovider, wie die Nürnberger Wach- & Schließgesellschaft, ihr Geschäft aufrechterhalten, aber auch ohne große Invests die Infrastruktur der AES nutzen können. Außerdem wurde das Themader Qualität der Leitstellenmitarbeiter aufgegriffen. Nur warum sollten idealerweise Fachkräfte für Schutz & Sicherheit beschäftigt werden?

Anzeige

Es ist keine NSL in Deutschland bekannt, welche einen entsprechenden Tariflohn bezahlt. Da eine GMA in Nürnberg auch in Rostock aufgeschaltet werden kann, konkurrieren alle Marktteilnehmer grundsätzlich deutschlandweit. Jedoch sind gerade die Lohnkosten eine der wenigen Stellschrauben der Effizienzsteigerung. Üblich ist ein Drei-Tages-Lehrgang und eine entsprechende Prüfung, welche nur der VdS abnehmen darf. Der Kunde könnte anhand der Aufschaltung bei einer geprüften AES oder NSL nunmehr von einem qualitativen Quantensprung ausgehen. Sicherlich ist dieser Grundgedanke nicht abträglich. Aber ist es nicht auch so, dass regelmäßig öffentliche Stellen im Rahmen einer Ausschreibung bei einer NSL der Klasse C aufschalten würden?

Warum wird dem preisbewussten Endkunden über eine VdS-Home-Zulassung einer Einbruchmeldeanlage signalisiert, dass er sich für ein hochwertiges Produkt entschieden hat, das Übertragungsgerät (ÜG) jedoch mit einem Router unter Verwendung eines TAE-Steckers verbunden wird, dieser bekanntlich eher nicht notstromversorgt ist? Es gibt noch viele ungelöste Themen und Fragen. Bei allen Normen und Richtlinien gibt es im Vorfeld rege Diskussionen und Meinungsbekundungen, sei es beim BHE, beim BDSW oder beim VdS. Für einen regen und fruchtbaren Austausch, sollten sich in Zukunft noch mehr Praktiker einbringen.

Ronny Gehrmann, Betriebsleiter Notruf- & Serviceleitstelle der NWS Alarmservice GmbH

Passend zu diesem Artikel