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Königsklasse der Entwicklung

Der neue Mercedes-Maybach S 600 Guard bietet den aktuell höchsten zertifizierten Schutz für Serienlimousinen. Damit erfüllt erstmals ein Modell in diesem Segment die Anforderungen der höchsten Schutzklasse VR10 für Zivilfahrzeuge. Was hat den Hersteller zu dieser Maßnahme veranlasst?

Dirk Fetzer, Leiter von Mercedes-Benz Guard & Produktmarketing S-Klasse bei Daimler, präsentiert den neuen Mercedes-Maybach S 600 Guard.
Dirk Fetzer, Leiter von Mercedes-Benz Guard & Produktmarketing S-Klasse bei Daimler, präsentiert den neuen Mercedes-Maybach S 600 Guard.

Dirk Fetzer, Leiter von Mercedes- Benz Guard & Produktmarketing S-Klasse bei Daimler, betont zwei auschlaggebende Faktoren für die Entwicklung des neuen Mercedes-Maybach S 600 Guard. Zum einen verlange das Schutzbedürfnis der Kunden nach einem hoch gesicherten Zivilfahrzeug. Andererseits ließen die technischen Möglichkeiten es inzwischen zu, die Exklusivität des Maybach mit dem aktuell höchsten zertifizierten Schutz für Serienlimousinen zu kombinieren Genauer bedeutet das: Der Mercedes-Maybach S 600 Guard besitzt die offizielle Zertifizierung des Beschussamtes Ulm und erfüllt erstmals im Segment der Serienlimousinen die Anforderungen der höchsten Schutzklasse VR10 für Zivilfahrzeuge nach der Richtlinie BRV 2009 Fassung 2 (Bullet Resistant Vehicles). Mit anderen Worten gesagt, das Fahrzeug bietet Schutz gegen Hartkernmunition, beispielsweise des Kalibers 7.62X54.

Diese Munition findet man häufig bei dem Scharfschützengewehr des Typs Dragunov. „Bedrohungsszenarien mit ähnlichen Waffen oder Munition findet man nach den Erfahrungen unserer Kundschaft mittlerweile häufiger“, weiß Dirk Fetzer. „Wir konnten einfach einen Trend zu den höheren Schutzklassen erkennen, was uns dazu bewegte, diese Produktentwicklung anzugehen.“ Neben der Schutzklasse VR10 kommt auch die neuartige Bodenpanzerung, die erstmals den Unterboden fast vollständig abdeckt und eine Resistenz gegen die zweifache Ansprengung mit der Handgranate HG85 nach ERV 2010 (Explosive Resistant Vehicle) bietet, zum Einsatz.

Die Dachpanzerung wurde im Rahmen der Neuentwicklung verstärkt und erfüllt ebenfalls die Vorgaben der zweifachen Ansprengung mit der Handgranate HG85, nach ERV 2010. „Einfach war das nicht! Das hat unsere Entwicklung schon vor Herausforderungen gestellt“, betont Fetzer. Immerhin kommen durch den Schutz über 2.000 Kilogramm Mehrgewicht dazu – das betrifft dann plötzlich alle Teile im Auto.

Überraschungen vermeiden

Bereits während der Entwicklung der Serienlimousine wurde intensiv darüber nachgedacht, wie der integrierte Schutz aussieht, welche Materialen und wo diese Materialen verbaut werden sowie welche Komponenten neu entwickelt werden müssen. So kann man bereits im frühen Produktentstehungsprozess sicherstellen, dass alle relevanten Änderungen am Fahrzeug berücksichtigt werden und später keine bösen Überraschungen auftreten. „Diese Überraschungen beziehe ich nicht nur auf den Schutz“, so Fetzer weiter, „stellen Sie sich vor, Sie laden sich auf Ihr Fahrzeug ein weiteres Fahrzeug aufs Dach – das beschreibt ungefähr das Mehrgewicht, von dem wir reden. Offensichtlich also, dass nur mit deutlich stärkeren Fahrwerkskomponenten ein serienähnlich, souveränes Fahrverhalten möglich wird.

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Neben der Entwicklung des Schutzkits wird ein großes Augenmerk auf die Fahrwerks- komponenten gelegt.“ Viele Achskomponenten, welche für die Serien Mercedes-Maybach gewichtsoptimiert aus Leicht- metalllegierungen gefertigt werden, sind beim Mercedes- Maybach Guard verstärkt, aus hochbelastbarem Stahl hergestellt und mit einer eigens neu entwickelten Bremse ausgestattet. Zusätzlich werden die Fahrzeuge mit verstärkten Stabilisatoren versehen. Auch die Regelsysteme, wie beispielsweise das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) oder das Antiblockiersystem (ABS), sind an das Mehrgewicht adaptiert. Nur so kann sichergestellt werden, dass im Ernstfall die notwendigen Fahrmanöver problemlos gefahren werden können und die alltäglichen Dauerbelastungen ebenfalls kein Problem darstellen. Auch die hochentwickelten Assistenzsysteme, wie beispielsweise der Abstandsregeltempomat, welcher autonom den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug regelt, muss auf das Mehrgewicht angepasst werden.

Unauffälliger Schutz

Die sichtbare Seite, also das Äußere des Fahrzeugs, ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Die gepanzerte Version des Maybach ist erst bei sehr genauer Betrachtung von ihrem Serienpendant zu unterscheiden. „Das ist die wahre Kunst im Bau von Sonderschutzfahrzeugen“, so Fetzer stolz. „Von außen fast nicht sichtbar, von innen fast nicht spürbar. Denn weder möchte man sofort erkannt werden noch möchte man auf den Komfort und Platz verzichten. Hier hilft uns unsere über 80-jährige Erfahrung und eine Manufaktur voller Speziallisten, welche manchmal schon Künstler in ihrem Handwerk sind.“ Genau in dieser zutrittsgeschützten Manufaktur entstehen von Grund auf diesondergeschützten Fahrzeuge. Bereits während der Rohbauphase werden die Schutzkomponenten aus Spezialstahl in den Hohlräumen zwischen Rohbaustruktur und Außenhaut eingebracht.

Spezielle Aramid- und PE-Komponenten ergänzen den Schutz des Fahrzeugs. An besonders kritischen Stellen, wie etwa Fugen und Materialübergängen, sorgen intelligente Überlappungssysteme für den umfassenden, ballistischen Schutz. „Wir nehmen also kein fertiges Fahrzeug, bauen dieses auseinander und panzern es – sondern wir produzieren unsere Fahrzeuge von der ersten Sekunde an als geschützte Version“, so Fetzer.

Dies bringt neben dem lückenlosen Schutz alle Vorteile einer Manufakturproduktion mit sich. Dieses Produktionsverfahren kann somit relativ flexibel auf Kundenwünsche und Marktanforderungen eingehen. Des Weiteren können die Produktionsabläufe problemlos reproduziert werden, also die Fahrzeuge prozesssicher fertigen. „Wir geben deshalb für unsere Fahrzeuge die gleichen Garantiebedingungen, wie sie für Serienfahrzeuge von Mercedes-Benz gültig sind. Auch kann später fast jeder autorisierte Mercedes- Benz-Partner die Fahrzeuge warten und Reparaturen durchführen. Das bedeutet einen Riesenvorteil für uns, auf das weltweite Händlernetzwerk von Mercedes- Benz zurückzugreifen können – und unsere Kunden wissen das zu schätzen“, hebt Fetzer nochmal hervor.

Breites Produktportfolio

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