Direkt zum Inhalt
Brandschutzverglasung 25. April 2017

„Durchblick“ bewahren

Der vierte Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig verbindet das 1916 eröffnete, bis heute bestehende Bibliotheksgebäude mit dem Bücherturm, der als dritte Erweiterung in den 1970er-Jahren hochgezogen worden war. Dem Brandschutz kommt bei dem Erweiterungsbau eine zentrale Rolle zu.

Außenansicht vom Deutschen Platz aus: Links das Magazin, rechts die „Museumsbrücke“ mit Zugang zum historischen Bibliotheksgebäude.
Außenansicht vom Deutschen Platz aus: Links das Magazin, rechts die „Museumsbrücke“ mit Zugang zum historischen Bibliotheksgebäude.

Die Stuttgarter Architektin Gabriele Glöckler begeisterte die Jury mit ihrem Konzept „Umschlag – Hülle – Inhalt“ für ihren Entwurf, der – gleich einem scheinbar zufällig beiseite gelegten Buch – die dringend benötigten neuen Magazinflächen und neue Räume für das bisher im historischen Bibliotheksgebäude untergebrachte Deutsche Buch- und Schriftmuseum (DBSM) beherbergt.

Abgestimmtes Brandschutzkonzept

Das von der KMS Beratungs- und Planungsgesellschaft GmbH, Berlin, entwickelte Brandschutzkonzept unterteilt diesen vielgestaltigen Baukörper in einzelne Brandsektionen, sodass praktisch jedes Magazin, alle Bürobereiche und der Lesesaal für sich einen eigenständigen Brandabschnitt bilden. Schwerpunkt wurde auf die Sicherstellung der Rettungswege sowie die Möglichkeit wirksamer Brandbekämpfungsmaßnahmen durch umfassenden Einsatz maschineller Entrauchungsanlagen gelegt. Vom Deutschen Platz aus kommend erkennt man durch die Glasfassade hindurch das großzügige, hohe und helle Museumsfoyer. Linker Hand geht es ebenerdig in den Ausstellungsbereich des DBSM, der zur Straße hin ebenfalls verglast ist. Die darüber angeordneten Magazinflächen sind nur für Mitarbeiter zugänglich. Über die „Aussichtstreppe“, die in das lichte Foyer ragt, gelangen diese vom öffentlichen in den internen Bereich. Ab dem ersten Obergeschoss sind die angrenzenden Flure über eine Breite von vier bis sechs Metern durch raumhohe, gläserne F30-Brandschutzwände aus Pyranova Spezialglas von Schott zum Atrium hin abgeschottet. Das Besondere an dieser Brandschutzkonstruktion: Die einzelnen Scheiben sind stumpf aneinander gestoßen und ohne lastabtragende Pfosten mit einer optisch unauffälligen Silikonfuge verbunden. Die Funktion der Lastabtragung wird vom Glas selbst übernommen.

Brandschutzverglasung

Pyranova ist ein klares Mehrscheiben- verbundglas für Brandschutz- verglasungen der Feuerwiderstands- klasse F beziehungsweise EI, das Feuer, Rauch und Wärmestrahlung abhält. Es wird abhängig von der Feuerwiderstands- klasse aus mindestens zwei Floatglasscheiben hergestellt, zwischen die eine transparente Brandschutzschicht eingelagert ist. Im Brandfall zerspringt die dem Brandherd zugewandte Scheibe, die Schicht schäumt auf und bildet einen Hitzeschild. Das Spezialglas kann als Bestandteil von Brandschutzverglasungen der Feuerwiderstandsklasse EI (F) 15 bis EI (F) 120 beziehungsweise EW 30 bis EW 60 sowie T 30 bis T 90 eingesetzt werden. Darüber hinaus können bei der Konfektionierung der Scheiben weitere Anforderungen erfüllt werden. So übernimmt die gläserne Brandschutzkonstruktion an der Aussichtstreppe gleichzeitig die Funktion „Linienlast in Holmhöhe“ und ist zudem als absturzsichernde Verglasung nach TRAV, teilweise der Kategorie A, ausgeführt.

Anzeige

Der öffentliche Weg

Passend zu diesem Artikel