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Stalking 4. Mai 2017

Verzahnte Maßnahmen

Das ZDF als größte Fernsehanstalt Europas ist durch zahlreiche Mitarbeiter im In- und Ausland vertreten. Im Fokus steht dabei häufig die Bildschirmprominenz, also Moderatoren, Nachrichtensprecher und Showmaster, die vielfach tagtäglich zu sehen sind.
Manche Stalker  suchen die Nähe zu Prominenten.
Manche Stalker suchen die Nähe zu Prominenten.

Sie sind immer freundlich, und da der Zuschauer nicht selten den Fernseher im Wohnzimmer und/oder im Schlafzimmer hat, vermittelt der Prominente dem Zuschauer eine gewisse Nähe und Vertrautheit. Durch diese mediale Exposition muss sich der Sender unter anderem auch mit den Möglichkeiten des Stalkings auseinandersetzen. Stalking ist einer Studie zufolge in Deutschland ein häufig vorkommendes Phänomen, von dem etwa zwölf Prozent der Befragten schon einmal betroffen waren.

Von dieser Entwicklung sind auch Mitarbeiter von Unternehmen nicht befreit, gerade wenn sie in der Öffentlichkeit präsent sind. Diese Präsenz können Stalker nutzen, um sich aus Verlangen nach Intimität bei dem Prominenten anzukoppeln. Die im Rampenlicht stehenden Personen erhalten Fanpost, die zwar zum allergrößten Teil harmlosen Inhalts ist, bei der es aber auch in Einzelfällen zu Ansätzen beziehungsweise konkreten Fällen von Stalking kommen kann. Hierbei suchen die Betreffenden nach einer besonderen Bindung zu ihren „Stars“, die mitunter obsessive und damit auch langandauernde Charakterzüge tragen kann. Solche Fälle entstehen zumeist dann, wenn der betreffende Adressat nicht auf gestellte Forderungen in den Schreiben eingeht und der Absender dann im Tonfall ausfälliger wird oder auch konkrete Drohungen ausstößt.

Dabei dient die klassische Post nach wie vor als das zentrale Medium, bei dem sich Tendenzen zum Stalking abzeichnen. Elektronische Medien wie E-Mail oder Social Media Seiten spielen noch eine untergeordnete Rolle. Letztere werden eher zum Ausdrücken von Unzufriedenheit mit Formaten genutzt oder es werden Drohungen gegen den Sender als solches erhoben, was teilweise auch von tagespolitischen Themen abhängig ist. Sollte der Sender Drohungen als ernsthaft bewerten, wird auch hier die Polizei eingeschaltet, die wiederum versucht, den Absender zu ermitteln. Die Fanpost wird von autorisierten Mitarbeitern gelesen und gegebenenfalls beantwortet. Bei Auffälligkeiten in Bezug auf den Inhalt, etwa Aufforderungen zu einem Treffen mit einem Bildschirmprominenten, wird über die Polizei versucht, den Verfasser ausfindig zu machen, um anschließend entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Die Täter sind dabei oftmals Menschen, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben und eine angemessene Betreuung benötigen bis hin zur Unterbringung in einer geeigneten psychiatrisch-psychotherapeutischen Anstalt. Die Prominenten müssen auf der anderen Seite bestimmte Regeln beachten, etwa dass auf ihren Social-Media-Seiten keine persönlichen Dinge preisgegeben werden, aus denen sich beispielsweise die Wohnadresse ermitteln ließe. Ferner sollten sie auf Anschreiben mit Forderungen, die eine Stalking-Absicht nahe legen, keinesfalls selbst eingehen oder antworten. Auch bei Veranstaltungen gilt es, die Fernsehprominenz adäquat zu schützen. Bei einer angenommenen Gefahrenlage durch einen potenziellen Stalker werden die betreffenden Prominenten unterrichtet. Für die Veranstaltungen selbst steht den Prominenten, etwa Moderatoren, ein Begleiter zum Schutz zur Verfügung, neben dem regulären Sicherheitspersonal, das in der Regel als solches unauffällig arbeitet. Das Sicherheitsmanagement des ZDF versucht, die Sicherheitsmaßnahmen so zu konzipieren, dass sie verzahnt und ineinander übergreifend die erforderliche Sicherheit erzielen. Gleichzeitig sollten dabei die Betriebsabläufe nicht beeinträchtigt werden. Auch die Politik des offenen Hauses einer Medienanstalt muss dabei Beachtung finden. Daher werden im Sicherheitsmanagement sowohl Mitarbeiter eingesetzt, die umfangreiche Erfahrungen im ZDF haben, Abläufe und Arbeitsstrukturen sowie die Mitarbeiter kennen als auch Mitarbeiter, die aus den Strafverfolgungsbehörden wie der Polizei kommen.

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