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IoT-Integration von Brandmeldezentralen

Feuerfest im Netz

Alles mit allem zu vernetzen, um Synergiepotentiale zu nutzen und neue Services zu ermöglichen, ist das große Versprechen des Internet of Things (IoT). Auch für die Brandmeldetechnik könnte dies künftig einige Vorteile bringen.

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Bei Brandmeldezentralen kann sich die Einbindung in Netzwerke und das Internet of Things in Form von mehr Effizienz und umfangreicheren Services niederschlagen.
Bei Brandmeldezentralen kann sich die Einbindung in Netzwerke und das Internet of Things in Form von mehr Effizienz und umfangreicheren Services niederschlagen.

Bis zur vollständigen Umsetzung der Vision von einer vollständigen Vernetzung ist es noch ein langer Weg, doch die ersten Schritte sind getan. Das Smart Home ist in aller Munde, und auch in den Unternehmen lösen IP-basierte Sicherheitssysteme zunehmend die früher üblichen proprietären Systeme ab. Eine gemeinsame technische Plattform auf Basis von IP, die Brandmeldeanlagen mit Evakuierungs-, Einbruchmelde- und Zutrittskontrollsystemen sowie der Videoüberwachung integriert, ermöglicht den zentralen Betrieb und eine einheitliche Verwaltung der gesamten Sicherheitstechnik, was nicht nur der Effizienz und den Betriebskosten zugutekommt.

Schneller und gezielter

Durch die Korrelation von Ereignissen ermöglicht die Integration der einzelnen Gewerke auch eine schnellere und gezieltere Intervention. So wird das Sicherheits niveau deutlich erhöht. Beispielsweise kann im Brandfall die Anzeige auf dem Managementsystem mit allen Informationen erfolgen, die zu diesem Alarm gehören, wie etwa Lagepläne und festgelegte Maßnahmenpläne. Zusätzlich können Schranken an den Zufahrten angesteuert werden, um Einsatzkräften den ungehinderten Zugang zu ermöglichen. Gleichzeitig übertragene Videoaufnahmen übermitteln in einem solchen Szenario ohne Zeitverzögerung ein exaktes Bild des Vorfalls – sogar an mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets. So wissen Sicherheitspersonal oder Einsatzkräfte im Alarmfall schon vor der Ankunft genau, was sie vor Ort erwartet. Des Weiteren ermöglicht die Vernetzung auch den Einsatz von neuen Brandmeldetechniken, wie etwa die videobasierte Branderkennung. Diese basiert auf intelligenten Videokameras, die für die frühzeitige Erkennung von Flammen oder Rauch in kritischen Umgebungen, in denen herkömmliche Melder nur mit erheblicher Zeitverzögerung anschlagen, eingesetzt werden können.

Flexibilität durch Modularität

Vernetzte Systeme bieten Planern und Betreibern beim Brandschutz ein hohes Maß an Flexibilität. Eine modulare Brandmeldeanlage, die aus mehreren vernetzten Zentralen in den einzelnen Gebäudeteilen besteht, kann bei Nutzungsänderungen oder Erweiterungen schnell und einfach angepasst werden, so dass bestehende Investitionen geschützt bleiben. Vor allem in größeren Gebäuden oder Gebäudekomplexen können über die IP-Vernetzung Sprachalarmierungssysteme situationsbezogen, beispielsweise abhängig von der Brandausbreitung, effektiv angesteuert sowie über ein gemeinsames Managementsystem verwaltet werden. Auch die hierfür normativ geforderten überwachten Übertragungswege lassen sich über IP realisieren. Auch unter Compliance-Geschichtspunkten versprechen vernetzte Systeme Effizienzgewinne. Über ein zentrales Managementsystem lässt sich eine einheitliche Aufzeichnung aller sicherheitsrelevanten Ereignisse mit entsprechenden Berichtsmöglichkeiten realisieren. Damit kann die Erstellung der für Audits benötigten Dokumentation ebenfalls erheblich beschleunigt werden. Vernetzte Systeme sind zudem auch die Basis für die Integration der Sicherheitstechnik mit anderen Gewerken der Gebäudeautomatisierung, wie etwa HVAC-Systemen (Heating, Ventilation, Air Conditioning), der Lichttechnik und der Jalousiensteuerung. Schließlich ist die Vernetzung der einzelnen Gewerke eine unabdingbare Voraussetzung für eine Vielzahl neuer Anwendungen und Dienstleistungen im Rahmen des IoT.

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Grundlage moderner Dienste

Hierzu zählen insbesondere Cloud-basierte Remote Services wie etwa Ferndiagnose, Fernparametrierung oder Inbetriebnahme, wie sie Bosch auf Basis seiner sicheren Infrastruktur Effilink für eigene und auch für Fremdsysteme anbietet. Damit können Brandmeldeanlagen wie auch andere Sicherheitssysteme aus der Distanz effizient konfiguriert und analysiert werden. Auch Störungen lassen sich häufig auf diese Weise von der Ferne sofort beheben. Bei der effizienten Wartung hilft auch ein permanentes Condition-Monitoring, also die kontinuierliche Fernüberwachung des Status von Anlagen und deren Komponenten. Über intelligente Algorithmen werden dabei auf Basis der so erhobenen Realdaten optimale Wartungsfenster kalkuliert, so dass Servicetermine bei Kunden wie Dienstleistern besser geplant werden können. Insbesondere können so potentielle Ausfälle – etwa durch Verschmutzung von Brandmeldern – durch frühzeitigen Service verhindert werden. Das schont Ressourcen und verbessert die Reaktionszeit. Die gleichen Daten lassen sich zudem grundsätzlich auch für ganz andere Anwendungen jenseits der Wartung nutzen. So ist zum Beispiel ein Gebäudenutzungsreport denkbar, der Gebäudereinigungsfirmen bereitgestellt wird, um deren Reinigungspersonal bedarfsgerecht zu planen. Auch können von Brandmeldern erfasste Temperaturdaten automatisiert an Heizungs- und Klimaanlagen weitergegeben werden, um die Raumluft wie auch den Energiebedarf zu optimieren.

Datenschutz in der Cloud

Der Betrieb der Sicherheitstechnik über eine IT-Infrastruktur und unter Einbindung von Cloud-Services bietet viele neue Möglichkeiten, doch auch Datenschutz und IT- Sicherheit gewinnen in solchen Umgebungen erheblich an Bedeutung. Sie müssen schon in der Frühphase der Planung berücksichtigt werden. Die europäische Datenschutzrichtlinie, die im Mai 2018 in Kraft treten wird, wird gerade beim Datenschutz noch erheblich strengere Anforderungen stellen als dies bisher der Fall ist. Auch Anbieter cloud-basierter Dienste müssen diesen Anforderungen gerecht werden – sie müssen dokumentieren, dass sie nicht nur durch technische Maßnahmen, sondern auch durch strikte interne Regelwerke die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen gewährleisten. Neben dem Datenschutz spielt auch die Datensicherheit in IT-Netzen eine entscheidende Rolle. Daten aus der Brandmeldeanlage sind kritisch; sie dürfen weder in falsche Hände gelangen noch der Gefahr der Manipulation ausgesetzt werden. Es ist daher erforderlich, auch die Verantwortlichen für die IT-Sicherheit schon frühzeitig in die Planung der Brandmeldeanlage zu involvieren.

Qualifizierung notwendig

Vernetzung und das Internet of Things bieten Betreibern wie Planern von Brandmeldeanlagen eine Vielzahl von Vorteilen gegenüber monolithischen Systemen. Nutzen kann diese Vorteile jedoch nur, wer sich mit diesen Techniken und Konzepten intensiv auseinandersetzt, das Potential erkennt und sein Personal auch entsprechend qualifiziert. Der Weg in diese vernetzte Welt kann nur von Unternehmen und Personen erfolgreich beschritten werden, die diesem Wandel offen gegenübertreten.

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