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Sonderschutzfahrzeuge 25. Oktober 2017

Schutz für Fracht und Fahrzeuge

Am 24. Juni dieses Jahres beging die Apprich Secur GmbH ihr 25-jähriges Jubiläum am Standort Ludwigsfelde mit einem großen Fest – eine gute Gelegenheit, um einen Blick auf die Firmenhistorie, aber auch auf jüngste Entwicklungen im Bereich der Sonderschutzfahrzeuge zu werfen.

Ein Blick in die Produktion.
Ein Blick in die Produktion.

Für Harry Apprich war 1991 ein wegweisendes Jahr, denn es ging um nichts Geringeres als die Entscheidung über den wohlverdienten Ruhestand oder den Aufbruch in ein neues Abenteuer. Für sein Unternehmen, die heutige Apprich Secur GmbH, sollte die Beantwortung dieser Frage den Grundstein für den heutigen Erfolg legen. In seiner 1971 gegründeten Firma baute Apprich im Baden-Württembergischen Hochdorf gepanzerte Limousinen in Einzel- und Kleinserienfertigung. Er setzte damals schon leichte Panzerungswerkstoffe und moderne Fügeverfahren ein, um die Fahrzeuge so sicher und effizient wie möglich zu panzern. Als Deutschland sich 1989 an der Schwelle zum großen Umbruch befand, stand auch für Apprich die Wende an – vom Unternehmer zum Ruheständler.

Es war der gute Freund und spätere Landespolizeipräsident von Sachsen, Ulrich Herzberg, der ihn von seinen Ruhestandsplänen abhalten sollte. „Du hast doch schon immer von einer Serienfertigung für gepanzerte Fahrzeuge gesprochen! Hier und jetzt gibt es die Möglichkeit dafür.“ Diese Worte arbeiteten einige Tage im Kopf des Unternehmers, und schließlich schaute er sich die Sache näher an. Apprich fand am Traditionsstandort Ludwigsfelde bei Berlin auf dem Gelände des ehemaligen VEB IFA (Industrieverband Fahrzeugbau) ein passendes 20.000 Quadratmeter großes Grundstück mit einer geeigneten Produktionshalle. Bis 1990 wurden hier zu DDR Zeiten circa 600.000 Fahrzeuge hergestellt. Zusammen mit einer Handvoll Mitarbeitern aus der Region baute der Unternehmer nun in einem der typischen Backsteinbauten einen modernen Industriebetrieb auf. Er war sich sicher: „Wenn wir hier neben den Limousinen auch Geldtransporter bauen, dann müssen die anders sein als alles, was es auf dem Markt gibt. Wir wollen nicht nachbauen!“ Seine damaligen Erfahrungen beim Bau der Sonderschutzlimousinen kamen Apprich nun zugute: Am alten Standort Hochdorf bei Esslingen wurden nur verklebte Panzerungen in den Fahrzeugen verwendet. Gleiches erfolgte nun am neuen Standort in Brandenburg. Und hier kam ihm auch die Idee, für Geldtransporter eine elektrische Schiebetür zu entwickeln. Dieser Gedanke ist bis heute Teil des technischen Konzeptes.

Innovation im Fokus

Eine automatische Schiebetür hört sich heute erst einmal nicht spektakulär an. Aber bis jetzt wird die 1995 patentierte elektrische Schiebetür des im Jahre 2000 verstorbenen Gründers für Geldtransporter in Deutschland und Europa verwendet. Und das sehr erfolgreich. Mittlerweile liefert das Unternehmen Fahrzeuge und Bausätze in 19 europäische Länder. Egal, ob es sich bei dem Basismodell um einen VW, Mercedes, Iveco, Ford oder einen anderen Hersteller handelt, die Ludwigsfelder sind höchst innovativ. So werden Werttransportfahrzeuge schon seit 1996 mit einer eigens entwickelten Steuerung ausgestattet, Entwicklung und Wissen bleiben somit im Unternehmen. Das Unternehmen ist damit ein typenoffener Anbieter für alle Fahrzeugmodelle.

Soft-Skin-Fahrzeuge

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Die neue Idee kam zunächst aus Skandinavien. Dort sind bereits seit längerer Zeit „Soft Skin“-Fahrzeuge im Einsatz. Diese Fahrzeuge verfügen über keine physische Panzerung im herkömmlichen Sinne, sondern ausschließlich über einen elektronischen Schutz. Hinzu kommt häufig, dass das Personal unbewaffnet ist, somit stellt sich die Anforderung, intelligente Schutzsysteme kontra Panzerstahl. Heute sichert also komplexe Elektronik die Werte. Einfärbungssysteme – „IBNS“ – machen das Geld im Falle des Falles unbrauchbar, und biometrische Systeme sichern die Zugänge zu den Schleusen in den Fahrzeugen anstelle von zentimeterdicken Stahlwänden. Die heutigen Sicherungssysteme sind nicht nur in der Lage zu erfassen, wie viel Geld sich an Bord des Fahrzeuges befindet, sie bestimmen auch, dank der Elek tronik, wer und wie viele Personen Zugang zum Fahrzeug bekommen und wer es fahren darf. Diese Vereinzelung sorgt im Ernstfall mit hoher Sicherheit dafür, dass keine zweite Person mit ins Fahrzeug gelangt. Alle Daten können in Echtzeit erfasst und abgerufen werden. Inzwischen ist das Fahrzeug Teil des gesamten Bargeldkreislaufes.

Wohin geht die Reise?

Das Unternehmen setzt sowohl auf die Einbindung fremder Systeme als auch auf die stetige Entwicklung und Weiterentwicklung eigener Technologien. Der Markt gilt hier als der Innovationstreiber. So werden bereits heute intelligente Vereinzelungssysteme genutzt – bis hin zu Fachanlagen. Und hier setzt das Unternehmen an: Das Ziel ist immer, den Geldtransporter der nächsten Generation als erster zu kennen. Mit der neuen Steuerungsgeneration „CANcom2“, der vierten dieser Art, schafft man die Voraussetzung für ein neues und noch intelligenteres Fahrzeug. Apprich geht damit gezielt die Herausforderungen der Industrie 4.0 an. Und das ist nur der Anfang, denn auf Europas Straßen sind ganz andere Werte als Bargeld unterwegs. Unterhaltungselektronik, Medikamente, Land- und Baumaschinen sind akut vom Diebstahl bedrohte Güter. Die eigens zum Schutz dieser Güter entwickelte Produktlinie „Pro-CaV“ hat sich inzwischen erfolgreich etabliert. Das gesamte Knowhow des Unternehmens fließt hier in neue Systeme ein, die speziell auf die besonderen Anforderungen der jeweiligen Zielgruppe zugeschnitten sind. Drei Module bilden hierbei den Kern dieser Technologie. Ein Alarmmodul sorgt dafür, dass keine unberechtigten Personen Zutritt erhalten. Mit dem Startfreigabe- und Autorisierungsmodul wird sichergestellt, dass nur befugte Personen das Fahrzeug starten können. Das Verriegelungsmodul ermöglicht die automatische Verriegelung einzelner oder aller Türen, um sicherzustellen, dass das Fahrzeug nie unverschlossen abgestellt wird.

Robert Frischbier, Vertrieb Apprich Secur GmbH

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