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Hightech tief im Metall

Elektronische und mechanische Schließsysteme müssen kein Widerspruch sein. Das zeigt ein technisches Verfahren, das erstmals auf der Security 2016 vorgestellt wurde, und die Vorteile von mechanischen und elektronischen Schlüsseln in einem neuartigen System kombiniert.

Der Quantenkey besteht aus einem Edelstahl-Metallkörper, der eine Kodierung trägt, die weder sichtbar noch fühlbar ist.
Der Quantenkey besteht aus einem Edelstahl-Metallkörper, der eine Kodierung trägt, die weder sichtbar noch fühlbar ist.

Sowohl mechanisch als auch elektronisch basierte Systeme haben ihre Vor-, aber leider auch ihre Nachteile. Klassische, mechanische Schließanlagen bieten gefühlte Sicherheit, sie sind „funkfrei“ und bieten dadurch keine Abhörmöglichkeiten. Mit genügend krimineller Energie sind sie aber auch oft leicht zu überwinden, etwa durch Lockpicking. Mechanische Schlüssel können heutzutage auch mit dem Handy abfotografiert und mit Hilfe eines 3D-Druckers reproduziert werden. Funkbasierte Schlüssel bieten zwar eine perfekte Vernetzung mit der Leseeinheit – und diese Technologie liegt auch aktuell im Trend, denn Verschlüsselungsalgorithmen suggerieren Schutz – aber auch hier besteht ein erhebliches Sicherheitsrisiko durch die Funkübertragung. Diese Funktion kann ausspioniert, manipuliert oder gestört werden. Sicherheit gewinnt also aufgrund der vielen neuen technischen Möglichkeiten der Manipulation immer mehr an Bedeutung. Das Unternehmen Picosens hat sich vorgenommen, die Vorteile mechanischer und elektronischer Schließanlagen in einem System zu vereinen und entwickelte eine komplett neuartige Variante von Schlüssel und Leseeinheit, die auf Basis von quantenphysikalischer, so genannter Festkörperkryptographie beruht.

Vorgehensweise bei der Erfindung

Durch die Entwicklung eines präzisen, induktiven Analysegerätes für Metalle und Metallverbindungen wurden die Grundlagen für eine gezielte quantenpsysikalische Kodierung geschaffen, die in langjährigen Versuchen erarbeitet wurde. Daraus entstand der Quantenkey, ein kleiner aus Vollmaterial bestehender solider, stabförmiger Edelstahl-Metallkörper, der eine Verschlüsselung trägt. Und diese Kodierung hat es in sich, denn die quantenphysikalische Festkörperkryptographie ist weder sichtbar noch spürbar und nahezu unzerstörbar. Erreicht wird diese Verschlüsselung durch einen komplexen Vorgang, bei dem durch lokale Veränderungen der Kristallgitterstruktur des Materials, der unverwechselbare, eindeutige Code in das Metall unauslöschlich „geschrieben“ wird. In einem kleinen, acht Zentimeter langen Metallschlüssel können so über 900 Milliarden eindeutig unterscheidbare Codes untergebracht werden. De facto ist also jeder Schlüssel einzigartig.

Von der Haustür bis zum Hochsicherheitstresor

Die Leseeinheit des Quantenkeys kann mit jeder beliebigen Schließeinheit über verschlüsselte Daten kommunizieren und bietet zahlreiche Anwendungen. Zudem wird das System in bereits bestehende Systeme voll integrier- und erweiterbar sein. Denn die Sicherheit von Objekten ist eine komplexe Angelegenheit. Ganz egal, ob ein Kernkraftwerk, ein Flughafen oder der Privatbereich vor unbefugtem Eindringen geschützt werden muss – jedes Gebiet stellt seine eigenen Herausforderungen an ein Überwachungssystem. Der Quantenkey eröffnet durch seine einzigartige Technologie die Möglichkeit, die höchsten Sicherheitsstandards zu erfüllen. Denn dessen Daten werden innerhalb der Lese-Einheit ausgelesen, ein Ausspionieren der Kodierung ist daher nicht möglich. Durch den speziell entwickelten Verschlüsselungsprozess ist der tief im Metall liegende Code nahezu unzerstörbar und auch salzwasserbeständig, das heißt, weder schwere mechanische Beschädigungen noch EMV-Einwirkungen (EMV: Elektromagnetische Verträglichkeit, Anm. d. Red.) oder starke Magnetfelder können die Lesbarkeit des Schlüssels beeinträchtigen. Die eigentliche elektronische Leseeinheit ist um eine einseitig geschlossene Röhre aus Keramik oder Kunststoff angeordnet und dekodiert nach Einführen des Quantenkeys den Code berührungslos. Die Kommunikation der Leseeinheit zum korrespondierenden Schließsystem wiederum, wird durch einen verschlüsselten Kommunikationskanal übertragen. Sicheres Öffnen und Schließen wird auf diese Weise durch einfaches Einstecken des Schlüssels ermöglicht. Auf Wunsch kann auch die klassische Drehfunktion eines herkömmlichen Schlüssels simuliert werden. Bei der Leseeinheit für Hochsicherheitsanwendungen ist ein weiteres Feature die Parallel-Code Eingabe. Hier erfolgt durch Drehen des Quantenkeys eine zusätzliche Zahleneingabe, um höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Die PIN-Länge der Zahleneingabe ist dabei frei wählbar.

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Gerd Reime, Geschäftsführer der Picosens GmbH

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