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Editorial 7. Dezember 2017

Mittel zum Zweck

Fake News, also bewusst verbreitete Falschmeldungen, werden mit fortschreitender Technik und immer mehr zur Verfügung stehenden Medienkanälen zunehmend als geeignetes Mittel erkannt und genutzt, um Meinungen zu steuern, Entscheidungen zu beeinflussen und bestimmte Interessen durchzusetzen.

Andreas Albrecht, Chefredakteur.
Andreas Albrecht, Chefredakteur.

Die detaillierte Studie zur Desinformation, die der ASW Bundesverband vor kurzem vorstellte (Seiten 58 sowie 60 bis 61) untersucht dabei unter anderem die Frage, mit welchen Methoden Angriffe auf Unternehmen durchgeführt werden, um deren Reputation zu beschädigen und diesen Wettbewerbsnachteile zuzufügen. Zweifellos werden Fake News mit der Digitalisierung immer attraktiver, neu ist das Prinzip der Desinformation aber keineswegs.

Medien waren schon immer der Gefahr ausgesetzt, als Sprachrohr bestimmter Interessen entweder instrumentalisiert zu werden, oder diese sogar freiwillig zu übernehmen. Dies betrifft natürlich Medien in autoritär regierten Staaten wie Russland, ungefährdet davon sind aber auch nicht die Medien in Demokratien, das zeigt unter anderem die Berichterstattung des „Spiegel“ oder der „Zeit“ zum Krieg in Syrien, die eindeutig tendenziös ist und die öffentliche Meinungsbildung über gut und böse der Konfliktparteien beeinflussen soll. Zu Erreichung dieses Ziels wird mit klassischen Fake News gearbeitet, etwa mit der Verbreitung des Bildes eines verletzten Jungen aus Aleppo, das zum Symbol für das Leid in Syrien wurde, dessen eigener Vater jedoch den Vorwurf erhob, die Aufnahmen seines Sohnes seien gestellt und nur zu Propagandazwecken gemacht worden.

Zu den Instrumenten manipulativer Berichterstattung gehören neben Falschmeldungen auch subtilere Instrumente wie die Herstellung semantischer Konnotationen, etwa Assad dem Schlächter, oder temporärer Zusammenhänge, die den Eindruck suggerieren, man verfüge über gesicherte Informationen über die Geschehnisse. Dabei werfen viele Medien im Gegenteil einen der Grundsätze journalistischer Arbeit, nämlich die Überprüfung der Seriosität der Quellen, über Bord. So verbirgt sich hinter der oft zitierten Quelle mit dem beeindruckend klingenden Namen „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte eine „Ein-Mann-Organisation“ mit Sitz in Coventry, England, die sich auf ein Netzwerk von anonymen Informanten in Syrien beruft. Oft sind Falschmeldungen für den Leser nicht als solche zu erkennen, doch es gibt Bilder und Begriffe, bei deren Verwendung Skepsis oft angebracht ist, in politischen Konflikten etwa immer dann, wenn von „Menschenrechten“ die Rede ist. Dazu äußerte sich der SPD-Politiker und Weggefährte Willy Brandts, Egon Bahr vor einigen Jahren mit folgenden Worten: „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“

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