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Editorial 24. Mai 2018

Alarmierend, aber nicht neu

Was haben Köche, Frisöre und Mitarbeiter im Sicherheitsgewerbe gemeinsam? Die Abbrecherquote von Auszubildenden in diesen Branchen ist doppelt so hoch wie die in anderen Berufen.
Annabelle Schott-Lung.
Annabelle Schott-Lung.

Das Bundes ministerium für Bildung und Forschung hat vor Kurzem den Berufsbildungsbericht vorgelegt: Demnach bricht ungefähr jeder vierte Auszubildende seine Ausbildung ab. Konkret bedeutet das, dass es zu einer vorzeitigen Vertragsauflösung kommt; manche wechseln den ausbildenden Betrieb, manche die Branche. Nur die allerwenigsten machen überhaupt keine Ausbildung mehr. In der Sicherheitswirtschaft werden allerdings 50,6 Prozent aller Ausbildungsverträge vorzeitig beendet. Das ist umso bitterer, da die Branche schon seit Jahren einen Fachkräftemangel beklagt.

Für diese hohe Quote kann es nun verschiedene Gründe geben. Zum einen haben sich die Jugendlichen vielleicht nicht ausreichend vorab über das Berufsbild informiert, und die täglichen Arbeitsabläufe machen ihnen vielleicht keinen Spaß. Ausbildungsqualität und Arbeitsbedingungen können weitere Gründe sein, denn hier gibt es die ganze Bandbreite an ausbildenden Betrieben. Vom kleinen Bewachungsunternehmen, das so viele sonstige Mitarbeiter wie Auszubildende hat, von denen Schichtarbeit und Überstunden erwartet werden, so dass manchmal keine Zeit für die Berufsschule bleibt. Bis hin zum Großkonzern, der eine eigene Ausbildungsabteilung hat und natürlich alle rechtlichen Vorgaben einhält. Ein weiterer wichtiger Faktor dürfte auch das Image der Branche sein.

Negative Erlebnisse mit einem einzelnen Unternehmen färben hier auf die ganze Branche ab. All diese Argumente und Zahlen sind allerdings nicht neu. Schon vor Jahren wurde festgestellt, dass es bei der Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit sowie Servicekraft für Schutz und Sicherheit knirscht. Verschiedene Akteure wie Handelskammern, Schulen und der BDSW haben gehandelt, indem sie beispielsweise Auszubildende zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen haben. Die Handelskammer Hamburg hat eine Beschwerdestelle für unzufriedene Auszubildende eingerichtet. Und natürlich gibt es auch viele vorbildliche Betriebe, die unterschiedlichste Aktivitäten ergreifen, um Menschen für das Sicherheitsgewerbe zu begeistern. Damit sie auch in Zukunft – Stichwort demografischer Wandel – über genügend qualifizierte Mitarbeiter verfügen. Im Sinne der Sicherheitsbranche kann es daher nur sein, die ausbildenden Betriebe dahingehend zu kontrollieren, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Manchen „schwarzen Schafen“ muss auch die Ausbildereignung entzogen werden. Und schließlich kann jeder einzelne Mitarbeiter in der Sicherheitsbranche durch sein positives und kompetentes Auftreten zur Imageverbesserung der Branche beitragen.

Annabelle Schott-Lung

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