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Errichter im Fokus 14. August 2018

Über Fachkräftenachwuchs und Service-Orientierung

Dienstags kommen auf Sicherheit.info regelmäßig die Errichter zu Wort. Diese Woche wählte Uwe Gleich, Geschäftsführer der Gleich GmbH, vier Fragen aus unserem Katalog.

Uwe Gleich.
Uwe Gleich.

Sicherheit.info: Wo sehen Sie momentan und künftig die größten Herausforderungen und Probleme für die Errichterschaft? Wie begegnen Sie diesen?

Uwe Gleich: Die größten Herausforderungen sind die Themen Personal und Generationenwechsel. Wir müssen als Handwerker und Dienstleister unseren Beruf und unsere Arbeit „verkaufen“ lernen. Und wir müssen ein attraktiver Arbeitgeber sein. Wir arbeiten in der besten Branche der Welt – wir machen Sicherheitstechnik – es gibt keinem dem unsere Kunden so sehr vertrauen wie uns. Und wir sehen so viel interessanten Sachen, dürfen „hinter die Kulissen“ schauen bei zahlreichen Kunden/Projekten. Das ist wie jeden Tag Die Sendung mit der Maus schauen und wieder etwas dazulernen. Es ist jeden Tag spannend und interessant. Das alles dann in einem Arbeitsumfeld das von gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist, sowohl zwischen den Kollegen als auch nach draußen zum Kunden – darauf können wir alle Stolz sein und das sollten wir auch leben und jedem erzählen wie toll unsere Branche ist!

Wir tun schon heute viel, um möglichst zufriedene Kollegen zu haben. Ob es Fahrradleasing ist, flexible Arbeitszeitmodelle, eine eigene Kita oder das gemeinsame Gesundheitsprogramm – wir wollen dass sich unsere Mitarbeiter nicht als Personalnummer, sondern als „Teil der Familie“ fühlen. Trotzdem könnten wir natürlich sofort noch einige Techniker mehr beschäftigen. Ich glaube auch, dass wir eine relativ junge Geschäftsführung sind kommt bei den neuen Kollegen gut an. Wir haben den Generationenwechsel bereits erfolgreich hinter uns gebracht und sind für die nächsten Jahrzehnte sehr gut aufgestellt. Aber wir Handwerker müssen besser transportieren, dass wir gerne Handwerker sind und stolz darauf sein! Man muss nicht studieren gehen, um einen anerkannten Job zu bekommen – und ich glaube auch dass nirgends die Jobgarantie so sicher ist wie bei uns.

Was sind die Schlüsselaspekte, um Kunden heute angemessen beraten zu können? Welche Anforderungen werden von Kundenseite gestellt?

Ich denke, das ist sehr stark abhängig von dem eigenen „Wunschkunden“. Unser Focus liegt auf anspruchsvollen Kunden, die unseren sehr guten Service zu schätzen wissen. Diese Kunden haben natürlich auch besondere Anforderungen in der Beratung. Wir erstellen zum Beispiel für Videoprojekte häufiger 3D-Modelle der Gebäude und Gebiete, die überwacht werden sollen. Damit kann man dem Kunden sehr gut verdeutlichen, warum und an welchen Stellen welche Kamera benötigt wird und was der Kunde nach der Installation für ein Bild der Szene erwarten kann. Die sehr guten Kenntnisse über Kameras und Servertechnik sowie Software wird natürlich vorausgesetzt – wir bieten den Kunden darüber hinaus mit der Gleich IT Service auch das Know-how in Bezug auf IT-Security und Netzwerkplanung. Aktuell wird noch sehr oft die physikalische und die IT Sicherheit getrennt betrachtet – das wird in Zukunft aber nicht mehr möglich sein. Die beiden Bereiche werden zwangsläufig miteinander verschmelzen, wenn wir den Anspruch haben unsere Kunden optimal zu beraten wie er seine Werte schützen kann.

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Gibt es Besonderheiten im Gewerk oder auch in der speziellen Branche, die Sie bedienen?

Durch die Nähe zu Frankfurt haben wir natürlich einige Erfahrung im Bereich der Banken und Finanzinstitute und betreuen hier zahlreiche Kunden. Banken haben gerade in den letzten Jahren viele Vorgaben an die Sicherheit bekommen die umgesetzt werden müssen. Hier bringen wir gerne auch unsere Expertise in die Projekte mit ein. Weiterhin sind wir einer der wenigen Anbieter, die sich auch mit großen oder komplexen Videolösungen für die Logistik auskennen. Hier sprechen wir von einem sehr speziellen Bereich der Prozessüberwachung und Dokumentation mit technischen Hilfsmitteln. Mit einer normalen Videoüberwachung hat das relativ wenig zu tun.

Wo sehen sie die Sicherheitstechnik in fünf bis zehn Jahren, sowohl technologisch als auch marktpolitisch?

Eine ganz schwere Frage. Natürlich habe ich keine Glaskugel – aber ich bin mir sicher, dass bewegte Zeiten auf uns zukommen. Ich sehe das allerdings sehr positiv! Ich denke, in zehn Jahren sind die Komponenten, die wir verbauen nur noch Sensoren, die an eine übergeordnete Intelligenz melden. Wir werden Mini-Computer in den Räumen an einen Zentralrechner anschließen – die Geräte werden alle eine IP-Adresse und einen RJ45-Stecker haben. Keiner kann mir erklären, warum eine Blechkiste an einer Wand montiert verfügbarer, performanter oder allgemein „besser“ sein soll als eine Software auf einem hochverfügbaren virtuellen Server – egal wo dieser steht. Wir werden nicht mehr den Strom an einem Akku messen, sondern die Anlagen werden sich selbst monitoren und bei Veränderungen proaktiv Meldungen absetzen und die Techniker analysieren die Logfiles.

Unternehmen:
Interviewpartner:
Gewerke:
Besondere Branchenlösungen:
Webadresse:

Trotzdem werden wir auch in zahn Jahren noch Anlagen genauso analog warten und betreuen wie wir das heute machen. Die Anlagen verschwinden ja nicht einfach aus den Gebäuden – der Lebenszyklus in der Sicherheitstechnik ist schließlich nicht der Allerschnellste. Damit wird allerdings auch unser Berufsfeld attraktiver für Interessierte junge Menschen, die es gewohnt sind, bei einem Problem das Handy zu zücken und bei Youtube zu schauen und nicht eine Bedienungsanleitung oder Formelsammlung zu lesen.

Marktpolitisch gehe ich davon aus, dass wir die nächsten Jahre beobachten können das viele kleinere Errichterfirmen aufgeben oder von größeren gekauft werden beziehungsweise es lokale Verschmelzungen geben wird. Anders werden die Herausforderungen der Zukunft nicht zu schaffen sein im Bezug auf Generationenwechsel und Digitalisierung.

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