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Editorial 15. November 2018

Chaos statt Struktur?

Dem „Internet der Dinge” wird für die kommenden Jahre ein gigantisches Wachstumspotential prophezeit. So gehen verschiedene Studien bereits für das Jahr 2020 von 30 Milliarden Geräten aus, die an das Internet angebunden sind. Kein Wunder, dass der Begriff IoT längst auch in der Videobranche Begehrlichkeiten geweckt hat und viele Hersteller von Netzwerkkameras an diesem Wachstumsmarkt teilhaben wollen.

Andreas Albrecht, Chefredakteur.
Andreas Albrecht, Chefredakteur.

Doch so vielversprechend dieser Markt auch ist, für Unternehmen der Videoüberwachungsbranche, die mit dem Thema Sicherheit ihr Geld verdienen, ja deren Ware Sicherheit ist, bedeutet die zunehmende Vernetzung noch weit mehr als in anderen Wirtschaftszweigen auch ein Problem: Denn wenn immer mehr Videoüberwachungsanlagen keine abgeschlossenen Systeme mehr sind, stattdessen über eine ständige Internetverbindung und immer mehr Schnittstellen zu anderen Geräten verfügen, bedeutet das auch immer mehr potentielle Einfallstore für Hackerangriffe. Der Schutz vor IT-Angriffen und die Gewährleistung der eigenen Systemsicherheit, sind deshalb die wohl dringlichsten Aufgaben der Gegenwart, und viele Unternehmen haben für sich schnell erkannt, dass diese Herausforderung zu groß ist, um sie alleine bewältigen zu können.

So herrscht momentan viel Bewegung im Markt: Vivotek kooperiert beispielsweise mit Seetec und Trend Micro. Mehrere Hersteller, unter anderem Hanwha Techwin, Milestones und Pelco, schlossen sich jüngst zur offenen IP-Überwachungsplattform „Open Security and Safety Alliance“ zusammmen, die sich zum Ziel gesetzt hat, standardisierte Sicherheitslösungen zu schaffen. Gleichzeitig gründete Bosch über seine Tochtergesellschaft „SAST“ (Security and Safety Things) eine IoT-Plattform für Sicherheitskameras, und der Hersteller Mobotix, der das Thema Cybersicherheit inzwischen in seiner DNA verortet, kündigte Ende Oktober auf seiner „Global Partner Conference (GPC)“ an, sein breites Netzwerk im Bereich IT-Sicherheit weiter auszubauen.

So nachvollziehbar und begrüßenswert diese Maßnahmen im Einzelnen sind: In der Summe betrachtet, haftet ihnen auch der Beigeschmack von Aktionismus an. Denn die Frage muss erlaubt sein, wer in diesem Dschungel von Kooperationen, Allianzen und Standards noch den Durchblick haben soll und ob mehrere Plattformen zu einem Thema und demselben Ziel Sinn machen. Ob auf diese Weise effektive, standardisierte Sicherheitslösungen entwickelt werden können, bleibt abzuwarten. Zu hoffen wäre es. Andreas Albrecht

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