Direkt zum Inhalt
Editorial 19. August 2014

Im Wandel der Zeit

Was heute kaum mehr vorstellbar ist, war noch vor 30 Jahren nicht wegzudenken: man schrieb auf Schreibmaschinen. Inzwischen erstellen wir Texte am Computer. Der ist zwar unter anderem auch eine „Schreibmaschine“, kann aber viel mehr als Buchstaben aneinanderzureihen. Diese Maschine kann auch lesen, zeichnen oder rechnen. Man kann mit ihr auch „ins Netz gehen“, sich in kürzester Zeit Informationen besorgen, kommunizieren, verkaufen und einkaufen.

Andreas Albrecht, Chefredakteur.
Andreas Albrecht, Chefredakteur.

Das hat vieles einfacher gemacht und praktischer. Doch in der Intelligenz dieser Geräte, steckt gleichzeitig ihr Problem. Denn natürlich stehen sie auch Geheimdiensten, Wirtschaftsspionen, dem organisierten Verbrechen und anderen Kriminellen zur Verfügung. Die kennen sich meistens sogar besonders gut damit aus, und dieses Wissen nutzen sie auch. So schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) allein den Schaden durch Daten- und Wissensdiebstahl auf mindestens 50 Milliarden Euro – pro Jahr. Und Anfang August sorgte die New York Times mit einem Artikel über den angeblich größten Datendiebstahl aller Zeiten für Aufregung. 1,2 Milliarden Kombinationen aus Nutzernamen und Passwörtern sowie über 500 Millionen Mailadressen sind nach Informationen der Zeitung von Hackern gestohlen worden.

Zwar blieb zunächst unklar, wer davon betroffen war und welcher Schaden damit angerichtet wurde. Die Reaktionen aus der Sicherheitsbranche folgten dennoch prompt. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rief Online-Anbieter auf, mehr für IT-Sicherheit und den Schutz von Kundendaten zu tun. Das Information Security Forum (ISF) empfahl Unternehmen, regelmäßig alle Passwörter für E-Mail-Adressen zu wechseln und sie nicht für mehrere Accounts zu nutzen. Und der IT-Spezialist Forge-Rock riet wenig konkret dazu, „zusätzliche Sicherheitsschichten“ zu schaffen.

An Angeboten zum Datenschutz mangelt es nicht. Die Messe Essen kündigt auf der Security 50 Unternehmen an, die Lösungen zur IT-Sicherheit ausstellen. Laut dem Verband Bitkom ist der Markt in diesem Bereich im vergangenem Jahr allein in Deutschland um fünf Prozent auf über 3,3 Milliarden Euro gewachsen. Dass es Hackern aber trotz ständig optimierter Sicherheitsprogramme immer wieder gelingt, Daten zu stehlen, liegt wohl daran, dass sie ihren Opfern oft einen Schritt voraus sind. Anstatt Netzwerke immer weiter aufzurüsten, raten manche EDV-Experten deshalb zu einer auf den ersten Blick radikalen Maßnahme, die sie „Entnetzung“ nennen (lesen Sie dazu den Artikel auf den Seiten 42 bis 43). 100-prozentige Sicherheit, so die Erkenntnis, sei nur möglich, wenn man Computer mit sensiblen Daten nicht mit dem Internet verbinde. Da aber selbst dann noch Daten gestohlen werden können, weil viele Computerchips anscheinend in der Lage sind, über Funk oder Lichtwellen zu kommunizieren, erlebt ein Gerät einen neuen Boom, das seinen Platz im Museum eigentlich schon sicher hatte. Die Wirtschaftswoche meldete vor kurzem, der Hersteller Olympia erwarte für dieses Jahr den Absatz von über 10.000 Schreibmaschinen, so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. So ändern sich die Zeiten.

Eine Veränderung gab es auch für mich persönlich. Nach sechs Jahren, in denen ich für das Verlagshaus Wohlfarth in Duisburg für die Fachzeitschrift bauelement+technik gearbeitet habe, bin ich Anfang des Monats in die Welt der Sicherheitstechnik gewechselt und nun für den PROTECTOR im Einsatz. Sicher werde ich viele von Ihnen bald persönlich kennenlernen, spätestens zur Security in Essen. Aber natürlich können wir auch schon vorher Kontakt aufnehmen, per Telefon oder E-Mail, wahrscheinlich eher nicht über einen auf der Schreibmaschine verfassten Brief.

Andreas Albrecht, Chefredakteur
Anzeige

Passend zu diesem Artikel