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Editorial 2. Dezember 2016

Sicherheitsrisiko von Amts wegen

Nach Großbritanniens Brexit erleben nun die US-Amerikaner, dass in einer Demokratie die Mehrheit des Volkes etwas entscheidet, was der Minderheit nicht unbedingt gefallen muss.

Britta Kalscheuer, stellvertretende Chefredakteurin
Britta Kalscheuer, stellvertretende Chefredakteurin

Apropos Minderheit: Der designierte US-Präsident hat erfolgreich gegen sämtliche Minderheiten – oder was er dafür hält – gepoltert und offenbar die Ängste der Wähler damit getroffen. Hier drängen sich auch für die 2017 anstehende Bundestagswahl Fragen auf: Sind Wähler in Deutschland ebenfalls zugänglich für markige Parolen, unabhängig von Fakten? Und welchen Einfluss hat die immer größer werdende Zahl der Nichtwähler auf die Marschrichtung?

Donald Trump wird sich an die Verfassung halten müssen, nicht wild auf roten Knöpfen herumdrücken und die Globalisierung nicht ausgrenzen können. Aber wahrscheinlich bringt er seine Berater durch impulsive Auftritte auf dem diplomatischen Parkett öfter ins Schwitzen. Auch der für den Schutz des US-Präsidenten zuständige Secret Service wird wenig Zeit zum Zurücklehnen finden. Waren die Sicherheitsvorkehrungen beim jüngsten Besuch von Barack Obama in Berlin mit Straßensperren und verschweißten Gullydeckeln schon immens, wird ein aktiv polarisierender Donald Trump auf seinen Amtsreisen die höchsten Sicherheitsstufen ausreizen.

Doch die Zeiten, in denen Politiker winkend im offenen Cabrio durch die jubelnde Menge fahren konnten, sind ohnehin längst vorbei. Inzwischen sind unauffällige gepanzerte Fahrzeuge für hochrangige Persönlichkeiten gefragt. Diese unterscheiden sich äußerlich kaum von Serienlimousinen, bieten aber die höchste Schutzklasse für Zivilfahrzeuge (Beitrag auf Seite 70).

Mit der Prominenz der Gäste steigen auch die Anforderungen an die Hotelsicherheit, wie unsere Reportage über die „Villa Kennedy“ zeigt. Das Frankfurter Fünf-Sterne-Hotel hat sich mit eigenem Aufzug, separatem Fluchtweg und Panikknopf auf besonders zu schützende Besucher in der Präsidentensuite eingestellt.

Eine vorausschauende Planung zahlt sich nicht nur für Hotels, sondern auch für Geschäftsreisende aus. Praktische Tipps für das Reisesicherheits-Management, vom Hinterlegen wichtiger Daten bis zum Personen-Tracking, fasst unsere Coach-Rubrik zusammen. Denn das eigene Verhalten bleibt das größte Sicherheitsrisiko – beim mächtigsten Mann der Welt von Amts wegen umso mehr.

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Britta Kalscheuer

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