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Interview mit SimonsVoss

Digitalisierung in der DNA

Die Marke SimonsVoss wird in der Sicherheitstechnik-Branche wie kaum eine zweite mit dem Begriff „Digitalisierung“ in Verbindung gebracht. PROTECTOR & WIK sprach vor diesem Hintergrund mit den Geschäftsführern Ludger Voss und Bernhard Sommer über die Veränderungen im Markt und die Positionierung, die ihr Unternehmen dabei zukünftig einnehmen wird.

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Ludger Voss (links), Vorsitzender der Geschäftsführung und Bernhard Sommer, Geschäftsführer von SimonsVoss.
Ludger Voss (links), Vorsitzender der Geschäftsführung und Bernhard Sommer, Geschäftsführer von SimonsVoss.

PROTECTOR & WIK: Die Marke SimonsVoss steht seit über 20 Jahren für Qualität und Innovation und ist ebenso lange fast ein Synonym für hochwertige, digitale Schließtechnik. Wie lässt sich diese beispiellose Erfolgsgeschichte erklären?

Bernhard Sommer: Unsere Unternehmensphilosophie, beruht auf vier Säulen: Die starke Marke SimonsVoss vereint Qualität, Design, Technologie und Innovation. Um nah beim Kunden zu bleiben und uns kontinuierlich weiter zu entwickeln, muss sich auch die Marke weiterentwickeln. Wir haben über 20 Jahre hinweg ein Markenversprechen aufgebaut, das heute ebenso aktuell ist: „The finest in keyless security“, also das Beste, was es an schlüsselloser Sicherheitstechnik gibt. Es ist und bleibt unser Anspruch mit unserer Rolle als Technologieführer digitaler Schließtechnik auch weiterhin den Weg zu ebnen. Wir haben größten Wert auf kontinuierliche Innovation gelegt – und wir stellen sehr stark die Zuverlässigkeit unserer Systeme in den Vordergrund sowie einen Service, der höchsten Ansprüchen genügt. Dazu kommt, als vierte Säule, dass wir unsere Arbeit als „people’s Business“ verstehen. Wir setzen auf starke Mitarbeiter und richten uns nah am Kunden aus.

Ludger Voss: Kontinuierliche Innovation ist für uns genauso wichtig wie eine starke Marke. Technologie ist unser Business und das, was die Kunden und Vertriebspartner von uns erwarten. Hier erfinden wir uns immer wieder neu, wie wir jüngst etwa bei „MobileKey“ und der neuen „AX Plattform“ gezeigt haben und weiter zeigen. SimonsVoss hat sein Produktportfolio über all die Jahre hinweg kontinuierlich weiter entwickelt. Doch gerade in den letzten Jahren hatte man den Eindruck, dass die Innovationsgeschwindigkeit noch einmal deutlich zugelegt hat.

Bernhard Sommer: Das stimmt. Etwa 25 Prozent der Produkte, die wir heute verkaufen, wurden innerhalb der letzten vier Jahre entwickelt. Die Begriffe Service und Support sind für uns mehr als nur ein Hygiene- Faktor. SimonsVoss steht seit jeher für ein im Markt einzigartiges Service- und Support-Team und für eine starke Vertriebsmannschaft. Auch hier investieren wir kontinuierlich – nur so können wir für unsere Händler ein starker Sparringpartner sein und unseren Kunden jederzeit kompetent zu Seite stehen. Die Freude an Innovation und der unbedingte Wille, positive Kunden erlebnisse zu schaffen, motivieren uns alle bei SimonsVoss. Wir suchen das Gespräch, setzen auf Marktforschung und ein enges Netzwerk aus Partnern und Kunden. Nur so ist sichergestellt, dass wir auf die Anforderungen der digitalen Welt reagieren können.

Eine deutliche Entwicklung ist nicht nur bei Ihren Produkten zu erkennen. Auch in der Marketing-Ausrichtung von SimonsVoss hat sich einiges getan. Welche Branchenlösungen und Zielgruppen haben Sie dabei im Blick?

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Bernhard Sommer: Die Einführung der neuen Website ist eines der Ergebnisse einer vollständigen Neubetrachtung unserer gesamten Marketing- und Kommunika tionsstrategie in den letzten Monaten. Wir sind zwar bereits seit mehr als 20 Jahren im Markt – unsere Händler und Partner kennen uns also und wissen um die Vorteile der SimonsVoss-Lösungen. Dies ist bei Endkunden noch nicht immer der Fall. Durch die Fokussierung auf vertikale Märkte wollen wir bei unseren Endkunden das Wissen um die Möglichkeiten stärken, die die digitale Schließtechnik eröffnet.

Wie beurteilen Sie vor dem Hintergrund der Digitalisierung, welche die gesamte Wirtschaft beeinflussen und verändern wird, die weitere Entwicklung der Schließtechnik?

Bernhard Sommer: Wir haben ja im Grunde eine Revolution angestoßen. Seit Jahrhunderten sind mechanische Schlüssel der Weg ins Gebäude – wir lösen das digital. Die „Keyless World“, die schlüssellose Welt, steht wohl nirgends so stark im Zentrum der Markenführung und Positio nierung wie bei SimonsVoss. Für uns ist klar: Wir sind rein digital – und niemals mechanisch. Abgesehen davon steht hinter der Neuausrichtung unserer Kommunikation aber auch die Tatsache, dass es in der digitalen Schließtechnik noch sehr viel Potential gibt. Viele unserer potentiellen Endkunden kennen dessen Nutzen noch gar nicht – das merkt man sehr schnell, wenn man mit ihnen spricht. Und insgesamt werden ja etwa 90 Prozent aller Türen noch mechanisch geschlossen. Mit unserer Kommunikation wollen wir deshalb nicht nur die Fachhandelspartner unterstützen – wir richten sie jetzt auch verstärkt auf die Endkunden in unseren Kernmärkten. Das sehen wir als logischen Schritt, wenn es darum geht, Nutzerverständnis für die Keyless World zu schaffen. Abgesehen von der Website gestalten wir derzeit auch alle weiteren Kommunikationsmittel entsprechend um und stellen uns somit zielgruppenkonform auf. Wir verstärken auch noch weiter die partnerschaftliche Zusammenarbeit, wie zum Beispiel im Rahmen des Partnertages. Dazu kommt die deutliche Stärkung des Endkundenmarketings.

Sind auch die jüngsten Produktentwicklungen also eine Konsequenz der neuen Zielgruppenorientierung von Simons- Voss? Sie erwähnte ja bereits die neue „AX Plattform“. Welche Ziele verfolgen Sie damit konkret?

Ludger Voss: AX steht für Advanced Xchange. Dahinter verbirgt sich unsere neue Elektronikplattform für die nächste Generation unserer Digitalschließungen, Transponder und Programmiergeräte. Die „AX-Plattform“ basiert auf modernen leistungsstarken Controllern – und einer durchgängigen Secure-Element-basierten Sicherheitsarchitektur von der Zentral- Software bis in die Aktoren unserer Digitalschließungen hinein. Unser neu entwickeltes Betriebssystem „Axeos“ bewirkt eine saubere Trennung von Betriebs- und Anwendungs-Software. Dadurch können wir künftig erheblich schneller und effizienter neue Anwendungen und Features für unsere Märkte entwickeln. Das erste batteriebetriebene Produkt aus der AX-Familie wird das „SmartHandle AX“ sein – mit vielen Vorteilen für den Anwender: Die Kombinierbarkeit mit Drückerdesigns namhafter Hersteller, die Modularität und die flexible Anpassbarkeit an die Gegebenheiten vor Ort, eine bohrungsfreie Installation, Robustheit, gerade im Langzeitbetrieb und weiter verbesserte Batterielebensdauer, um nur einige zu nennen. Und neue „SmartHandleAX“, für die Kommunikation mit Smartphones via BLE (Bluetooth Low Energy), sind bereits in Vorbereitung.

Worauf haben Sie bei der Entwicklung besonderen Wert gelegt?

Ludger Voss: Es gibt viele zusätzliche Funktionalitäten – beispielsweise den nativen Klinkensensor, die kontinuierliche Selbstdiagnose mit Aktorüberwachung, die Energieverbrauchsüberwachung und die Batterielebensdauer-Prognose. Ein wesentlicher Aspekt ist aber die Investitionssicherheit durch eine zukunftsorientierte Sicherheitsarchitektur. Das war ein erheblicher Aufwand in der Entwicklung. Wir haben etwa ein Drittel unserer F&E-Ressourcen dafür eingesetzt, sicherzustellen, dass die neu entwickelten Beschläge zum Beispiel auch in ein SimonsVoss-Schloss von 1999 passen. Kompatibilität ist für uns ex trem wichtig, auch wenn es einen extremen Aufwand darstellt, dies zu gewährleisten. Das gilt im Übrigen für jedes Softwareupdate bei SimonsVoss – es muss immer noch alles funktionieren, was vorher funktioniert hat. Diese Abwärtskompatibilität ist keine Selbstverständlichkeit im Markt der Schließsysteme. Aktuell arbeiten wir zudem an einer neuen Software (LSM AX) für die „AX-Plattform“. Dazu gehören eine modernisierte und stark vereinfachte Benutzeroberfläche, neben Rich-Clients zusätzlich auch Web-Clients. Dazu kommt das „SmartXchange“ SW-Tool für die einfache Anbindung externer Software – und das „SmartSurveil“-Tool für die Visualisierung von Schließungen in Gebäudeplänen und Transparentmachen von Türzuständen und Alarmen im Gebäude.

Gibt es auch Neuigkeiten bei den Bestands-Produktlinien?

Bernhard Sommer: Ja, bei „SmartIntego“ setzen unsere Integrationspartner verstärkt auf Integration über virtuelle Kartennetzwerke, die eine kostengünstige Offline-Vernetzung ermöglichen. Es freut uns besonders, dass unseren Lösungen hinsichtlich Funktio nalität und Performance oft der Vorzug vor OSS gegeben wird. „MobileKey“ ist unser System für kleinere Unternehmen mit bis zu 20 Türen. Es kann nun auch Mac OS. Programmieren und Konfigurieren von Zylindern und Transpondern ist damit aus einer reinen „Apple-Welt“ heraus möglich. Was das Feature „Key4Friends“ betrifft, mit dem man beispielsweise der Reinigungskraft eine zeitweilige Berechtigung einräumen kann: Der Zutritt kann jetzt bis zu sechs Monate lang auf diese Weise gewährt werden. Das geht auch von der fernen Urlaubsinsel aus – verkürzte „LN.I Wake-Ups“ machen die Fernöffnung besonders schnell. Die Antwortzeiten bei Remote-Öffnungen wurden und werden weiter verbessert. Vorgesehen ist außerdem die Integration einer Online-Pincode-Tastatur – und eine API, also eine Schnittstelle, für Drittsysteme. Stimmt der Eigentümer zu, stellt sie Daten für Smart-Home-Applikationen bereit.

Dem Smart-Home-Bereich sagen Studien bereits seit einigen Jahren eine goldene Zukunft voraus. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür, dass der Sicherheitstechnik-Markt insgesamt von diesem Trend noch nicht entscheidend profitieren konnte?

Bernhard Sommer: Wenn man sich die Studien zum Thema Smart Home betrachtet, zeigt sich dass einige enorm hohe, fast schon unrealistische Wachstumstrends abbilden. Seit Smartphones und nutzerfreundliche Apps eine neue digitale Realität geschaffen haben, wird ein komplexes Thema wie Gebäudetechnologie endlich auch tatsächlich greifbar. Der Weg führt hierbei klar von „komplex zu einfach“, beziehungsweise aus dem privaten Umfeld in den Business Kontext. Im privaten Bereich liegt der Trend bei Applikationen, die helfen, Energie zu sparen (zum Beispiel über Heizungssteuerung) oder die mehr Komfort und Sicherheit bieten (etwa Alarm- und Einbruchschutz, sowie Videosysteme). Zutrittskontrolle rückt ins Bewusstsein, seit die Hersteller mit Systemen auf die Bedürfnisse privater Nutzer in Sachen Nachrüstbarkeit, Nutzerfreundlichkeit und Handling reagieren. E- Commerce wird hierbei kontinuierlich von Zutrittskontrollsystemen ergänzt, die Anleihen im Profi-Bereich nehmen und ausschließlich über den qualifizierten Fachhandel vertrieben werden. Technik, Innovation und Zuverlässigkeit sind hier die Entscheidungsgrößen – und werden den Sicherheitstechnikmarkt für Zutrittskontrollsysteme nachhaltig beeinflussen. Ein Trend dem wir, nicht zuletzt mit Blick auf unsere Produktlinie „MobileKey“, die kleine Gebäudeeinheiten bis zu 20 Türen abdeckt, mehr als positiv sehen. Das Bewusstsein für hochwertige Zutrittskontrollsysteme, das jetzt bei den Nutzern geschaffen wird, bewirkt eine enorme Wahrnehmungssteigerung in allen Branchen und Bereichen und ist ein weiterer, wichtiger Schritt auf dem Weg in die Keyless World.

Wenn Sie in die Zukunft schauen: Wohin geht die Reise dabei für SimonsVoss?

Bernhard Sommer: Die Digitalisierung bietet uns viele Chancen, für digitale Schließtechnik eine noch breitere Absatzmöglichkeit zu finden. Das Stichwort Smart Building ist hier zu nennen – aber auch das erhöhte Sicherheitsbedürfnis. Ein Beispiel dafür sind Behörden: Verwaltungsmitarbeiter, etwa in Job-Centern sehen sich zunehmend bedrohlichen Situationen gegenüber. Ein weiterer Treiber ist generell der Anspruch an mehr Flexibilität und Internationalisierung der Arbeitswelt. Es gibt beispielsweise neue Raumnutzungskonzepte – darauf müssen wir Antworten finden. Wir setzen auf branchennahe Lösungen und entsprechende Technologie, Vertriebsstärke und Kommunikation. Geografisch gesehen, sehen wir außerhalb Deutschlands viel Potential in Frankreich, den Benelux-Ländern und Skandinavien.

SimonsVoss Technologies GmbH, www.simons-voss.com

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