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Alle Ampeln auf Grün

Die Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft (ASW) e.V. hat nach einer längeren Vakanz seit Anfang des Jahres einen neuen Geschäftsführer. PROTECTOR sprach mit Jan Wolter über seine ersten Erfahrungen in der Sicherheitsbranche und die Neuausrichtung des Verbandes.

Die Verbände arbeite beim Thema Sicherheit eng zusammen – die Ampeln stehen auf Grün.
Die Verbände arbeite beim Thema Sicherheit eng zusammen – die Ampeln stehen auf Grün.

PROTECTOR: Herr Wolter, die berühmten 100 Tage im Amt sind gerade vorbei – wie ist denn Ihr erster Eindruck von Ihrer neuen Tätigkeit?

Jan Wolter: Ein sehr guter. Besonders freuen mich die durchweg zustimmenden Rückmeldungen bei den Unternehmen und Sicherheitsbehörden, die der Arbeit der ASW positiv gegenüberstehen und uns künftig noch stärker unterstützen möchten.

Eine Task Force hatte ja über ein Jahr lang die Aufgaben des Geschäftsführers übernommen. Hat die sich denn jetzt wieder komplett zurückgezogen?

Die Task Force war für eine Übergangszeit als Ersatz für einen hauptamtlichen Geschäftsführer gedacht. Ich habe das große Glück, dass die Task Force nicht zum 1. Januar 2014 in der Versenkung verschwunden ist, sondern mir, insbesondere in der Person von Ulrich ten Eikelder, in der Anfangsphase mit Rat und Tat zur Seite stand. Auch jetzt weiß ich hier einen sehr guten Sparringspartner an meiner Seite.

Seit über zwei Jahren befindet sich Ihr Verband nun schon in einem Reformprozess. Wie würden Sie die aktuelle Situation beschreiben?

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Mit dem Kompetenz-Center-Modell wurde die Voraussetzung für eine starke inhaltliche Arbeit der ASW geschaffen. Der Anstoß dazu kam im Herbst letzten Jahres. Bedenkt man, dass diese Initialzündung weniger als ein halbes Jahr zurückliegt, ist es schon erstaunlich, wie viele Projekte bereits angestoßen wurden. Im Laufe dieses Jahres werden wir hier einiges präsentieren können.

Können Sie uns jetzt schon erste Ergebnisse nennen?

Die ASW hat gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ein neues Format etabliert. Wir hatten zur Lage in der Ukraine einen Ad-Hoc-Workshop eingerichtet und dazu Unternehmensvertreter ins Auswärtige Amt geladen, wo ein Austausch mit Fachleuten des Ministeriums sowie Vertretern des BKA und weiteren Experten stattfand. Die Rückmeldungen waren ausnahmslos positiv.

Wir werden das Format daher nicht nur fortsetzen, sondern auch ausbauen. Konkret werden wir für „Zeit-Lagen“ einen Dialog initiieren. Das heißt, wenn bekannt ist, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Ereignis eintreffen wird, wie beispielsweise Olympische Spiele oder eine Fußballweltmeisterschaft, wollen wir dazu einen Informationsaustausch anbieten. Unser nächstes Thema wird also Brasilien sein.

Bleiben wir bei den Terminen: Welche weiteren Veranstaltungen stehen dieses Jahr noch an?

Zurzeit stehen zwei größere Veranstaltungen in unserem Kalender: Am 19./20. Mai führen wir gemeinsam mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) eine Veranstaltung zum Thema Umweltterrorismus durch. Am 3. Juli findet mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) unsere gemeinsame Sicherheitstagung statt – auch mit einer internationalen Komponente.

Darüber hinaus gibt es natürlich zahlreiche weniger große Sitzungen, wobei weniger groß keineswegs weniger interessant bedeuten muss. Ich denke, dass große Veranstaltungen ihre Berechtigung haben und ihnen gerade für das Networking hohe Bedeutung zukommt. Der Ad-Hoc-Workshop hat aber jüngst gezeigt, dass kleinere, vertrauliche Runden, nicht selten intensiver und informativer sein können.

Workshops zur internationalen Lage, internationale Elemente auch bei der Veranstaltung mit dem BfV: Setzt die ASW jetzt stärker auf internationale Themen?

Die ASW ist ein Bundesverband. Die Unternehmen unserer Mitgliedsverbände sind international tätig. Da können wir uns nicht auf Deutschland alleine fokussieren. Es ist nur konsequent, auch internationale Themen zu besetzen.

Von daher bauen wir auch unsere internationale Vernetzung stärker aus. Asis International ist mit mehr als 37.000 Mitgliedern die weltweit größte Organisation für Fragen der Sicherheit in der privaten Wirtschaft. Die ASW war bereits in diesem Jahr Partner bei der Asis European Security Conference & Exhibition in Den Haag. Kommendes Jahr findet diese Konferenz vom 29. bis 31. März in Frankfurt am Main statt – und die ASW wird Ausrichtungspartner. Aber neben der Kooperation bei Veranstaltungen wollen wir uns auch inhaltlich stärker vernetzen und die Zusammenarbeit insgesamt weiter ausbauen.

Das alles muss auch bezahlt werden, kommen wir zum Stichwort Finanzierung. Zwei Sponsoren wurden ja bereits gefunden. Gibt es hier weitere Aktivitäten?

Die gute Nachricht ist, dass wir erst einmal finanziell abgesichert sind. Aber nur den Status quo beizubehalten, ist meine Sache nicht. Wie gesagt, wir haben sehr viele Themen, gute Ideen – und die möchte ich auch umsetzen. Dazu bedarf es aber auch einer starken Geschäftsstelle. Die ASW muss wachsen. Ob wir diesen zusätzlichen Finanzbedarf über Sponsoring decken werden, das wird sich zeigen. Diskutiert werden zurzeit auch andere Finanzierungskonzepte.

Ein weiteres Ziel war im vergangenen Jahr auch die Gewinnung neuer Mitglieder. Gibt es positive Neuigkeiten?

Wir sprechen mit vielen Verbänden und erhalten immer wieder Zuspruch für eine enge Kooperation. Die Bereitschaft von Verbänden, zahlendes Mitglied in einem anderen Verband zu werden, ist jedoch meist recht gering. Ich sehe hier allerdings auch nicht das Finanzielle im Vordergrund, sondern stärker den fachlichen Austausch. Und da sind alle Ampeln auf Grün.

Das „Alleinstellungsmerkmal“ als „Sicherheitsverband für die Wirtschaft“ ist der ASW ja abhandengekommen. Wie sehen Sie die Position des Verbandes im Hinblick auf die Aktivitäten anderer Verbände wie jüngst jetzt auch des BDSW, des BDI oder DIHK?

Ich sehe nicht, dass uns ein Alleinstellungsmerkmal abhandengekommen wäre. Die ASW ist der einzige Verband, der ausschließlich die Sicherheitsinteressen der deutschen Wirtschaft vertritt und über einen unmittelbaren Zugang zu den Sicherheitsverantwortlichen der Unternehmen verfügt. Diese fachliche Expertise macht uns einzigartig.

Natürlich arbeiten wir mit den großen Spitzenverbänden BDI und DIHK eng zusammen. Ich wüsste auch nicht, dass es eine Position gibt, die uns inhaltlich trennen würde. Wir schlagen hier in dieselbe Kerbe, und gerade mit dem BDI haben wir einen engen Austausch und sind auch über Personen eng miteinander verflochten.

Welche Themen haben Sie sich denn persönlich mittel- bis langfristig besonders auf die Fahne geschrieben?

Die ASW und ich – wir haben viele Themen in der Pipeline. Mir ist es wichtig, dass wir uns in den Arbeitskreisen nicht nur darüber austauschen, sondern auch Produkte – also Leitfäden, Studien, Workshops – daraus entwickeln, die wir nach außen vermarkten können. Wir wollen also noch größere Mehrwerte für unsere Mitglieder und deren Unternehmen schaffen.

Darüber hinaus müssen wir uns zu politischen Themen stärker positionieren und damit auch aktiv an die Medien herantreten. Die ASW muss insgesamt „sichtbarer“ werden.

Zum Schluss: Ihre Mitgliederversammlung mit Vorstandswahl steht unmittelbar bevor. Aus welchem Grund sollten Ihre Mitglieder diesen Termin auf keinen Fall verpassen?

Ich sehe der Veranstaltung frohen Mutes entgegen – schließlich haben wir so viel Gutes zu verkünden. Die Mitgliederversammlung ist letztlich auch das wichtigste Steuerungsgremium, hier werden zentrale Weichenstellungen getroffen – und da sollte jeder seine Stimme wahrnehmen.

Annabelle Schott-Lung

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