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Alles im richtigen Rahmen

Teil 2

Belastbares Konzept

Markus Groben erwähnt ein weiteres Manko in der täglichen Praxis: „Eine große Gefahr, die ich bei verteilten Systemen sehe, betrifft das Thema PoE. Das wird in Sachen Betriebssicherheit oft unterschätzt. Es kommt auch vor, dass Switches und Netzwerkkomponenten wild verteilt werden und in der Zwischendecke irgendwann den Hitzetod sterben. Das ist natürlich kundenspezifisch unterschiedlich. Wenn man in ein hohes Sicherheitsniveau hinein kommt, wie etwa Flughäfen, dann wird man so etwas nicht vorfinden, denn dort gibt es Technikräume, die entsprechend abgesichert sind.“

Für René Kiefer von Siemens Building Technologies gilt es, solche Missstände gar nicht erst aufkommen zu lassen und daher über alle Aspekte der Sicherheit frühzeitig zu sprechen: „Wie belastbar ein Sicherheitskonzept ist, hängt auch davon ab, mit wem im Unternehmen man spricht. Sicherheit ist heute, anders als vor zehn Jahren, in Konzernen meist in einem Bereich organisiert, der sich Compliance und Sicherheit nennt. Da geht es um juristische Fragen, um IT-Sicherheit und auch um Unternehmenssicherheit. Das muss alles zusammenspielen. Und hier ist es dringend ratsam, Gespräche auf dieser gemeinsamen Ebene mit allen Beteiligten zu führen. Dann kann man genau analysieren, wo die Risiken liegen und wie man mit ihnen umgeht.“

Dezentrale Speicherung

Zentrales Element eines Videosystems, und damit wichtiger Bestandteil der Architekturplanung, ist die Frage der Speicherung. Neben der zentralen Speicherung auf einem Server, gibt es zahlreiche Möglichkeiten für eine verteilte Bildspeicherung. Hier zeigt sich aber: Kaum ein Aspekt von dezentralen Lösungen wird so leidenschaftlich debattiert, wie die lokale Speicherung von Videobildern auf der Kamera. Für die einen ist dies ein absolutes No-Go, für andere ein Gimmick, und für andere wiederum eine nützliche Funktion für bestimmte Anwendungen. Dr. Magnus Ekerot skizziert ein Musterbeispiel: „Man gibt dem Kunden damit eine zusätzliche Option, die er nutzen kann. Nehmen wir etwa einen kleinen Shop mit zehn Kameras: Dafür braucht man keinen großen Server. Hier kann aber eine lokale Speicherung auf der Kamera viel Sinn ergeben, weil sie einfach Investitionen spart. Das ist eher nichts für eine Hochsicherheitsanwendung, aber ein Einzelhändler hat ja auch keinen Sicherheitsverantwortlichen.“

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„Zur Herausforderung wird eine Migration immer dann, wenn mehrere Generationen von Technik im Einsatz sind. Und je größer die Anlage ist, desto weniger hat man die Chance, sie komplett zu migrieren, weil man Konzept A, Konzept B und womöglich auch noch Konzept C aus verschiedenen Zeitperioden vereinen soll. Man muss sich schon anstrengen, damit das über die angestrebte Zeitspanne und mit den verfügbaren Budgets funktioniert.“
Albert Unterberger, Bereichsleiter IPS, Prokurist, Securiton GmbH, IPS Intelligent Video Analytics

„Wie belastbar ein Sicherheitskonzept ist, hängt auch davon ab, mit wem im Unternehmen man spricht. Sicherheit ist heute, anders als vor zehn Jahren, in Konzernen meist in einem Bereich organisiert, der sich Compliance und Sicherheit nennt. Da geht es um juristische Fragen, um IT-Sicherheit und auch um Unternehmenssicherheit. Das muss alles zusammenspielen.“
René Kiefer, Senior Referent, Siemens AG, Building Technologies Division

„Die Breite der Szenarien und Anwendungen ist enorm, sie reicht von Videosystemen für JVAs bis hin zu Applikationen in Einzelhandelsfilialen oder kleinen Shops. Letztere haben so die Möglichkeit, mit einem kleinen, auch wirtschaftlich attraktiven, Videosystem anzufangen. Sie können es dann sukzessive erweitern. Und die Speicherung in der Kamera ist dabei natürlich kein Gimmick, sie ist eine nützliche Funktion.“
Gregor Schnitzler, Bereichsleiter Business & Technology Development, Abus Security-Center GmbH & Co. KG

Für Gregor Schnitzler von Abus Security-Center ist es ebenfalls eine Frage der Anforderungen: „Die Breite der Szenarien und Anwendungen ist enorm, sie reicht von Videosystemen für JVAs bis hin zu Applikationen in Einzelhandelsfilialen oder kleinen Shops. Letztere haben so die Möglichkeit, mit einem kleinen, auch wirtschaftlich attraktiven, Videosystem anzufangen. Sie können es dann sukzessive erweitern. Und die Speicherung in der Kamera ist dabei natürlich kein Gimmick, sie ist eine nützliche Funktion. Betrachten wir die wirklich großen Anlagen, müssen wir über eine Speicherung auf der SD-Karte nicht nachdenken, aber in kleinen Applikationen, die morgen vielleicht schon mittelständische Lösungen sein können, spielt das sehr wohl eine Rolle.“

Die Speicherungsformen müssen sich aber nicht ausschließen, sondern können sich auch ergänzen, wie Uwe Kühlewind von Bosch Sicherheitssysteme ergänzt: „Der Speicher in der Kamera kann zur Ausfallsicherheit beitragen, etwa wenn ein Netzwerkausfall auftritt. Dann kann man ihn mittels lokaler Aufzeichnung überbrücken und für eine kontinuierliche Aufzeichnung sorgen.“ Roland Bauer von Funkwerk Video Systeme sieht eine weitere Einsatzmöglichkeit: „Die lokale Aufzeichnung kann nützlich sein, wenn ein Anwender Voralarme sehen möchte. In diesem Fall kann man fortlaufend immer eine gewisse Zeitspanne in der Kamera aufzeichnen und im Alarmfall übertragen. Hier muss also nicht ständig eine Verbindung zum Server vorhanden sein.“

Mit Migrationshintergund

In den Beispielen wurde bereits angedeutet, dass Videoanlagen selten statisch sind, sondern wachsen und sich wandeln. Das betrifft nicht nur den Punkt der grundlegenden Skalierbarkeit der Lösungen, sondern auch den cleveren und investitionsschonenden Umgang mit bestehenden Komponenten. Das Stichwort lautet hier: Migrationskonzept. Katharina Geutebrück von der Geutebrück GmbH berichtet aus der Praxis: „Wir stellen immer wieder fest, dass häufig zuerst über die Migration der zentralen Technik und über die Umrüstung der Netze nachgedacht wird. Das hat damit zu tun, dass die Anwender bessere Aufzeichnungsstrategien möchten oder modernere Videoanalyse, ausgefeiltes Management und dergleichen. Erst im zweiten Schritt geht es an die Peripherie. Das heißt: Die bestehenden Kameras werden weiterverwendet und mit Encodern oder über Hybridrecorder ins IP-Netz eingespeist. Meist werden im gleichen Atemzug noch einige neuere IP-Modelle ergänzt. Später kann man schrittweise weitere Kameras austauschen und ersetzen.“

Stephan Beckmann findet: „Bei der Migration ist es für den Kunden wichtig, wie viel er von seiner existierenden Technik weiterverwenden kann. Der Kauf eines Encoders bedeutet immer, in eine Technik zu investieren, von der man von vornherein schon weiß, dass sie nur kurzzeitig Verwendung findet. Encoder sind nur dazu da, vorübergehend die existierenden Kameras ins neue System zu integrieren. Unser Ansatz ist eine Softwareoberfläche zu schaffen, die vorhandene analoge Technik aufnimmt und vollumfänglich unterstützt. Das ist ein Konzept, welches die Investitionen des Kunden wirklich schützt.“

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