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Editorial 2. November 2016

An der Schwelle zur digitalen Revolution?

Viele der Themen und Trends auf der Security 2016 waren zwar erwartet und angekündigt worden. Überraschend war dennoch zu sehen, wie fortgeschritten und ausgereift viele Systeme inzwischen sind.

Andreas Albrecht, Chefredakteur.
Andreas Albrecht, Chefredakteur.

Hersteller- und Gewerke- übergreifende Kooperationen, die Integration in auf offenen Standards basierte Komplettsysteme, aber auch proprietäre Syteme, die ihre Lösungen in einer Anwendung bündeln, waren auf der Messe deutlich öfter zu sehen als noch vor zwei Jahren. Teilweise machten Hersteller ihre Lösungen mit 3D-Brillen greif- und erlebbar, Live-Vorführungen demonstrierten den Mehrwert von Drohnen, und kaum ein Stand, an dem nicht einer der Begriffe smart, vernetzt, Digitalisierung oder Industrie 4.0 aufgegriffen worden wäre. Fast alles ist inzwischen smart, vieles 4.0, und manches bereits beides.

Das IP-basierte und IoT-fähige Zutrittssystem Smacon 4.0 etwa, das nach der Security auch kürzlich auf dem Solution Day von Allnet prominent präsentierte wurde, und das auch PROTECTOR & WIK in einer der nächsten Ausgaben vorstellen wird. Die Lösung, die sich unter anderem durch „smarte Integration“ von Kameras über Onvif, Kartenleser über OSDP, Türsprech- und Einbruchmeldeanlagen auszeichnen soll, hat bereits Axis, HID, Mobotix, Seeec und Uhlmann & Zacher überzeugt. Ob Systeme wie diese nun der Beweis dafür sind, dass auch in der Sicherheitstechnik-Branche der große, durch die Digitalisierung verursachte und nicht aufzuhaltende Wandel kurz bevorsteht, bleibt allerdings abzuwarten.

Denn den großen Umbruch sagen Studien nicht erst seit gestern voraus: „Inzwischen verstärken sich die Anzeichen dafür, dass der Markt für Connected-Home-Technologien nach einer Zeit hoher Erwartungen und bisher eher grundlegender Produkte immer mehr an Fahrt gewinnt.“ Diese Prognose klingt zwar aktuell, stammt aber aus der Bitkom-Studie „Studienreihe zur Heimvernetzung“ aus dem Jahr 2008. Die Erwartungen sind nach wie vor hoch, die Beschleunigung der letzten acht Jahre ist dann aber doch eher verhalten ausgefallen. Nicht auszuschließen also, dass Smart Home, Smart Building, Smart City, Smart Factory oder Industrie 4.0 – dass also all die kleineren und größeren Revolutionen weiter auf sich warten lassen und wir auch 2024 noch Studien lesen werden, die kurz bevorstehende, fundamentale Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft prophezeien. Oder um es mit dem Dramatiker Bertolt Brecht zu sagen: „Dauerten wir unendlich, so wandelte sich alles. Da wir aber endlich sind, bleibt vieles beim Alten.“

Andreas Albrecht

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