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Bosch 14. Mai 2012

Anstoß in der Bernstein-Arena

Die goldgelbe Farbe der Danziger EM-Fußballarena ist eine Hommage an das, wofür die polnische Stadt bekannt ist: Bernstein und Goldwasser. Auch bei den Sicherheitsvorrichtungen wurde nichts dem Zufall überlassen: Hunderte Überwachungskameras und Lautsprecher von der Firma Bosch sorgen dafür, dass Hooligans und Randalierer das Fußballfest nicht unerkannt stören.

Die PGE Arena in Danzig bietet Platz für 44.000 Zuschauer.
Die PGE Arena in Danzig bietet Platz für 44.000 Zuschauer.

In dem Stadion, in dem drei Vorrundenspiele und ein Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft 2012 ausgetragen werden, hat Bosch Security Systems 430 IP-Videoüber-wachungskameras installiert – das sind mehr Kameras als in der gesamten Danziger Innenstadt. Damit ist es zugleich das größte von Bosch errichtete IP-System in einem europäischen Stadion.

Klaus Lienland, Head of Business Development Eastern Europe, Middle East and Africa bei Bosch, erklärt die Hintergründe: „Wo sich viele Menschen an einem Punkt konzentrieren, sind die Auswirkungen, die die Tat einer einzigen Person anrichten können, besonders groß. Hier müssen viele Bedrohungsszenarien durchgespielt werden, so dass das Risiko auf ein Minimum reduziert wird.“

Drei Zentralen mit 50 Monitoren

Die Mitarbeiter der Stadion-Sicherheitszentrale sowie Feuerwehr und Polizei können über den Köpfen der Zuschauer mithilfe des Bosch Videomanagementsystems auf die Bilder sämtlicher Kameras zugreifen. In den drei Zentralen mit mehr als 50 Monitoren laufen nicht nur die Daten der 430 IP-Kameras, sondern zusätzlich auch Informationen zusammen, die unter anderem von 139 IP-Autodome-Kameras geliefert werden. Um die Mitarbeiter in der Sicherheitszentrale mit der Bilderflut nicht zu überfordern, werden sie von einer intelligenten Videobildanalyse unterstützt, die Auffälligkeiten automatisch identifiziert und anzeigt.

Alle Videodaten werden auf 25 iSCSI Speichergeräten aufgezeichnet und sind für ein Jahr lang dort sicher gespeichert. Die Daten befinden sich in einem mit biometrischer Zutrittskontrolle gesicherten Rechenzentrum. Hier springt im Ernstfall auch die Notstromversorgung des gesamten Stadions an.

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Die Fixkameras, die unterhalb des Stadiondachs installiert sind, bieten dem Betrachter einen Panorama-Überblick über das Publikum. Die Auflösung (Kategorie vier, mit zwölf Pixeln pro 50 Zentimetern) ist für eine Personenidentifikation in den vorderen Reihen nicht geeignet. Hier schaffen rotierende Domekameras Abhilfe: Sie erreichen mit einer Auflösung der Kategorie eins (500 Pixel pro 50 Zentimeter) gut verwertbare Portraitbilder.

44.000 Gesichter im Blick

Um zu gewährleisten, dass im 236 Meter langen, 203 Meter breiten und 45 Meter hohen Stadion jeder der 44.000 Sitzplätze bei Auffälligkeiten überwacht werden kann, haben sich die Architekten eine besondere Lösung einfallen lassen: direkt neben dem Spielfeld stehen auf Masten installierte, schwenkbare Kameras, die von der Sicherheitszentrale aus das Gesicht eines jeden Zuschauers in den unteren Rängen heranzoomen können.

Damit der Mitarbeiter vor dem Monitor keinen langen Hals machen muss, um Personen in dem von ihm überwachten der vier Segmente zu erkennen, übernimmt dies der Mast der Kamera für ihn: Er kann so ausgefahren werden, dass alle Sitzblöcke innerhalb von 28 Metern Reichweite eingesehen werden können. Denn um das Gesicht erkennen zu können sollte der Betrachtungswinkel – gerade bei Trägern von Schirmmützen – 15 Grad nicht überschreiten. Unterstützt wird der Sicherheitsmitarbeiter dabei von diversen Domekameras, die von der Decke der Arena herab hängen oder hinter den Zuschauern angebracht sind, und Personen erfassen, die sich umdrehen oder hinter Flaggen verstecken wollen.

Klare Ansagen über 950 Lautsprecher

Laut Uefa-Statuten muss natürlich auch für den Fall der Fälle vorgesorgt sein: 14 Praesideo Beschallungs- und Evakuierungssysteme hat Bosch in der 2011 eröffneten Danziger Arena installiert, 950 Lautsprecher garantieren, dass jeder Fußballfan die mehrsprachigen Durchsagen auch verstehen kann.

„Hören die Menschen nur eine Warnsirene, sind sie irritiert und wissen nicht, ob sie betroffen sind, oder wie sie reagieren sollen“, erläutert Lienland. „Nach zehn Minuten hielten sich in Tests immer noch Menschen in Gefahrenbereichen auf. Gibt hingegen eine Evakuierungsanlage klare, auf den Ort und die Situation abgestimmte Sprachanweisungen, sind in drei Minuten alle Menschen evakuiert.“

Doch nicht nur für den Notfall ist eine hochwertig Beschallungsanlage wünschenswert. Der Stadionbetreiber will nicht nur ein sicheres Stadion bieten, sondern er möchte auch Geld damit verdienen. Deshalb soll die Ton- und Musikwiedergabe in Stadien heute immer öfter auch für Konzerte geeignet sein.

Bereits beim Betreten des Danziger Stadiongeländes und beim Zugang durch die Drehsperren werden die Gesichter der Besucher per Videokamera erfasst und Portraitbilder gemacht, falls eine spätere Identifizierung notwendig sein sollte. Gleichzeitig wird der Zutritt verweigert, wenn der Fan eine nicht den auf seinem Ticket gespeicherte Zone betreten will.

Der einzige Bereich rund um das Fußballfeld, der nicht von einer der über 400 im Danziger Stadion installierten Videokameras überwacht werden kann, ist der Anstoßkreis. Auf diesen werden sich dann aber am Abend des 10. Juni 2012 vor allem die spanischen und italienischen Fernsehkameras zum Anpfiff des ersten Vorrundenspiels in der PGE Arena richten.

Britta Kalscheuer

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