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Umfrage & Marktanalyse 10. September 2015

Barometer der Sicherheitsbranche

Das Warten hat ein Ende. Seit Juni konnten sich Interessierte am exklusiven Branchenbarometer Sicherheitstechnik beteiligen, das PROTECTOR in Kooperation mit der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner zukünftig im Drei-Monats-Rhythmus veröffentlichen wird. Dr. Peter Fey hat die erste Umfrage ausgewertet – und kommt zu bemerkenswerten Ergebnissen.

Die Ergebnisse des ersten Branchenbarometers von PROTECTOR und der Unternehmens-beratung Dr. Wieselhuber & Partner zeigen: Der Blick auf aktuelle Megatrends lässt internationale Geschäftschancen der Branche etwas unterbewertet erscheinen. Ein ähnliches Bild bei den Wachstumsraten: Die Erwartungen sind positiv, liegen aber deutlich unter denen des internationalen Geschäfts. Weiterhin trübt der Wettbewerbsdruck die Erwartungen an die Umsatzentwicklung der Unternehmen ein wenig ein, und eine leicht öffnende Schere auf Preis- und Kostenseite setzt die Marktteilnehmer unter Effizienzdruck. Dennoch: Investitionen, vor allem im Bereich F&E, bewegen sich auf einem durchschnittlichen bis überdurchschnittlichen Niveau.

Diese Schlüsse lassen die Angaben der Umfrageteilnehmer zu, die größtenteils (zu 76 Prozent) aus den Branchensegmenten Videoüberwachung, Zutrittskontrolle, Einbruch- und Brandmeldung stammen, wobei sich 72 Prozent als Systemanbieter, Komponentenhersteller oder Teilsystemanbieter positionieren. Die Hälfte der Antworten kamen von Unternehmen mit einer Betriebsgröße von über 100 Mitarbeitern, knapp ein Viertel davon haben eine Betriebsgröße von über 500 Mitarbeitern.

Megatrends

Die Teilnehmer sprechen folgenden aktuellen Trendthemen den höchsten Einfluss auf die Geschäftsentwicklung zu: 1. Neue Technologien, 2. Digitale Transformation, 3. Industrie 4.0, 4. Voranschreitende Globalisierung. Diese Reihenfolge zeigt: Die Unternehmen – mit Ausnahme der Spezialisten aus den Bereichen Video und Zutrittskontrolle – fokussieren stark auf den heimischen Markt, denn Trends, die insbesondere internationale Märkte beflügeln (zum Beispiel steigende Kriminalität, Migration und Terrorrisiken, aber auch die Zunahme der Urbanisation) rangieren in Summe eher im Mittelfeld. Die Ergebnisse zeigen, dass grundsätzliche Markteinflussfaktoren im Vordergrund stehen, denn: die genannten Trends werden einen erheblichen Einfluss auf das Geschäftsmodell der Zukunft haben und die rechtzeitige Anpassung auf neue Geschäftsmechaniken wird die Unternehmen mit Sicherheit stark herausfordern. Den geringsten Einfluss auf die weitere Geschäftsentwicklung erwarten die Teilnehmer von neuen, alternativen Rohstoffen, der Demokratisierung von Wissen, dem Kampf um Primärenergie sowie wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Wandel.

Generelle Marktentwicklung

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Die weitere Marktentwicklung für die nächsten zwölf Monate schätzen 26 Prozent eher verhalten ein, 27 Prozent der Befragten rechnen allerdings mit Wachstumsraten zwischen drei bis fünf Prozent, 34 Prozent mit Steigerungsragen von fünf Prozent und weitere neun Prozent sogar mit Steigerungen jenseits der zwölf Prozent (siehe Abbildung rechts).

Die höchsten Wachstumsraten werden branchentypisch im Bereich Video gesehen: Über die Hälfte der Befragten (55 Prozent) sehen ein Wachstum jenseits der fünf Prozent als realistisch an. Die niedrigsten Wachstumsraten werden hingegen im Bereich der Brandschutzsysteme erwartet: 60 Prozent rechnen mit einem Wachstum kleiner als fünf Prozent. Interessant: In Summe entsprechen diese Erwartungen nicht denen der internationalen Geschäftsentwicklungen, was einer starken Konzentration auf den nationalen Markt zugeschrieben werden kann.

Umsatzerwartung, Preis- und Kostenentwicklung

Die Umsatzerwartung der Teilnehmer hinkt leicht der Entwicklung der Märkte hinterher. Das lässt vermuten: Die Wettbewerbssituation wird in Teilsegmenten als Hemmschuh gesehen (siehe Abbildung rechts). Immerhin acht Prozent der Unternehmen erwarten eine rückläufige Umsatzentwicklung zwischen minus fünf bis minus einem Prozent, 52 Prozent sehen das Umsatzwachstum zwischen plus einem bis plus fünf Prozent und nur 40 Prozent gehen von Steigerungsraten jenseits der fünf Prozent aus. Die höchsten Steigerungsraten beim Umsatz werden im Bereich der Zutrittskontrolle gesehen, die niedrigsten weist der Bereich Brandschutz auf.

Die erwartete Preis- und Kostenentwicklung öffnet eine Schere: Während 51 Prozent der Unternehmen von leicht fallenden Preisen ausgehen (47 Prozent zwischen minus einem bis minus vier Prozent und vier Prozent sogar über minus acht Prozent), erwarten die restlichen Befragten leicht steigende Preise bis maximal plus vier Prozent. Den geringsten Preisdruck sehen die Anbieter von Zutrittskontrollsystemen (75 Prozent sehen zwischen plus einem und plus sechs Prozent steigende Preise). Demgegenüber erwarten 73 Prozent der Teilnehmer deutlich steigende Kosten (zwischen mehr als vier und mehr als acht Prozent). Sollten die Erwartungen eintreffen, stehen die Unternehmen vor der Herausforderung, ihre interne Effizienz nachhaltig zu steigern, um dem sich öffnenden Preisminus beziehungsweise der Kostenschere entgegenzuwirken.

Dr. Peter Fey

Investitionen

In Summe bewegen sich die Gesamtinvestitionen auf einem durchschnittlichen Niveau. Die niedrigsten Investitionen werden bei den Einbruchmeldesystemen gesehen: 83 Prozent liegen zwischen minus zwei und plus zwei Prozent. Auch ein Großteil der Investitionen in Forschung und Entwicklung bewegt sich mit plus einem bis plus zwei Prozent auf einem eher unterdurchschnittlichen Niveau. Allerdings wollen immerhin 18 Prozent zwischen plus drei und plus vier Prozent des Umsatzvolumens in F&E investieren und 23 Prozent gehen sogar von plus vier bis mehr als acht Prozent aus, was definitiv einer recht hohen Investition in das Zukunftsgeschäft entspricht.

Im nächsten Branchenbarometer, das Dr. Peter Fey für die Dezember-Ausgabe des PROTECTOR auswerten wird, stehen unter anderem branchentypische Technologietrends im Mittelpunkt, um spezifische Markttreiber der Sicherheitstechnik zu identifizieren. Die Abstimmung beginnt am 2. Oktober 2015. Weitere Details folgen in Ausgabe 10 des PROTECTOR sowie online auf Sicherheit.info.

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