Hat die Fracht einen unsicheren Status, so muss sie vor der Verladung in das Flugzeug zeitaufwendig und kostenpflichtig kontrolliert werden. Denn Passagiermaschinen dürfen nur mit Luftfracht beladen werden, die als sicher eingestuft ist; sichere Cargosendungen bedingen aber eine sichere Lieferkette. Bekannte Versender müssen dazu nachweisen, dass sowohl Firmengebäude als auch Firmengelände wirkungsvoll vor unberechtigtem Zutritt gesichert sind, und keine unbefugte Person zu den Luftfrachtsendungen vordringen kann.
Hier kommen Lösungen von Kaba ins Spiel: Sie sorgen für die notwendige Arealabsicherung, für Schließanlagen, Zutritts- und Besuchermanagement. Bernd Rütgers (Leiter Vertrieb der Kaba GmbH) beleuchtete die sicherheitstechnischen Anforderungen an Bekannte Versender, und zeigte, wie Kaba-Lösungen vom Drehkreuz bis hin zum Berechtigungsmanagement Unternehmen dabei unterstützen.
Kernanforderung: Manipulationssicherheit
Andreas Schmelz, Regierungsamtmann beim Luftfahrt-Bundesamt, konnte den rund 200 Besuchern des Kaba Days Logistik Spezial erläutern, worauf das LBA bei der Zertifizierung achtet, und wie die Umsetzung aussieht. Er gab einen Einblick in den Antragsprozess, den zum Zeitpunkt der Veranstaltung 1.660 Unternehmen eingereicht hatten, und von denen 986 bereits ihre Zulassung erhalten haben. Dazu ist nicht nur die Zuverlässigkeitsüberprüfung des Sicherheitsbeauftragten notwendig, sondern unter anderem auch die Schulung aller Mitarbeiter, die Zugang zur Luftfracht haben, sowie weitere Informationen über die Produkte und das Luftfrachtaufkommen. Das LBA, das derzeit rund zehn Anträge täglich erhält, führt entsprechende Audits durch. „Die Bearbeitungsdauer ist dabei von der Personalstärke der zuständigen regionalen Außenstelle abhängig“, gab Andreas Schmelz zu Bedenken.
„Die Kernanforderung des Bekannten Versenders ist Manipulationssicherheit“, erklärte er, „das heißt, die Ware muss manipulationssicher verpackt und verwahrt werden, entweder in einem Luftfracht-Container, einem abschließbaren Raum oder Luftfracht-Käfigen.“ Darüber hinaus muss auch der Sicherheitsbeauftragte die Betriebsstätte unmittelbar erreichen können, um jederzeit vor Ort zu sein. Schmelz nahm dabei gleich den Termindruck aus der Diskussion: „Der 25. März 2013 ist nicht als absolute Deadline zu verstehen; auch nach der Deadline geht das Leben weiter. Zudem ist der Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes nicht vom LBA bestimmbar.“
Wer sollte sich zertifizieren lassen?
Dass das Zulassungsverfahren zum Bekannten Versender auch nach dem Stichtag weiterlaufen wird, davon geht auch Roland Mandel aus. Er ist Head of Aviation Security, Lufthansa Cargo Security & Environmental Management FRA F/OP und gab einen Einblick in die Praxis der Luftfahrtsicherheit, und konnte die Auswirkungen der Regularien rund um den Bekannten Versender auf die Lufthansa Cargo darstellen.
Er fasste auch zusammen, für welche Unternehmen es interessant sei, als Bekannter Versender zertifiziert zu sein: „Sinnvoll ist dies bei hohen Kosten für die Luftfrachtkontrollen, wenn also viel Fracht anfällt, oder die Produkte in Spezialverpackungen versendet werden. Auch bei Gütern mit hoher Dichte wie Metalle, an denen die Röntgengeräte scheitern, und die deshalb geöffnet werden müssten, bei eiligen Ersatzteillieferungen, Sendungen mit hohem Wert, Produkte einer Kühlkette wie Arzneien oder solche, die nicht geröntgt werden dürfen, sollte man den Weg der Zertifizierung gehen.“
Grenzen der Frachtkontrollen
Roland Mandel bemängelte aber auch, dass die Kontrollmöglichkeiten bei Luftfracht aktuell noch begrenzt sind, zumal sie sich oft schwieriger gestalten als Passagierkontrollen: „Röntgengeräte für Luftfracht haben ein maximales Tunnelmaß von 180 mal 180 Zentimetern, am Frankfurter Flughafen sind nur drei Sprengstoffdetektionsgeräte verfügbar und die Nase eines Sprengstoffspürhundes ist nach 20 Minuten im Einsatz überlastet“, sprach er einige Probleme aus der Praxis an.
In der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Martin Weinbrenner (myBVSP) klärten Roland Mandel, Andreas Schmelzer, Bernd Rütgers sowie Jens Makswitat (Fachleiter Luft- und Logistiksicherheit bei OSD Schäfer GmbH) und Stefan Reinhardt (Leiter Kommunikation der AOB Aussenwirtschfts- und Organisationsberatung mbH) auch direkt Fragen aus dem Publikum.
Neben weiteren Informationen aus der begleitenden Ausstellung konnten sich die Teilnehmer des Kaba Days Logistik Spezial auch praktische Eindrücke holen: Führungen durch die Hallen von Lufthansa Cargo, DB Schenker und DHL zeigten den Besuchern, wie Luftfracht dort gehandhabt wird, und gaben einen Einblick in die schwierige Arbeit der Mitarbeiter an den Facht-Röntgengeräten.
Britta Kalscheuer