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Zutrittskontrolle 29. März 2021

Biometrische Zutrittskontrolle: Sicher und komfortabel

Interview mit Soeren Wendland, Sales Manager DACH von Idemia Biometric Devices, zum Boom biometrischer Zutrittskontrolllösungen

Das berührungslose Fingerabdruck-Biometrieterminal MorphoWave scannt vier Fingerabdrücke in weniger als einer Sekunde.
Das berührungslose Fingerabdruck-Biometrieterminal MorphoWave scannt vier Fingerabdrücke in weniger als einer Sekunde.

Biometrische Zutrittskontrolle vereint höchste Sicherheit mit maximalen Komfort. Das ist der Schlüssel zum Verständnis für die hohe Nachfrage dieser Lösungen, meint  Soeren Wendland.  Der neue  Sales Manager DACH von Idemia Biometric Devices sprach mit PROTECTOR über technische Möglichkeiten biometrischer Sicherheitstechnik, datenschutzrechtliche Bedenken, und die Ambitionen des französischen Unternehmens auf dem DACH-Markt.

Herr Wendland, seit Anfang 2021 sind Sie Sales Manager für Mitteleuropa von Idemia Biometric Devices. Für das französische Unternehmen haben Sie dabei besonders die DACH-Region im Visier. Worin unterscheiden sich die beiden Märkte, und was gilt es, dabei zu beachten?

Die meisten Deutschen nutzen bereits Idemia-Produkte ohne es zu wissen. Biometrische Lösungen an Grenzübergängen, Bankkarten, SIM-Karten und die neue Generation der Krankenversicherungskarte sowie sichere Komponenten von vernetzten Autos stammen aus dem Hause Idemia. Wir bieten Lösungen rund um das Thema Identität und sind führend im Bereich „Augmented Identity“, wo sichergestellt wird, dass die physische und die digitale Identität identisch sind. In meinem Bereich, Biometric Devices, vertreiben wir biometrische Terminals für die Zutrittskontrolle und Zeiterfassung sowie Fingerabdruck OEM Sensoren. Mit den Varianten berührungsloser Fingerabdruck, klassischer Fingerabdruck und Gesichtserkennung bieten wir drei unterschiedliche Technologien, die sich als performant, sicher und effizient erprobt haben. Der Unterschied in den Märkten liegt zum großen Teil in der Akzeptanz der Technologien. Während man im Ausland schnell mit der Gesichtserkennung voran schreitet, ist man hier in Deutschland noch sehr vorsichtig damit. Klassische Technologien wie Fingerabdruck finden auch in Deutschland im Hochsicherheitsbereich vermehrt starke Anwendung. Besonders der Trend zu berührungslosen Technologien wie unseren „MorphoWave“ ist in allen Märkten gerade angesichts der Pandemie und den hygienischen Vorteilen angestiegen.

Biometrische Sicherheitstechnik beziehungsweise Identitätslösungen allgemein, sind ein Wachstumsmarkt. Was macht diese Lösungen so attraktiv?

Die Attraktivität der Lösungen liegt in der Nutzerfreundlichkeit und hohen Sicherheit. Man benötigt keinen Ausweis mehr. Der Ausweis ist zwar noch sehr angesehen bei Sicherheitsmanagern, er kann aber kopiert, gestohlen oder weitergereicht werden. Ein gestohlener oder verlorenerer Ausweis kann schlimme Schäden wie Einbruch, Diebstahl, Spionage oder Vandalismus mit sich bringen. Bei Biometrischen Lösungen ist sichergestellt, dass es sich auch wirklich um die Person handelt, die Zutritt erhalten soll. Alle unsere Lösungen sind gegen Spoofing Attacken gerüstet. Unsere Gesichtserkennung Terminals erkennen zum Beispiel, ob es eine wirkliche Person ist oder jemand sich nur ein 2-D Foto vor das Gesicht hält. Unsere Fingerabdruck Terminals kontrollieren stets ob die Person lebendig ist, so dass Fingerabdruckimitate keine Chance haben.

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Darüber hinaus bietet Biometrie ein hohes Maß an Komfort. Man nutzt einfach sich selbst und die biometrischen Merkmale seiner Hand oder des Gesichts. Was vor ein paar Jahren noch Zukunftsmusik war, ist heute Realität – wir können berührungslos Türen öffnen nur durch unsere Präsenz. Unsere Lösungen wie „VisionPass“ und „Augmented Vision“ ermöglichen es, eine Person, die auf eine Türe zugeht, zu erkennen und diese - wenn die betreffende Person dazu berechtigt ist - öffnen zu lassen.

Biometrie in der Zutrittskontrolle: Sicher und DSGVO-konform?

Auf dem DACH-Markt tummeln sich bereits einige Anbieter für biometrische Zutrittskontrolle. Was zeichnet die Idemia-Lösungen konkret aus?

Idemia Ist 2017 aus dem Zusammenschluss von Safran Morpho und Oberthur Technologies entstanden und bietet damit mehr als 40 Jahre Erfahrung im Bereich Biometrie. Wir verfügen über eine breite Produktlinie an biometrischen Terminals, die weltweit verkauft werden und bereits mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet wurden. Das National Institute of Standards and Technology vom US Department of Commerce (NIST) bewertet uns in vielen Kategorien seiner Benchmark Tests an erster Stelle.

Unsere Terminals haben bereits eine tiefe Integration mit den meisten Zutrittskontrollsystemen und sind leicht in eine Vielzahl von Vereinzelungsanlagen integrierbar. Neben der Erfahrung und Expertise unserer Firma, liegt die besondere Kraft unsere Lösungen in den durch Künstliche Intelligenz und Deep Learning verbesserten biometrischen Algorithmen. Unsere biometrischen Terminals verwenden dieselben Algorithmen, die auch in unserer Technologie angewandt werden mit denen Polizeibehörden weltweit Fingerabrücke aufnehmen und bewerten, mit denen Grenzübergänge kontrolliert werden oder mit denen Regierungen Ihren Bürgern die Möglichkeit der biometrischen Identifikation geben. Darüber hinaus entwickeln und produzieren wir unsere Produkte in Frankreich in unserer eigenen Fabrik, wodurch wir ein sehr hohes Level an Qualität und Verlässlichkeit erreichen. Und als Europäer sind wir sehr tief mit dem Thema Datenschutz vertraut.

Mit dem Biometrie-Boom werden auch kritische Stimmen lauter, die datenschutzrechtliche Bedenken äußern. Wie erfüllt Idemia die strengen Richtlinien der DSGVO?

Mit der Einführung von biometrischen Lösungen für die Zutrittskontrolle ergeben sich für den Arbeitgeber zwei wichtige Aktionen. Erstens, er muss eine Datenschutz-Folgenabschätzung verfassen in der die Motive wie zum Beispiel Schutz von Werten, Personen und Infrastructure für die Nutzung von Biometrie dargestellt werden. Zweitens muss der Arbeitgeber die Zustimmung der Mitarbeiter einholen und für diejenigen, die keine Zustimmung geben, eine Alternative bieten. Jedoch kann dies in bestimmten Fällen ausgesetzt werden. Dann wird in dem Dokument unter anderen im Detail dargestellt, wie biometrische Daten aufgenommen, gespeichert und geschützt werden.

Unsere Lösungen bieten alle Möglichkeiten, die Vorgaben, die sich aus der DSGVO ergeben, umzusetzen. Wir speichern grundsätzlich keine Bilder oder Videos von Fingerabrücken oder Gesichtern. Datenpunkte des Fingers oder Gesichts werden von dem Algorithmus genutzt, um eine Binärdatei zu generieren. Dieses Template lässt sich nicht rückentwickeln, um Gesichts- oder Fingerabdruckbilder abzurufen. Gerade in Bezug auf die DSGVO haben wir in unserem Gesichtserkennungsterminal „VisionPass“ einen wichtigen Punkt umgesetzt, der sich stark vom Wettbewerb abhebt. Unser Terminal nutzt für die Bildbewertung nur einen bestimmten Bereich in der Nähe des Terminals, der durch Blickkontakt aktiviert wird. Es wird so sichergestellt, dass nur das Gesicht erfasst wird, wenn auch tatsächlich die Absicht bekundet wird.

Wir unterstützen unsere Kunden gern im Umgang mit der DSGVO in Bezug auf biometrische Lösungen. Alle unsere Niederlassungen weltweit sind mit Biometrie ausgestattet. Dadurch haben wir auch sehr viel Erfahrung im Umgang mit der DSGVO gewonnen.

Sie verfügen über viel Erfahrung im Markt für Sicherheitstechnik, waren bereits für Honeywell und Interflex tätig. Wie werden Sie Ihr Wissen nutzen, um den DACH-Markt für Idemia zu erschließen?

Wir wollen eng mit unseren Embedded System Partners zusammenarbeiten und unser Partnernetzwerk nutzen um Wissen im DACH-Markt zum Thema Biometrie voranzutreiben, damit Endkunden und Errichter verstehen, warum sie Biometrie benötigen und was wir Ihnen anbieten können. Wir haben eine sehr gute Struktur geschaffen, um Interessenten schnell und effiziernt zum Thema Biometrie beraten zu können. Neben Demoequipment und Trainingsprogrammen für Anwender, werde ich auch von einem kompetenten Pre-Sales Team unterstützt, um sehr technische Sachverhalte schnell und kundenfreundlich zu lösen und zu bewerten.

Gerade im Bereich DSGVO wollen wir Transparenz schaffen und Anwender unterstützen. Wir haben eigene Mitarbeiter, die bei Themen zum Datenschutz und der Verfassung einer Datenschutz-Folgenabschätzung unterstützen. Um für Biometrie und unsere Lösungen zu werben, nutzen wir Webinare, Live-Demos, Produkt-Roadshows und hoffentlich bald auch wieder Messen.

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