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Siemens 31. Januar 2018

Brandschutzschalter schließen Schutzlücke

Fehlerlichtbogen detektieren, Stromkreis abschalten, Feuer vermeiden – nach diesem Prinzip sorgen Brandschutzschalter für zusätzliche Sicherheit in der Elektroinstallation. In besonders gefährdeten Bereichen ist dies Pflicht.

Eingebaut im Verteiler, ergänzen Brandschutzschalter die bestehenden Schutzgeräte perfekt.
Eingebaut im Verteiler, ergänzen Brandschutzschalter die bestehenden Schutzgeräte perfekt.

Die Norm DIN VDE 0100-420:2016-02 definiert den Einsatz von Brandschutzschaltern in besonders gefährdeten Bereichen als „anerkannte Regel der Technik“. Das bedeutet: Wenn dort kein Brandschutzschalter installiert ist, kann die verantwortliche Elektrofachkraft im Schadensfall in Haftung genommen werden. Denn am 19. Dezember 2017 endete die Übergangsfrist für die maßgebliche Norm DIN VDE 0100-420:2016-02.

Wie nützlich solche Maßnahmen sind, zeigt die Statistik: Allein in Deutschland ist rund ein Drittel aller Brände auf Elektrizität zurückzuführen. Ob beschädigte Kabelisolierungen, gequetschte Leitungen, abgeknickte Stecker, lose Kontaktstellen oder fehlerhafte Endgeräte – an den schadhaften Stellen besteht die Gefahr unerwünschter Fehlerlichtbögen. Diese wiederum können eine punktuelle Hitzeentwicklung von bis zu 6.000 Grad Celsius verursachen und im Extremfall einen Brand auslösen.

Brandschutzschalter schließen Schutzlücke

Hier schützen Brandschutzschalter. Eingebaut im Verteiler, ergänzen sie die bestehenden Schutzgeräte perfekt: Leitungsschutzschalter bieten Schutz bei Kurzschluss sowie vor Überlast. Sie trennen bei parallelen Lichtbögen, allerdings wegen ihres hohen Auslösewertes nur sehr begrenzt, zwischen Außenleitern oder zwischen Außen- und Neutralleiter.

Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen erfassen Fehlerströme und damit gegebenenfalls Fehlerlichtbögen gegen Erde und können in diesen Fällen, abhängig vom Bemessungsfehlerstrom, neben Fehlerschutz und zusätzlichem Schutz auch einen Brandschutz bieten. Serielle Fehlerlichtbögen können diese Schutzeinrichtungen jedoch nicht erkennen.

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Diese Schutzlücke bei seriellen Fehlerlichtbögen konnte erst durch den Brandschutzschalter geschlossen werden. Als erster Anbieter brachte Siemens bereits 2012 eine entsprechende Schutzkomponente auf den Markt, das Modell 5SM6 aus dem Sentron-Portfolio. Die bisherigen Praxiserfahrungen hat das Unternehmen mittlerweile in eine zweite Produktgeneration einfließen lassen.

Schalter analysiert HF-Rauschen

Basis des Brandschutzschalters ist die von Siemens patentierte Erkennungstechnologie „SIARC“: Der Brandschutzschalter analysiert das Hochfrequenz-Rauschen (HF). Der integrierte Microcontroller erkennt unerwünschte Fehlerlichtbögen sofort. Harmlose Störquellen, wie sie zum Beispiel beim Betrieb von Bohrmaschinen oder Staubsaugern vorkommen, kann der Brandschutzschalter von gefährlichen Lichtbögen, die zum Brand führen können, unterscheiden. Eine Selbsttestfunktion überprüft kontinuierlich die Funktionsfähigkeit. In Kombination mit FI/LS-Schaltern oder Leitungsschutzschaltern schaltet das Gerät den Stromkreis sicher ab. Das Ergebnis: Normenkonformer Rundumschutz für Personen, Anlagen und Güter sowie die zuverlässige Brandprävention.

Neue VDE-Norm fordert Brandschutzschalter

In den USA sind Brandschutzschalter, wo sie als AFCI (Arc-Fault Circuit Interrupter) bekannt sind, seit vielen Jahren vorgeschrieben. Auch die Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC) und das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) haben die Dringlichkeit erkannt: In den veröffentlichten Errichtungsbestimmungen IEC 60364-4-42/A1 (November 2014) bzw. HD 60364-4-42 /A1 (Januar 2015) wird die Installation von Brandschutzschaltern als anerkannter „Stand der Technik“ empfohlen. Diese Normen werden seitdem in den Ländern nach und nach in nationale Bestimmungen überführt.

So sind inzwischen auch in Deutschland Brandschutzschalter per Norm für bestimmte Anwendungsfälle gefordert. Die DIN VDE-Norm schreibt für bestimmte Bereiche den Einsatz des Brandschutzschalters für Neubauten wie auch für bestehende Gebäude, an denen wesentliche Veränderungen der Elektroinstallation durchgeführt werden, verbindlich vor. Zu den in der Norm genannten Bereichen gehören unter anderem holzverarbeitende Betriebe sowie Papier- und Textilfabriken, also Orte, an denen potenziell brennbare Materialien vorhanden sind. Auch in öffentlichen Gebäuden ist der Brandschutzschalter jetzt vorgeschrieben, wenn sich darin unersetzbare Güter befinden. Dazu zählen Museen, aber ggf. auch andere Orte wie Bahnhöfe oder Flughäfen. In Schlaf- und Aufenthaltsräumen von Kindertagesstätten und Seniorenheimen, wo eine Evakuierung schwierig ist, ist der Brandschutzschalter ebenfalls verpflichtend vorgeschrieben.

Planer sollten mitdenken

Dass sich Sicherheits- und Elektroplaner stets über die aktuelle Normenlage auf dem Laufenden halten, sollte selbstverständlich sein. Sie müssen jedoch nicht nur den Wortlaut kennen, sondern unter Umständen auch die Ziele und Absichten der Normengeber bei der Planung berücksichtigen. Das bedeutet, dass der Einsatz des Brandschutzschalters durchaus auch in Bereichen sinnvoll sein kann, die in der Norm nicht explizit genannt sind. Beispiele können Verbraucher mit großen Stromstärken wie zum Beispiel Waschmaschinen und Trockner sein oder Gebäudeteile mit hoher Brandlast wie historische Dachstühle und Reetdachhäuser.

Bewährt in vielen Projekten

Inzwischen wurden zahlreiche Projekte mit Brandschutzschaltern realisiert. Nicht jedes davon ist so umfangreich wie im Carolus-Magnus-Gymnasium in Übach-Palenberg bei Aachen: Im Sommer 2016 wurden in dem rund fünfzig Jahre alten Bestandsbau nicht nur Verteilungen und Zuleitungen komplett erneuert, sondern auch alle herkömmlichen Leitungsschutzschalter durch rund 320 Siemens-Brandschutzschalter in Kombination mit Leitungsschutzschaltern ersetzt.

Unersetzliche historische Werte schützt ein Brandschutzschalter beispielsweise in der St.-Petri-Kirche im Sauerländischen Arnsberg-Hüsten vor elektrisch verursachten Schwelbränden. Im Zuge einer umfassenden Dachsanierung wurde das im 19. Jahrhundert neu errichtete, rund 40 Meter lange Kirchenschiff nicht nur mit neuen Schieferplatten eingedeckt. Auch die Beleuchtung und die Elektroinstallation im Dachstuhl wurden komplett erneuert. Angesichts der baulichen Situation muss die Gefährdung durch einen Schwelbrand zuverlässig ausgeschlossen werden. Denn der Stromkreis für die neuen Leuchtstofflampen verläuft direkt unter dem 150 Jahre alten, hölzernen Dachgebälk.

Georg Luber, Vice President für Standards & Regulation, Low Voltage & Products, Siemens AG

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