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Zutrittskontrolle 6. Oktober 2022

„Dauerhaft über den Tellerrand blicken“

Simons Voss entwickelt Technik weiter und baut Schulungsangebote aus

Simons Voss hat sein Schulungszentrum in Unterföhring in größere Räumlichkeiten verlegt und neue Technik beschafft, mit der unter anderem der „Digital Cylinders AX“ anschaulich erklärt werden kann.
Simons Voss hat sein Schulungszentrum in Unterföhring in größere Räumlichkeiten verlegt und neue Technik beschafft, mit der unter anderem der „Digital Cylinders AX“ anschaulich erklärt werden kann.

In turbulenten Zeiten investiert Simons Voss in Partnerschaften, neue Schulungsangebote und moderne Technik. PROTECTOR sprach mit Oliver Brandmeier, Head Of Product Management bei Simons Voss über die Digitalisierung in der Zutrittskontrolle, komplexer werdende Technik und die Schlüsse, die Simons Voss aus den Anforderungen gezogen hat.

Herr Brandmeier, wie entwickelt sich Ihrer Einschätzung nach der Markt für digitale Schließsysteme generell?

Oliver Brandmeier: Der Markt für digitale Schließsysteme hat noch großes Potenzial. Je nachdem welche Perspektive man einnimmt, eröffnen sich immer mehr Möglichkeiten, Systeme funktionell zu erweitern oder zu integrieren. Die vielfältigen Kundenanforderungen führen zu einer Diversifizierung der Lösungsangebote. Wobei man nicht immer nur das oberste Ende der Anforderungsskala im Auge haben sollte, sondern auch die Einfachheit im Blick haben muss.

Verändern sich die Anforderungen der Auftraggeber, Errichter, Anwender, Endkunden an digitale Schließtechnik?

Oliver Brandmeier: Die Anforderungen an digitale Schließtechnik verändern das Ökosystem für alle Beteiligten. Die Endkundenbedürfnisse nach vereinfachter Benutzung aus allen Perspektiven, in Kombination mit neuen Technologien, führen zu Veränderungen bei Produkten und Lösungen. Selbst Geschäftsprozesse bleiben davon nicht unberührt und das führt zu einer Steigerung der Komplexität. Dies alles zu berücksichtigen fordert Aufmerksamkeit, permanente Weiterbildung und auch eine gewisse Investitionsbereitschaft der beteiligten Akteure. Sich nicht nur mit den offensichtlichen Punkten auseinanderzusetzen, sondern andauernd über den Tellerrand hinaus zu blicken kostet Überwindung und das Zulassen der Änderung der eigenen Meinung bzw. Standpunkte.

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Der Digital Cylinder AX entspricht laut Simons Voss dem neuesten Stand der Technik und hat das Potenzial für zukünftige Innovationen. Welche könnten das sein und was macht den Zylinder so besonders?

Oliver Brandmeier: Die Architektur des Digital Cylinders AX macht ihn so besonders. Diese ist ganzheitlich gedacht und umgesetzt. Die mechatronische Kompetenz, welche Simons Voss speziell im Bereich digitaler Doppelknauf Zylinder erworben hat, zeichnet uns aus und gewährt unseren Kunden höchst zuverlässige Systeme bei niedrigsten Instandhaltungskosten. Die komplexe Elektronik kombiniert mit moderner Technologie, unter Berücksichtigung der aktuellen und zukünftigen Sicherheitsbedürfnisse, gepaart mit der Simons Voss Philosophie des geringstmöglichen Energiebedarfs, zeichnen ihn aus. Eine Standby Zeit von bis zu 12 Jahren ist ein außergewöhnlicher Wert, der nur durch die Entwicklung eigener ASICs, welche die Verwendung von einfachen Knopfzellen ermöglichen, realisierbar ist.

Optisch sieht man möglicherweise zuerst die Modularität, jedoch flossen in die Entwicklung mehr als 20 Jahre Erfahrung mit dem Ziel ein, mit dem Digital Cylinder AX ein nachhaltig stabiles Produkt für den dauerhaften Einsatz zu schaffen. Unsere nächsten Ziele sind der Vertriebsstart mit neuen Zylinder-Bauformen und natürlich auch der Start unseres Ökosystems für den Zugang über das Smartphone.

Die AX-Plattform gilt als ein Meilenstein in der Entwicklung von Simons Voss. Nun planen Sie ein Update der Software. Welche Verbesserungen können die Nutzer davon erwarten?

Oliver Brandmeier: Die bestehende Software Plattform Locking Systeme Management (LSM) ist ein sehr leistungsfähiges Expertensystem. Wir möchten mit der neuen AX Manager Software jedoch neue Wege beschreiten. Die Oberfläche wurde durch moderne Schaltflächen und ergonomische Gruppierung entschlackt und übersichtlicher gestaltet. Dadurch sieht der Anwender nur was er sehen möchte.

Durch die optionale Verwendung von Berechtigungsgruppen, stehen den Verwaltern digitaler Schließsysteme unbegrenzte Kombinationsmöglichkeiten der Berechtigungen offen. Hier wurde die starre Trennung von Personen- und Transpondergruppen sowie Türen- und Bereichsgruppierungen radikal aufgebrochen und umdefiniert.

Zusätzlich haben wir für mehr Bedienerfreundlichkeit die Verwendung von Hashtags eingeführt, welche die Suche und die Gruppierung von Inhalten erleichtern. Die dahinterstehende Entwicklungsumgebung wird es uns ermöglichen schneller und einfacher neue Funktionen für den Kundennutzen zu implementieren. Wobei der Funktionsumfang aus Nutzerperspektive immer klar im Vordergrund steht. Darüber hinaus haben wir in diesem Zusammenhang auch das Thema Sicherheit in der Softwarearchitektur besonders berücksichtigt und hierbei selbstverständlich sichere, nachhaltige Lösungen implementiert.

Der „Digital Cylinders AX“ zeichnet sich nicht nur durch seine Sicherheit, komplexe Elektronik und moderne Technologie aus, sondern auch durch einfache Bedienung.
Der „Digital Cylinders AX“ zeichnet sich nicht nur durch seine Sicherheit, komplexe Elektronik und moderne Technologie aus, sondern auch durch einfache Bedienung.

Wie realisiert Simons Voss gerade das Thema Schulungen – gibt es Präsenztermine oder läuft alles online? Wie sieht das Programm aus?

Oliver Brandmeier: Simons Voss bietet aktuell wie gewohnt Präsenzschulungen in Unterföhring für Partner aus dem Fachhandel und Endkunden an. Dazu haben wir extra unser Schulungszentrum in größere Räumlichkeiten verlegt und neue Technik beschafft. Die neuen großzügig gestaltete Flächen würden es auch in einer Pandemie bedingten Situation erlauben, die Schulungsmaßnahmen in begrenztem Umfang in Präsenz durchzuführen.

Des Weiteren haben wir begonnen eine E-Learning Plattform aufzubauen, welche gerade mit Schulungsinhalten befüllt wird. Hier beschreiten wir aktuell neue Wege, da es keine PowerPoint Präsentation zum Durchklicken sein darf, sondern die Schulungen müssen sowohl unterhaltend als auch interessant und lehrreich sein. Die Teilnehmer sollen den Inhalten folgen wollen, weil diese attraktiv aufbereitet und praxisgerecht sind. Ich denke alle in der Aus- und Fortbildung engagierten Fachkräfte haben in den letzten zwei Jahren unfreiwillig erlebt, welche großen Optimierungspotenziale es hier gibt. Die ressourcenintensive Umsetzung der Konzepte wird mit hoher Priorisierung vorangetrieben und unterstützt künftig Schulungsteilnehmern dabei, motiviert und mit Freude an einem Thema zu bleiben und tatsächlich die Schulung effektiv zu absolvieren.

Ist in absehbarer Zeit ein Restart der speziellen Veranstaltungen für die Fachhandelspartner geplant?

Oliver Brandmeier: Aufgrund der aktuellen Situation ist es schwer, verlässlich größere Veranstaltungen durchführungssicher zu planen. Als Veranstalter tragen wir gegenüber unseren Partnern und Mitarbeitetenden eine Verantwortung, welche uns verpflichtet, hier sehr umsichtig vorzugehen. Dementsprechend führen wir kleinere regional organisierte Meetings durch, möchten jedoch für größere Veranstaltungen warten, bis die allgemeine Lage größere Veranstaltungen wieder in sicherer Form zulässt.

Vor knapp einem Jahr gab Simons Voss die Kooperation mit dem Beschlaghersteller FSB (Franz Schneider Brakel) bekannt, der vor allem für Design steht. Was verspricht sich Ihr Unternehmen von dieser Partnerschaft und wie ist Kooperation bisher verlaufen?

Oliver Brandmeier: FSB und Simons Voss verbinden die gleichen Werte: Design, Nachhaltigkeit und Made in Germany um nur einige zu nennen. Unsere im Kern identischen Wertansichten führen uns zu einer engen Kooperation. Neben zahlreichen Argumenten und Vorteilen bieten wir aber vor allem dem Kunden ein gemeinsam durchgängiges Portfolio für den modernen Objektbau. Die Variationsmöglichkeiten bieten deutliche Differenzierungsmöglichkeiten im Markt und ermöglichen die heutzutage immer stärker geforderte Individualität.

Neben der Digitalisierung der Tür kann ein breites Spektrum an Tür- und Fenstergriffen angeboten werden. Somit wird eine Gewerksdurchgängigkeit vom mechanischen Fenstergriff bis zur elektronischen Schließanlage ermöglicht.  Neben den Schnittpunkten im Produktportfolio soll unser gemeinsames Auftreten beide Marken und deren jeweilige Kompetenzen stärken.

Diese vielversprechende Kooperation auf Augenhöhe ist erfolgreich gestartet und weckt das Interesse auf der einen Seite für hochwertige Mechatronik in Kombination mit anspruchsvollem Design und auf der anderen Seite für Individualität und ausgezeichnete Verarbeitung.

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Technik trifft Design: SimonsVoss kooperiert mit FSB
Der Beschlaghersteller FSB und SimonsVoss, Spezialist für elektronische Zutrittskontrolle kooperieren und bündeln ihre Kernkompetenzen Technik und Design.

Mit der Light + Building beginnt in wenigen Tagen die nach der Security Essen vielleicht größte Branchenmesse für Sicherheitstechnik. Simons Voss sucht man auf beiden Messen vergebens. Warum? – Wie sieht generell die Messepolitik aus?

Oliver Brandmeier: Aktuell ist unser Ziel: nah am Kunden zu sein. Die Entscheider:innen von den Vorteilen von Simons Voss zu überzeugen, kurze Wege anzubieten und ein hochwertiger Ansprechpartner zu sein. Dies wollen wir über die Teilnahme an regionaleren Messen realisieren. Dort kann jeder Interessent direkt mit seinem Ansprechpartner in Dialog treten. Das ist effizient und an den Kundenwünschen orientiert.

Wie sehr behindern Materialknappheit, Lieferengpässe und Kostensteigerungen bei Energie die Produktion bei Simons Voss?

Oliver Brandmeier: Trotz unseres Anspruches „Made in Germany“ stellen uns die Unterbrechungen der Lieferketten vor zahlreiche Herausforderungen. Das galt und gilt ja für viele Unternehmen der Branche. Aus der Vergangenheit kannten wir vereinzelt Situationen, dass ein bestimmtes Bauteil nicht verfügbar war. Solche Herausforderungen blieben meist unbemerkt für unsere Kunden, waren aber durch den großen Einsatz unserer Entwicklungsabteilungen und der Materialbeschaffung in wenigen Wochen lösbar. Die Konstellation, dass viele Vormaterialien nur in sehr begrenzten Stückzahlen, über verschiedenste Kanäle, zu höheren Kosten beschaffbar waren, hatten wir bis dato nicht. Die Lage hat sich für alle spürbar durch den Ukraine-Krieg noch einmal verändert.

Alle beteiligten Abteilungen von Simons Voss stellen sich den Aufgaben und haben bis heute enorme Kreativität und Leistungsbereitschaft gezeigt. Durch vielfältige Maßnahmen wie Redesigns der Elektroniken und Firmware, oder kostenintensive Zukäufe konnten wir für unsere Kunden viele dieser Herausforderungen lösen. Die situationsbedingten Veränderungen der Organisation und der Erkenntnisgewinn bezüglich des Umgangs mit solchen Herausforderungen lässt uns positiver in die Zukunft blicken. Wir befinden uns jetzt am Ende der Umsetzungsphase vieler Projekte mit dem Ziel wieder in der gewohnten Geschwindigkeit und Güte agieren und liefern zu können.

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