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Der dritte Weg

Wer davon ausgeht, in der Videotechnik gäbe es nur zwei grundsätzliche Technologien, der irrt. Neben Analog- und IP-Video hat sich in den letzten Monaten eine dritte Technologie zur Marktreife entwickelt: HDcctv auf Basis der HD-SDI-Schnittstelle oder „Megapixel über Koax-Kabel“. PROTECTOR besuchte mit der Elbex (Deutschland) GmbH einen der Vorreiter dieser Technik und sprach mit Geschäftsführer Reinhard Kämpf und Vertriebsleiter Hans Sennebogen über die Vorzüge und Marktchancen.

„HDcctv eignet sich sowohl für den Ersatz oder eine Aufwertung bestehender analoger Videoanlagen“, erklärt Reinhard Kämpf. „Der besondere Charme liegt darin, dass bei existierenden Anlagen lediglich die Kameras und die Aufzeichnungstechnik getauscht werden müssen. Die bereits verlegten Kabel dienen weiterhin als Infrastruktur.“ Auch bei Neuinstallationen bietet sich HDcctv an: Gegenüber Analog-Video punktet es mit überragender Bildqualität und weniger Installationsaufwand bei etwa gleichen Kosten.

Gegenüber der IP-Technik spielt es insbesondere die ausgereifte und bewährte Technik, die stabile Funktion und die Unempfindlichkeit gegenüber Attacken auf Netzwerke als Trümpfe aus. „Mal abgesehen davon, dass man davon ausgehen kann, dass die Videoanlage weiterhin reibungslos funktioniert, auch wenn gerade das neueste Update des Office-Betriebssystems aufgespielt wurde oder ein Switch im Netzwerk getauscht wurde“, sagt Hans Sennebogen. Und weiter: „Bei der Installation eines IP-Videosystems ist das Ergebnis meist ungewiss.

Man kann nur bedingt sicher sein, dass wirklich alle Elemente reibungslos miteinander funktionieren. Außerdem existieren für Anwender insbesondere gewisse finanzielle Risiken bei Wartung und Pflege. Wenn der Service-Techniker bei jedem Update der System-Software der Kamera ausrücken muss, um die dann inkompatiblen Switche, Recorder und Softwaren anzupassen, kann ein IP-System auch im finanziellen Bereich überraschen – lange nach der Installation. Bei HDcctv weiß man, was man bekommt. Es gibt keine technischen und/oder finanziellen Fallen. HD-SDI ist eine etablierte Technik, ohne Kinderkrankheiten.“

Definitiv ruckelfrei

Die Bilddaten verlassen die Kamera in voller Auflösung. Für die Live-Betrachtung bedeutet das, dass man ein Zwei-Megapixel-Bild definitiv ruckelfrei, ohne Kompressionsartefakte und mit nur minimaler Latenz anschaut. Das freut insbesondere Bediener von (Speed-)Dome-Kameras, die außerordentlich präzise und schnell den gewünschten Bildausschnitt ansteuern können. Gespeichert werden die Bilder in speziellen HDcctv-Recordern. „Diese komprimieren die Bilddaten zwar auch, aber wesentlich weniger als in IP-Systemen üblich“, verdeutlicht Sennebogen. „Normal sind Speicherraten von rund acht Megabit/Sekunde – ein wesentlich höherer Wert als in Megapixelanwendungen auf IP-Basis. Dadurch steht letztlich mehr Datenmaterial für eine spätere Auswertung zur Verfügung.“

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Glücksfall für Errichter

Für klassische Facherrichter ist HDcctv ein Glücksfall. Sie müssen sich nicht mit neuer Technik auseinandersetzen, sie kennen die Architektur bereits. Ein HDcctv-Videosystem aufzubauen, funktioniert genau so wie in der analogen Welt. Bestehende analoge Anlagen können ohne große Mühe in wesentlich wirkungsvollere hochauflösende Anlagen aufgewertet werden. Und eine weitere Eigenheit aus der Analogwelt spiegelt sich laut Sennebogen in der HDcctv-Welt: „Soweit wir es einschätzen können, halten alle derzeitigen Anbieter diesen Standard ein, sodass Komponenten unterschiedlicher Anbieter miteinander kombiniert werden können, ohne Kompatibilitätsprobleme fürchten zu müssen.“

Komplettes Line-up

Elbex Deutschland hat die Vorzüge frühzeitig erkannt und sich intensiv mit der Technik auseinandergesetzt. „Wir haben umfangreiche Vorarbeit geleistet, ausgiebig getestet und entwickelt. Wir verfügen mittlerweile über das gleiche tiefgreifende Know-how wie bei Analog-Video und können somit unseren Kunden bei HDcctv-Systemen die gleiche umfassende und hochqualitative Unterstützung bieten“, sagt Kämpf. „Seit Ende letzten Jahres haben wir ein vollständiges Programm an HDcctv-Videoequipment im Programm. Und im Gegensatz zu anderen Anbietern ist es bei uns auch lieferbar“, ergänzt Sennebogen.

Zum Portfolio gehören Kameras für den Innen- und Außeneinsatz, mit und ohne IR-Licht, mit und ohne Vandalismusschutz, als Boxkameras, Dome und in diesem Segment besonders vorteilhaft Speed-Dome. Außerdem bietet das Unternehmen eine breite Palette an Aufzeichnungssystemen bis 16 Kanäle und passende Managementsoftware an. Die Hard- und Software-Entwicklung sowie die Produktion erfolgen nach den Vorgaben von Elbex Deutschland über langjährige Partner. Entsprechend exklusiv ist das Portfolio des Regensburger Anbieters. Dafür wurde mit „Epixx“ eine eigene Bild- und Wortmarke für das komplette Line-up an hochauflösender Videotechnik eingeführt.

Der analogen Videotechnik prophezeien Kämpf und Sennebogen unisono eine düstere Zukunft: „Der Umsatz mit analoger Videotechnik wird in den nächsten Jahren drastisch zurückgehen und danach nur noch ein Nischendasein im Billigsortiment fristen. Es gibt mit HDcctv schon jetzt keinen Grund mehr, in professionellen Sicherheitsanlagen analoge Videotechnik zu verbauen.“

Hagen Zumpe

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