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Migration von analog zu IP 26. November 2012

Der Klassiker

Die wirtschaftlichen Bedingungen für Unternehmen in Europa spielen eine Rolle bei der Beschleunigung oder Verlangsamung von Trends – die physische Sicherheit macht dabei keine Ausnahme. Ein Trend betrifft die Art der Migration von analogen Systemen zu IP.

Besonders Unternehmen im oberen Marktsegment wie Banken setzen auf IP-Systeme.
Besonders Unternehmen im oberen Marktsegment wie Banken setzen auf IP-Systeme.

Im Lauf der Jahre wurde viel darüber geschrieben, wie schnell und umfassend der Übergang von analogen zu IP-basierten Sicherheitslösungen erfolgen würde. Die schwierige Lage der europäischen Wirtschaft sorgt nun dafür, dass ein neues Kapitel hinzugefügt werden muss. Doch wie sind die Auswirkungen auf die Branche und wie können Errichter reagieren?

Seit einigen Jahren ist eine signifikante Marktverschiebung in Bezug auf die Migration von analogen Systemen zu IP-Lösungen zu beobachten. Insbesondere bei der Akzeptanz von IP-Lösungen zwischen dem mittleren bis unteren und dem oberen Marktsegment sind klar Unterschiede festzustellen.

Auf der einen Seite erfolgt die Einführung von IP-Lösungen langsamer, da sich gerade kleinere Unternehmen mit vorhandenen Lösungen behelfen und in den meisten Fällen Kapitalausgaben, wenn möglich, vermeiden. Die größeren Unternehmen auf der anderen Seite sind bereits zahlreich vor dem wirtschaftlichen Abschwung auf IP-Lösungen umgestiegen. Sie bemühen sich nun, ihre ursprünglichen Kapitalinvestitionen mit äußerst hochwertigen Hochleistungs-IP-Sicherheitssystemen zum Premiumpreis zu optimieren.

Mittleres bis unteres Marktsegment

Gerade Unternehmen im unteren bis mittleren Marktsegment entscheiden sich, an einer vorhandenen Lösung festzuhalten. Der Schwerpunkt der Unternehmen liegt dabei weniger auf einer langfristig und zukunftssicheren Lösung, vielmehr geht es aus Kostengründen darum, kurzfristige kostenbasierte Entscheidungen zu treffen. In diesem Sinne sieht Honeywell nach wie vor eine starke Nachfrage nach analogen Produkten und Systemen. Eine Entwicklung die zeigt, dass analoge Lösungen noch immer bedeutende finanzielle Möglichkeiten für die Branche bieten.

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Dieser Trend bedeutet aber nicht nur Chancen für Hersteller und Errichter, sondern stellt die Branche auch vor Herausforderungen. Da für die Installation analoger Systeme weniger in Schulungen investiert werden muss und diese Installationen nach wie vor eine Geschäftschance für Errichter darstellen, ist der Druck, von analogen zu IP-Lösungen überzugehen, noch nicht so groß. Wenn die Errichter dennoch dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter geschult werden und so die entsprechenden IT-Kenntnisse erwerben, kann dies einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bedeuten. Hersteller bieten hier umfassende Schulungen für Errichter an, damit sie Kunden bezüglich der neuesten innovativen Sicherheitslösungen zuverlässig beraten können.

Oberes Marktsegment

Im oberen Marktsegment erlebt man zunehmend eine starke Nachfrage nach IP-Sicherheitssystemen. Vollständig integrierte IP-Systeme mit modernster Technik sind auf die entsprechenden Geschäftsanforderungen ausgerichtet. Mithilfe von IP-Systemen ist eine einfache Verwaltung, Wartung und Steuerung vielschichtiger Lösungen in einer Organisation möglich – und dies kosten- und zeiteffizient.

Unter dem Gesichtspunkt der Rentabilität ihrer Investitionen zahlen Unternehmen im obersten Marktsegment gerne einen Aufpreis, um von den vielfältigeren Vorteilen der IP-Lösungen zu profitieren. So sind beispielsweise im Bereich der Versorgungsunternehmen Gas- und Wasserversorger sehr daran interessiert, IP-Netzwerke in viel größerem Rahmen einzusetzen und auf diese Weise die Verwaltung mehrerer großer Standorte über weite Gebiete effizienter zu gestalten. Über die IP-Netzwerke können Versorgungsunternehmen unbesetzte Standorte überwachen und das Geschehen vor Ort in Echtzeit analysieren, bevor ein Ingenieur entsendet werden muss. Das bedeutet Zeit- und Kosteneinsparungen.

In der Einzelhandelsbranche setzen größere Geschäfte IP-Netzwerke mit intelligenten Analyseverfahren ein, um zu überwachen, wie oft bestimmte Ladenbereiche betreten werden. Auf diese Art lassen sich fundierte Entscheidungen zum Ladenaufbau und zur Lagerverwaltung treffen. Hierfür sind zwar zunächst Investitionen in hoch entwickelte Produkte erforderlich, diese zahlen sich jedoch letztlich aus.

Erfreulicherweise erhalten Errichter durch die Nachfrageentwicklung bei Unternehmen im oberen Marktsegment die Möglichkeit, hochwertige integrierte Lösungen zu verkaufen. Gleichzeitig können sie Unternehmen dabei beraten, damit sich der vorab erforderliche Kapitalaufwand auszahlt. Ergänzend dazu ist der verstärkte Einsatz IP-basierter HD-Kameras abzusehen. Erst mit diesen kann die volle Leistung des Systems ausgeschöpft und die Sicherheit des Kunden sowie ein höherer Bedienungskomfort gewährleistet werden.

Die Antwort der Branche

Um auf die Trends und Marktunterschiede zwischen Unternehmen im unteren bis mittleren und im oberen Marktsegment richtig reagieren zu können, müssen Errichter die finanzielle Lage eines Kunden einordnen und entsprechende Lösungen anbieten können. Es geht darum, Flexibilität und Bereitwilligkeit zu demonstrieren und Endbenutzer ihren Anforderungen entsprechend bei der Implementierung eines Systems zu unterstützen: von der analogen Aufrüstung mit geringeren unmittelbaren Kosten bis hin zum hochmodernen IP-System.

Außerdem sind natürlich Unternehmen, die flexibel genug sind, beide Nachfragebereiche abzudecken, bestens gerüstet, die Chancen beider Marktsegmente zu nutzen. Zuverlässige Hersteller, die eine breite Palette an Produkten und Lösungen für die speziellen Anforderungen und Budgets der Kunden bieten, beratend fungieren und weiterhin eine starke Marktpräsenz haben, sind ausschlaggebend. Dasselbe gilt auch für fundierte Fachkenntnisse in einem Unternehmen. Errichter dürfen nicht der Versuchung erliegen, zu wenig in Schulungen zu investieren. Insbesondere im oberen Marktsegment gilt: Je größer und komplexer die Integrationen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass IT-Spezialisten statt herkömmliche Errichter einen Auftrag erhalten.

Die Nutzung der auf dem Markt verfügbaren Schulungsmöglichkeiten ist daher ein ausschlaggebender Faktor. So ist sichergestellt, dass Errichter über die neuesten Kenntnisse und das Fachwissen verfügen, um Kunden beraten und im Hinblick auf ihre Sicherheitsanforderungen unterstützen zu können – und zwar sowohl aus technischer als auch aus geschäftlicher Sicht.

Dipl.-Ing. Stephan Winkelmann, Honeywell Security Group

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