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Diskussion mit Substanz

Seit 2016 führt die Seetec GmbH in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Yougov den „Sicherheits-Check Deutschland“ durch. Im Gespräch mit Andreas Conrad, Marketing Direktor von Seetec, erfuhr PROTECTOR & WIK Interessantes über die Hintergründe und die zukünftige Entwicklung der Studie.

Andreas Conrad, Marketing Direktor der Seetec GmbH.
Andreas Conrad, Marketing Direktor der Seetec GmbH.

PROTECTOR & WIK: Sie führen seit 2016 die Studie „Sicherheits-Check Deutschland“ durch. Welche Ziele verfolgen Sie damit beziehungsweise was passiert mit den Ergebnissen?

Andreas Conrad: Wir haben vor einigen Jahren festgestellt, dass sich die Einstellung der Deutschen zum Thema Videotechnik grundlegend verändert. Wurde der Einsatz von Video insbesondere im öffentlichen Raum von der Bevölkerung bis vor circa fünf bis sechs Jahren überwiegend kritisch gesehen, hat seitdem in einigen Bereichen ein starkes Umdenken stattgefunden. Mit unserer unabhängigen und neutralen Studie wollen wir die Veränderungen dokumentieren und versuchen, ein differenziertes Bild von der Wahrnehmung und Meinung der Menschen zu zeichnen. Die Ergebnisse der Studie stellen wir der Wissenschaft, Verbänden und Entscheidern aus der Politik zur Verfügung, um eine fundiertere Diskussion über den Einsatz von Videotechnik im öffentlichen Raum zu ermöglichen.

Derzeit sind die Ergebnisse aus zwei Befragungsjahren – 2016 und 2017 – verfügbar. Lassen sich daraus Trends erkennen?

Im Sicherheits-Check arbeiten wir mit einem stets gleichbleibenden Set von vier Kernfragen, das gut geeignet ist, um Veränderungen im Lauf der Zeit zu dokumentieren. Allgemein lässt sich aus den Ergebnissen eine weitere Verschlechterung der subjektiv wahrgenommenen Sicherheitslage im öffentlichen Raum herauslesen – sowohl bezogen auf die allgemeine Sicherheitslage wie auch auf die Zahl der Situationen, in denen sich eine Person konkret gefährdet fühlt. Die Brennpunkte liegen dabei in den Bereichen ÖPNV (Bahnhöfe, Haltepunkte, Verkehrsmittel) sowie öffentliche Plätze und Großveranstaltungen.

Wie erklärt sich die Verschlechterung in diesen Bereichen?

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Laut Kriminalitätsstatistik war 2016 tatsächlich ein Anstieg der Gewaltkriminalität zu verzeichnen – unter anderem bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung sowie bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung. Zudem gab es im Vorfeld der Studie einige Ereignisse mit großer Medienpräsenz (beispielsweise den U-Bahn-Treter von Berlin), die sich mit Sicherheit auf die öffentliche Wahrnehmung ausgewirkt haben.

Zurück zur allgemeinen Sicherheitslage: Wie wirkt sich diese veränderte Wahrnehmung auf die Akzeptanz für Videotechnik aus?

Sie steigt weiter – zumindest in den Bereichen mit subjektiv hoher Gefährdungslage. In der Akzeptanz führen weiterhin klar Bahnhöfe und U-Bahnhöfe mit nun 87 Prozent – hier beobachten wir einen Anstieg um ganze sieben Prozentpunkte zum Vorjahr. Interessanterweise zeigen die Studienergebnisse aus 2017 erneut, dass die Akzeptanz für Videotechnik stark vom Einsatzumfeld abhängt und dass die Bürger in der Lage sind, ihren Zweck und Nutzen differenziert zu betrachten. So ist die Zustimmung für Kameras am Arbeitsplatz oder im Einzelhandel im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gesunken.

Ist das möglicherweise auch eine Folge der Diskussionen und neuen gesetzlichen Regelungen zum Thema Datenschutz?

Vielleicht haben GDPR und DSGVO hier bereits mehr Sensibilität geschaffen – interessant wird auch sein, inwieweit sich zum Beispiel der Datenskandal um Cambridge Analytica auf die Studienergebnisse in 2018 auswirken wird. Das Spannungsfeld „Sicherheit – Kontrolle“ haben wir im vergangenen Jahr für den öffentlichen Bereich mit zwei Fragen näher beleuchtet – mit dem interessanten Ergebnis, dass sich 58 Prozent der Befragten durch das Vorhandensein von Kameras sicherer fühlen, nur 24 Prozent fühlen sich dagegen durch Videosysteme kontrolliert. Insgesamt hängt für etwas mehr als die Hälfte der Bürger (58 Prozent) die Zustimmung für Video von einem sorgfältigen Umgang mit den Daten ab – damit beeinflusst die Wirkung eines Videosystems in Sachen Aufklärung und Prävention die Akzeptanz jedoch deutlich stärker als Datenschutzaspekte.

Interessante Einblickewie sehen Ihre Zukunftspläne für den „Sicherheits- Check Deutschland“ aus?

Wir arbeiten derzeit an einer Neuauflage der Studie für 2018 – unser Ziel ist es, die Ergebnisse vor der Security Essen zu veröffentlichen, um für die im Umfeld der Messe stattfindenden Diskussionen und Gespräche zum Thema Videosicherheit im öffentlichen Bereich eine fundierte Datenbasis beisteuern zu können. Darüber hinaus sind wir in Gesprächen mit einem neuen Koopera tionspartner, um die Ergebnisse einem noch breiteren Publikum zugänglich machen zu können. In den nächsten Wochen werden wir zudem eine eigene Website für die Studie live schalten, auf der die Ergebnisbände und ergänzendes Material (zum Beispiel Interviews) heruntergeladen werden können.

Andreas Albrecht

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