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Wächterkontrollsysteme 30. März 2011

Echtzeit-Nachtwächter

Der klassische Beruf des Nachtwächters gilt als ausgestorben, an seiner Stelle steht heute der Kontrollgang durch geprüfte Werkschutzmitarbeiter. Trotz des Einsatzes modernster Überwachungstechnik gilt ein Rundgang immer noch als sicherste Methode, mögliche Unregelmäßigkeiten zu entdecken. Immer häufiger finden hier Wächterkontrollsysteme ihren Einsatz, um die Arbeit der Wach- und Sicherheitsdienste zu überprüfen und gleichzeitig ihre Sicherheit zu erhöhen.

Früher – bis etwa zum Jahr 1995 – wurden zur Kontrolle der Mitarbeiter auf ihrem Rundgang tragbare Stechuhren eingesetzt, die mit einem Uhrwerk und einem mechanischen Schlüsseldecoder ausgestattet waren. Der Nachtwächter musste an den laut Plan festgelegten Kontrollstellen mit Hilfe seines Schlüsseldecoders seinen Aufenthalt an dieser Stelle dokumentieren.

Mittlerweile stellt die Industrie moderne Systeme für den Wächterkontrollgang zur Verfügung. Bei der Anschaffung solcher Lösungen sollten allerdings nicht nur die Wirksamkeit zur Kontrolle des Objektes und die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen, sondern auch immer die Sicherheit des Mitarbeiters. Der Wächterkontrollgang gilt nämlich als gefährlicher Einzelarbeitsplatz. Daher ist entweder ein zweiter Mitarbeiter zu stellen oder aber die einzelne Wachschutzkraft muss durch entsprechende technische Hilfsmittel permanent überwacht werden.

Dabei muss der Mitarbeiter bei wechselnden Arbeitsplätzen jederzeit lokalisierbar sein. Die Berufsgenossenschaften empfehlen hierzu die ZH1/217 vom Oktober 1991 sowie die DIN V VDE 0825-1 (2000-5 "Drahtlose Personen-Notsignal-Anlagen für gefährliche Alleinarbeiten"). Der Mitarbeiter muss auf seinem Kontrollgang mit der Werkschutzzentrale in kontinuierlicher Verbindung stehen und seinen Standort in kurzen Abständen melden.

Alarmsensor für alle Fälle

Die heutigen Wächterkontrollsysteme verfügen über viele Funktionen, die sowohl der Übersicht über die Aktivitäten des Personals dienen, als auch deren Sicherheit erhöhen. Das System Activeguard der CSS Computer Security Service GmbH ist beispielsweise ein Real-Time-Wächterkontrollsystem zur Dokumentation von Bewachungsdienstleistungen. Im Gegensatz zu Offline-Wächterkontrollsystemen wird jede Erfassung einer Kontrollstelle mittels GPRS-/GSM-Datenübertragung direkt an eine Alarm-Monitoring-Software geschickt und in Echtzeit ausgewertet. Das Sammeln von Daten, die am Ende einer Runde oder Schicht ausgelesen werden müssen, entfällt damit.

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Durch einen Lagealarmsensor ist es möglich, drei Alarmarten auf dem Realtime-Monitor erscheinen zu lassen: einen Lagealarm des Geräts bei einer bestimmten Winkeleinstellung/Zeiteinstellung (Totmannschaltung), einen Bewegungsalarm bei Bewegungslosigkeit oder Ruhestellung (inaktiver Wachmann) und einen Vandalismus-Alarm bei unsachgemäßer Handhabung. Die Alarmarten werden direkt in den Monitor der Tourtrax-Software übertragen.

Zusätzlich verfügt das Gerät über eine integrierte Alarm-/Paniktaste, die es dem Kontrollpersonal jederzeit gestattet, unbemerkt einen Alarmruf in die Zentrale zu senden und Hilfe anzufordern. Auch Telefonieren ist mit dem Gerät möglich, wobei der Nutzer durch die Betätigung der „Ruf mich an“-Taste der Zentrale signalisiert, dass er dringend angerufen werden will. Das ist dann auch von vier festgelegten Telefonnummern aus jederzeit möglich, private Anrufe sind ausgeschlossen. Telefonate von nicht hinterlegten Anrufern nimmt das Gerät nicht an, eine hinterlegte Rufnummer kann es aber aktiv anrufen. Das System eignet sich für eine Reihe von Einsatzgebieten, etwa zur Wächterkontrolle, Einzelarbeitsplatzüberwachung oder Arbeitsantrittskontrolle.

Umfangreiche Dokumentation

Für den Einsatz in Umgebungen, in denen eine nachhaltige Dokumentation der Sicherheitsdienste vorrangig ist, hat die Firma Wallenwein Facility Management GmbH eine Lösung entwickelt. Jochen Wallenwein, Geschäftsführer des Unternehmens, erläutert: „I-safety ist ein intelligentes Wächterkontrollsystem in Verbindung mit einem elektronischen Wachbuch. Der Wachmann wird hierbei intelligent geführt und erhält an jedem Kontrollpunkt genaue Anweisungen.

Zudem kann er von unterwegs aus Wachmeldungen inklusive Fotos in das Wachbuch schreiben. Interaktive Alarmierungspläne und Dienstanweisungen, automatisierte Infodienste via SMS und E-Mail sowie eine Dokumentendatenbank unterstützen eine schnelle Informationskette. Das Wächterkontrollsystem liefert ferner Echtzeit-Daten, die global abrufbar sind und verfügt ebenfalls über eine aktivitätsgesteuerte Totmannfunktion.“

Das System lässt sich auch bei Stromausfall offline mit allen Funktionen nutzen. Zudem sind die Kontrollpunkte priorisierbar; beim Scannen oder Übergehen des Kontrollpunktes wird eine SMS verschickt.

Auf dem Gerät können zur besseren Orientierung und zur anschaulichen Information auch Grafiken wie Bedienungsflächen oder Grundrisse hinterlegt werden. Der Mitarbeiter kann vor Ort auch Aufgaben erfassen, wenn er Handlungsbedarf sieht, beispielsweise bei einer defekten Beleuchtung oder Brandlasten. Damit alle gesammelten Informationen zuverlässig an die Zentrale weitergeleitet werden, hat Datensicherheit oberste Priorität. Die Übermittlung für das Wachbuch und I-safety erfolgt daher mit SSL-Datenverschlüsselung.

Lageplan für den Kunden

Auch die Firma VDQ setzt bei seinem Wächterkontrollsystem auf eine flexible Lösung: Das Unternehmen bietet dem Kunden nicht nur Wächterkontrolle in Echtzeit, sondern auch Personenortung. Die Objekterfassung erfolgt 24 Stunden am Tag mit Übertragung der Daten via Webportal in Echtzeit, daneben ist auch eine Personenortung mittels eines Lageplans des zu bewachenden Objekts möglich. Hierzu muss der Kunde einfach den Grundriss ins Portal hochladen und die Kontrollstellen einrichten. So lässt sich sofort erfassen, welche Kontrollstellen bereits angegangen wurden, welche noch offen sind, und bei welchen zuletzt Station gemacht wurde.

Das System liefert alle Daten in Echtzeit, womit auch hier ein mühseliges Einlesen der Daten im Büro entfällt. Touren lassen sich als Plan eingeben und darstellen, sodass abgelesen werden kann, wer sich an welchem Kontrollpunkt aufhält. Ferner können Leistungszahlen frei hinterlegt werden, etwa von Vandalismusvorfällen oder abgesetzten Notrufen, wodurch ein nachträglicher Eintrag ins Wachbuch nicht mehr notwendig ist. Ebenso kann auch der Kunde auf Wunsch einen Zugang auf seine Objekte erhalten.

Mit dem Handy am Checkpoint

Heute verwenden die Angestellten im Wachdienst auch Systeme, die Mobiltelefone mit RFID-Technologie (Radiofrequenz-Identifikation) verknüpfen, und somit als Wächterkontrollsystem funktionieren. Eine solche Lösung ist „Virtic Security“ von der Dortmunder Firma Virtic. Jeder Streifengänger erhält für den Dienst ein Handy, und bei Annäherung des Handys an den Checkpoint erfolgt automatisch eine Buchung, die sofort über eine internetbasierte Benutzeroberfläche im Leitstand einsehbar ist. Auf dem Handydisplay werden im Bedarfsfall besondere Hinweise oder der Weg zum nächsten Checkpoint angezeigt. Jeder Kontrollgang wird im Leitstand lückenlos dokumentiert und alle Daten sind sofort auf Knopfdruck verfügbar.

Die Wächterkontrollsysteme bieten heute vielfältige Funktionalitäten, die dem gestiegenen Risiko des Personals Rechnung tragen. Nach wie vor mitentscheidend für die Sicherheit eines Unternehmens ist aber die Sensibilisierung des Personals für mögliche Risiken. Dazu gehören Themen wie „Clean Desk“ aber auch das „freizügige Öffnen von Türen“. Denn oftmals erhalten unbekannte Mitarbeiter von Wartungsunternehmen, Reinigung und anderer Lieferanten Zutritt und Schüssel zu relevanten Bereichen. Die Wächterkontrollsysteme können hier nur unterstützend wirken, den aufmerksamen und wachsamen Mitarbeiter ersetzen sie nicht

Hendrick Lehmann

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