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Sportveranstaltungen 5. August 2013

Ein Ausweis für unterschiedliche Applikationen

Ein effektives Zutrittskontrollmanagement ist bei Sport-Events unverzichtbar. Spencer Marshall, Regional Sales Manager, Physische Zutrittskontrolle – Nordeuropa bei HID Global, beschreibt im Interview die wichtigsten Faktoren bei der Zutrittssicherheit für Großveranstaltungen.

Spencer Marshall
Spencer Marshall

PROTECTOR: Wie lässt sich die Sicherheit bei Mega-Events wie den Olympischen Spielen gewährleisten?

Spencer Marshall: Sicherheit ist eine äußerst vielfältige Aufgabe. Aus Sicht der Zutrittskontrolle ist es wichtig, den hohen Sicherheitsanforderungen bei Veranstaltungen dieser Art durch den Einsatz professioneller und hochsicherer Lösungen wie beispielsweise unserer iClass SE Plattform mit Seos zu begegnen. Der Anwender hat so die Gewissheit, eine Plattform einzusetzen, die unterschiedliche Sicherheitstechnologien mit 128 Bit AES-Verschlüsselung nutzen kann, dem weltweit anerkannten Standard. Diese Lösung ist sehr bequem für den Nutzer, denn er kann bei dieser Technologie sowohl eine Ausweiskarte als auch ein NFC-fähiges Smartphone zum Nachweis seiner Identität verwenden.

Der Einsatz nicht-proprietärer Controller bietet zudem ein hohes Maß an Flexibilität und ermöglicht es den Verantwortlichen, sich standortabhängig für die jeweils beste Zugangs-Software zu entscheiden. Die Verwendung von Ausweisen mit gegenseitiger Authentifizierung zwischen Karte und Lesegerät garantiert, dass die Ausweise fälschungssicher sind und nicht geklont werden können.

Darüber hinaus sollte auch der physische Teil der Karte sicher sein: Dies kann beispielsweise anhand von individuellen Hologrammen oder anderen visuellen Sicherheitselementen gewährleistet werden. Auch der eingesetzte Kartendrucker sollte für eine sichere Datenübertragung über eine AES-Verschlüsselung verfügen.

Können Sie hier ein Beispiel nennen?

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Bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurden VertX-Controller von HID Global für viele der verschiedenen olympischen Sportstätten installiert. Mit diesen Controllern hatten die Organisatoren volle Flexibilität bei der Wahl der geeigneten Zutrittskontrollsysteme sowie der Anwendungen für jeden einzelnen Standort.

Die Sicherheitsanforderungen für diese Olympischen Spiele wurden bereits 2009 ausgeschrieben, und HID Global wurde einer der Lieferanten für die Ausweistechnologie im Hochfrequenzbereich. Im Rahmen dieser Beauftragung haben wir zahlreiche Lesegeräte gemäß den Sicherheitsvorgaben bereitgestellt.

Was sind die technischen Hürden?

Die maßgebliche Aufgabe besteht darin sicherzustellen, dass die einzelnen Komponenten eines Zutrittskontrollsystems perfekt zusammenpassen. Darüber hinaus muss die Technologie interoperabel sein, damit ein einzelner Ausweis unterschiedliche Applikationen ermöglichen kann. In den meisten Fällen geht es daher um die Spezifizierung der richtigen Technologie. Denn nur auf dieser Basis lässt sich eine naht- und lückenlose Sicherheit für die gesamte Sicherheitsinfrastruktur erreichen.

Die Einführung neuer Technologien kann eine Herausforderung darstellen, wenn unterschiedliche Hersteller die Interoperabilität von Geräten und Technologien gewährleisten müssen. Darüber hinaus ist ein breites Fachwissen für Integratoren von entscheidender Bedeutung, um Technologiesysteme unterschiedlicher Hersteller innerhalb einer standardbasierten Plattform wie iClass SE zu implementieren. Denn nur eine solche Plattform erlaubt es Unternehmen, mehrere Technologien homogen einzusetzen und künftige Entwicklungen bei Bedarf integrieren zu können.

Sicherheitsfragen rücken bei den Veranstaltern von Sportereignissen immer mehr in den Mittelpunkt. Welche Vorgaben werden künftig für ein effektives Sicherheitsmanagement zu erfüllen sein?

Für ein effektives und sicheres Zutrittskontrollmanagement sind Standards von größter Bedeutung. Diese Anforderung greift in mehreren Bereichen. So ist eine hochsichere Verschlüsselung für die Ausweise und Lesegeräte äußerst wichtig, um für die gesamte Veranstaltung ein durchgehend hohes Sicherheitsniveau gewährleisten zu können. Ein verschlüsselter Ausweis minimiert auch die Gefahr, dass illegitime Kopien hergestellt werden und bietet die Grundlage für ein mehrschichtiges Sicherheitskonzept.

Weiterhin erlaubt der Einsatz eines Secure Access Module (SAM) im Lesegerät, die Vorgaben des EAL +5 (Evaluation Assurance Level) zu erfüllen und Daten sowie Schlüssel sicher an das Gerät zu binden. Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor ist die verschlüsselte Kommunikation zwischen Lesegerät und Controller etwa durch OSDP, denn so lässt sich ein noch höheres Sicherheitsniveau erreichen.

Unabdingbar werden Multi-Applikations-Ausweise sein, also die Möglichkeit, einen einzigen Ausweis für mehrere Anwendungen einzusetzen. Denn nur so wird das Risiko vermieden, einer Person mehrere unterschiedliche Ausweise zuzuteilen. Individuelle Merkmale wie Fotos oder biometrische Informationen auf den Ausweisen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Visuelle Sicherheitsmerkmale auf den Karten, wie kundenspezifische Hologramme, können Fälschungen vereiteln. Und zu guter Letzt sollte man ein System wählen, das eine vollständige Kontrolle und Nachvollziehbarkeit bietet, so dass jederzeit im Nachhinein festgestellt werden kann, wer, wann und zu welchem Zeitpunkt eine Veranstaltung besucht hat.

Was sind aus Ihrer Sicht die derzeit wichtigsten Trends im Sicherheits-Management?

Wichtig ist zweifelsohne, dass Endanwender zunehmend kompatible und reibungslos funktionierende Sicherheitssysteme erwarten, die zudem bedienerfreundlich und einfach in ihrer Anwendung sind. Daher setzen viele Unternehmen hochsichere Lesegeräte und Ausweise ein, die vor Ort aufrüstbar und konfigurierbar sind.

Ein weiterer Trend zeichnet sich beim Thema Migration ab, denn Unternehmen verwenden oft unterschiedliche Technologien an ihren verschiedenen Standorten oder auch multiple Technologien an einem einzigen Standort. Dieser Trend hat zu einer gestiegenen Nachfrage nach Multitechnologie-Lesegeräten geführt, die mit verschiedenen Hoch- und Niedrigfrequenztechnologien kompatibel sind.

Auch das Thema reibungslose Migration ist für Anwender heute entscheidend, denn der Übergang von Niedrig- zu Hochfrequenztechnologien und damit zu einem höheren Sicherheitsniveau muss störungsfrei und ohne Ausfallzeiten erfolgen. Daher bieten Hersteller heute Lösungen an, die in Zukunft einfach aufzurüsten sind.

Immer beliebter werden Ausweise, die für ganz unterschiedliche Anwendungen einsetzbar sind. Hier gibt es zahlreiche innovative Lösungen – wie beispielsweise der bargeldlose Zahlungsverkehr als Zusatzfunktion auf dem Zutrittsausweis bei Veranstaltungen oder die Integration biometrischer Erkennungsmerkmale für höchste Sicherheit beim Einlass. Digitale Ausweise liegen bei immer mehr Endanwendern im Trend. Sie lassen sich in Form sicher eingebetteter, mobiler Applikationen auf Smartphones oder Tablets nutzen. Der Vorteil liegt darin, dass der Ausweis für den sicheren Zutritt jederzeit und überall verfügbar ist.

Die Verwaltung von Personendaten und dazugehöriger Schlüssel ist komplex und erfordert Ressourcen. Immer häufiger lagern Firmen ihr Ausweismanagement deshalb aus und überlassen Konfiguration und Verwaltung dem Hersteller. Ein weiterer Trend ist die steigende Nachfrage nach Lesegeräten mit offener Architektur. Denn diese ermöglicht die einfache Integration einer breiten Palette an Zutrittskontroll-Software. Erleichtert wird auch die Ergänzung um zusätzliche Applikationen jenseits der physischen und virtuellen Zugangskontrolle – etwa für die Videoüberwachung oder Brandmeldung. Diese komplementären Anwendungen sind insbesondere für die Sicherheit im Außenbereich und bei Veranstaltungen sinnvoll.

Schließlich interessieren sich immer mehr Unternehmen für einen Empfangsbereich ohne Personal. Besucher werden bei dieser Lösung vorab registriert und melden sich dann an einem Kiosksystem vor Ort eigenständig an und erstellen ihren Besucherausweis. Wir verzeichnen eine stark steigende Nachfrage nach Besuchermanagement-Software.

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