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IT-Sicherheit 15. April 2019

Fort Knox 4.0 steht in Nürnberg

Die Abteilung „Physische Sicherheit“ der Datev eG setzt auf einen eigenen Betriebsschutz mit zwei zertifizierten Alarmempfangsstellen (AES).

Vorderseite DATEV IV
Vorderseite DATEV IV

Als genossenschaftlich organisiertes Unternehmen der IT-Branche besitzt die Datev eG (Umsatz mehr als eine Milliarde Euro, 7.500 Mitarbeiter) als Software-Schmiede für die steuerberatenden Berufe ein einzigartiges Geschäftsmodell, mit außergewöhnlichen Chancen und Herausforderungen zugleich. Dabei hat man als IT-Dienstleister vorrangig den sicheren Betrieb der eigenen IT-Infrastruktur zu gewährleisten. Datenschutz und Sicherheit sind deswegen zentrale Imagefaktoren des Unternehmens und als solche in den Unternehmenszielen festgeschrieben.

Betrachtet aus dem Blickwinkel der Sicherheit als Managementfunktion besteht die Aufgabe der Abteilung „Physische Sicherheit“ darin, das aus Sicht der Fachabteilung Mögliche mit dem aus Sicht der Geschäftsleitung Nötigen in Einklang zu bringen. Gelingt es zudem, eine selbstverständliche Akzeptanz bei den Mitarbeitern für die getroffenen Maßnahmen zu erzielen, wir das Optimum an Sicherheit erreicht.

„To be ahead“

Die Abteilung „Physische Sicherheit“ befasst sich dabei grundsätzlich mit den klassischen Risiken wie Brand, Einbruch und Diebstahl. Diese werden fortwährend hinsichtlich ihrer Aktualität, Eintrittswahrscheinlichkeit und Relevanz für sämtliche Unternehmensbereiche bewertet. Planung, Umsetzung und Kontrolle geeigneter Maßnahmen zur Risikominimierung sind aufgrund immer rasanter werdender Produktentwicklungszyklen und der Brauchbarkeit bestehender Techniken und Organisationsstrukturen in immer kürzer werdenden Intervallen zu bewerten. Nötige Neuerungen sind zeitnah zu realisieren. „To be ahead“ ist daher Leitspruch und Zielmarke zugleich – daran messen wir uns selbst und wollen auch ganz bewusst gemessen werden!

Eigener Betriebsschutz

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Der unternehmenseigene Betriebsschutz überwacht aus zwei redundanten, DIN-50518-zertifizierten Alarmempfangsstellen (AES) mehr als 30 Liegenschaften der Genossenschaft, nicht nur am Hauptsitz in Nürnberg, sondern an allen Standorten deutschlandweit und im benachbarten Ausland. Im „24/7“-Schichtbetrieb schützt man mit den eigenen Betriebsschutzmitarbeitern vor allem die anwesenden Kollegen, aber natürlich auch alle Arten von Kunden- und Geschäftsdaten sowie sämtliche Gebäude und Betriebsmittel, um einen ungestörten Betriebsablauf und die unbedingte Vermeidung eines Reputationsschadens für die eigene Marke permanent zu gewährleisten.

Dies wird mit weitreichenden Maßnahmen des vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes erreicht, mit absoluter Zutrittskontrolle, verzugslosen Alarmverfolgungen, umfangreichen Kontrollgängen und mit speziellen Objektschutz- und Sonderaufgaben, wie beispielsweise der Überwachung der Gebäudeleittechnik.

Zentrales Gefahrenmanagementsystem

Zur optimalen Erfüllung der vielfältigen Aufgaben nutzt der Betriebsschutz ein integriertes IT-basiertes Gefahrenmanagementsystem (GMS), durch dessen Verwendung den Mitarbeitern in den AES alle verfügbaren technischen Informationen der Überwachungseinrichtungen in Echtzeit gesammelt zur Verfügung gestellt werden. Da gerade in einem solch komplexen System der Bediener die wichtigste Komponente darstellt, werden sehr hohe Anforderungen an die Qualifikation und den Leistungswillen der Sicherheitskräfte gestellt.

Einstiegsvoraussetzung ist die IHK-geprüfte Werkschutzfachkraft/Fachkraft für Schutz und Sicherheit mit der Befähigung zur Ersten-Hilfe und zum Einsatz unter schwerem Atemschutzgerät. Aufgrund der hohen Anforderungen werden zudem geeignete Azubis selbst ausgebildet. Bei den mehr als 20 Schichtführern handelt es sich um Meister für Schutz und Sicherheit, die teilweise schon seit vielen Jahren den Dienst in den Sicherheitszentralen verrichten und mit überragender Erfahrung und Ortskenntnis wesentlich zur Erreichung des hohen Schutzniveaus beitragen.

Mentoring wird hier gelebt

Dabei nutzt die Abteilung „Physische Sicherheit“ alle Vorteile eines erfolgreich erprobten „Paten-Systems“, bei dem die Neulinge im Betriebsschutz von persönlich zugeordneten, erfahrenen Fachleuten, den „Paten“, über die gesamte Dauer ihrer Ausbildung (drei Jahre) beziehungsweise Einarbeitungsphase (sechs Monate) direkt betreut werden. Durch die enge Bindung und das Vertrauensverhältnis lässt sich extrem gut auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen eingehen und das Ausbildungsziel bestmöglich erreichen. Ergänzt wird diese erste Stufe durch jährliche Fortbildungen in Theorie und Praxis, abseits des täglichen Dienstes, von ein bis zwei Wochen Länge und – seit kurzem - durch die Möglichkeit, jederzeit individuell an einer Trainingsversion des Gefahrenmanagementsystems zu üben.

Innovative Trainings-Simulationen

Um den Betriebsschützern optimale Trainingsbedingungen am neuen GMS zur Verfügung stellen zu können, wurde vor Kurzem der neue Simulationsraum „Enterprise“ geschaffen. Schon der Name soll die Innovationskraft und den Anspruch an die Lernenden transportieren. An drei vollwertigen Arbeitsplätzen wird dort ohne „Angst, etwas falsch zu machen“ trainiert – einzeln in Eigeninitiative oder nach Absprache in der Gruppe. In enger Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat findet dabei keine Leistungskontrolle, sondern eine Wissensförderung der Betriebsschutzkollegen statt. Umfangreiche Simulationen aus dem realen Arbeitsalltag können ebenso wie Notfall- und Krisenszenarien ohne Zeit- und Leistungsdruck bearbeitet und somit in übender Weise verfestigt werden.

Den Schwierigkeitsgrad legt der Nutzer selbst fest. Durch die scriptbasierte Einspielung von Vorkommnissen kann sich der Übende unterschiedlichen Stresspegeln aussetzen. Zudem werden Vorfälle simuliert, welche durch ihre Besonderheit im alltäglichen Dienst sehr selten vorkommen. Auch die Kombination von Ereignissen (zum Beispiel Brand-, Einbruch- und Ersthelfer-Einsatz) ist möglich. Durch diese Praxis wird gezielt geschult und gefördert, um einen einheitlich hohen Kenntnisstand innerhalb des Betriebsschutzteams zu unterstützen.

Auch das bereits erwähnte „Paten“-System findet im Bereich der GMS-Trainingssimulation erneut Anwendung. Bei der Zusammensetzung der Schulungsgruppen wird großer Wert darauf gelegt, dass ein erfahrener Betriebsschützer Teil einer jeden Schulungsgruppe ist, um sein Wissen in den Dienst der Gruppe stellen zu können.

Ein weiterer, höchst effektiver Baustein des Trainingskonzeptes ist der kurze Kommunikationsweg zwischen Anwender und Entwickler. Das direkte Feedback aus dem Nutzerkreis wird unmittelbar an den GMS-Hersteller weitergeleitet. Dieser setzt – nach bewerteter Prioritätenliste – die gemeldeten Verbesserungswünsche zeitnah um. Über die Trainingssimulation werden die Neuerungen sodann auf ihre Praxistauglichkeit getestet, bevor sie zur Umsetzung im Produktivsystem freigegeben werden.

Team Sicherheitstechnik und -konzepte

Geplant und realisiert wurde das System vom „Team Sicherheitstechnik und -Konzepte“ der Abteilung „Physische Sicherheit“, das sich vorrangig mit der Erstellung, Umsetzung und Weiterentwicklung von physischen Sicherheitskonzepten für das Haus beschäftigt, den einwandfreien Betrieb der eingesetzten sicherheitstechnischen Systeme (Einbruchmelde-, Brandmelde- sowie Löschanlagen, Videotechnik, Zutrittskontrollsystem und zentrales GMS) garantiert, Brandschutzunterweisungen und Räumungsübungen durchführt, den Brandschutzbeauftragten des Unternehmens stellt und die Zutrittskontrollsysteme durch Ausweisstelle und Schlüsseldienst administriert und konzipiert.

Aus dieser „Denkfabrik“ heraus werden auch in den nächsten Monaten und Jahren stetig neue Projekte aufgesetzt werden, sei es im Bereich weiterer Integrationen in das bestehende GMS (zum Beispiel der Gebäudeleittechnik), im Bereich der Digitalisierung der BMAs und des Roll-Outs flächendeckender Video-Analytics oder der Zutrittskontrollsysteme – immer getreu dem Motto „To be ahead“.

Geringe Personalfluktuation als wichtiger Baustein für hohe Sicherheit

Dass nicht nur die Abteilung „Physische Sicherheit“ vorausschauend denkt und handelt, spiegelt sich auch im Ranking der Top-Arbeitgeber 2019 von Focus Business wieder, wo Datev in der Kategorie der Großunternehmen aus Telekommunikation und IT Rang vier belegt. Aufgrund der geschilderten Maßnahmen und weiterer attraktiver Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter liegt die Quote der Personalfluktuation auch in der Abteilung „Physische Sicherheit“ nahezu bei null – ein weiterer, sehr wichtiger Baustein für echte Sicherheit.

Stefan Glaser, Leiter Physische Sicherheit der DATEV eG

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