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Brandschutz in Hotels 6. Dezember 2011

Gegen Fettbrand und Türkeil

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Fluchtwege freihalten

Bei einem Brand entsteht innerhalb weniger Minuten eine Unmenge heißer, giftiger Rauchgase. Menschen können nicht mehr atmen. Schon wenige Atemzüge führen zu Rauchvergiftungen, schlimmstenfalls zum Tod. Der baulichen Anordnung und der Rauchfreihaltung von Flucht- und Rettungswegen kommt hier die größte Bedeutung zu. Sie sind so zu bemessen und zu kennzeichnen, dass Hotelgäste auf der Suche nach Fluchtmöglichkeiten nicht ziellos umherirren und wertvolle Zeit für ihre Rettung verlieren.

Die Verordnung über Beherbergungsstätten schreibt vor, dass von jedem Gastzimmer aus mindestens zwei voneinander unabhängige Rettungswege erreicht werden müssen. Der erste Weg muss über einen notwendigen Flur in ein geschütztes Treppenhaus und letztlich ins Freie führen. Der zweite kann durch Rettungsgeräte der Feuerwehr sichergestellt werden.

Voraussetzung dafür: in einem Geschoss dürfen nicht mehr als 30 Betten vorhanden sein. Ansonsten ist ein zweiter baulicher Rettungsweg herzustellen; entweder ein weiteres Treppenhaus oder auch eine Außentreppe. Oft sieht man an älteren Gebäuden nachträglich installierte Wangen- oder Spindeltreppen, um die Forderung zu erfüllen. Architektonisch mögen sie oft fragwürdig erscheinen, jedoch hat hier die schnelle und sichere Evakuierung der Menschen Vorrang.

Entrauchung

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Ein weiterer überlebenswichtiger Punkt ist, die Flucht- und Rettungswege für eine bestimmte Zeit weitestgehend rauchfrei und somit für die Flüchtenden und die Rettungskräfte passierbar zu halten – und zwar solange, bis alle Personen evakuiert sind. Das gilt vor allem für Menschen, die weniger mobil sind und die Örtlichkeiten nicht kennen.

Notwendige Flure werden mit Rauchschutztüren vor der Verrauchung geschützt, Treppenräume müssen Rauchabzugsmöglichkeiten haben. Flure und Treppenhäuser sind keine Abstellräume und somit ständig frei von Brandlasten zu halten. Rauchabzugs- und Zulufteinrichtungen sind so zu planen, dass in Flucht- und Rettungswegen für etwa eine halbe Stunde eine raucharme Schicht mit einer Höhe von wenigstens 2,50 Metern entsteht. In Lüftungsanlagen sind Rauchschutzklappen vorzusehen, um eine Rauchverschleppung in andere Gebäudeteile zu verhindern.

Die Praxis

Schaut man sich in den unterschiedlichsten Hotels den Zustand des Brandschutzes an, kann man feststellen, dass Theorie und Praxis oft weit auseinander liegen. Noch immer findet man, trotz unzähliger Kampagnen, den berühmt berüchtigten Holzkeil zum Offenhalten von Rauch- und Feuerschutztüren. Und das, obwohl sogar eine über Rauchmelder gesteuerte Feststellanlage (FSA) vorhanden ist, die aber leider außer Betrieb ist.

Auch sind versperrte und damit nicht benutzbare Notausgänge keine Seltenheit, besonders nachts. Die Gründe für den nicht aussterbenden Holzkeil und verriegelte Fluchtwege sind immer die gleichen: Unkenntnis, Nachlässigkeit, Bequemlichkeit, Kosteneinsparung für FSA oder Antipanikschlösser.

Aufgrund der vielfältigen Baustandards, kann es für Hotels keine allgemein gültigen Konzepte für den Brandschutz geben. Die Vorgaben der Bauverordnungen enthalten Mindestanforderungen, die einzuhalten sind, und die jeder Bauherr und jeder Betreiber überschreiten darf. Oft werden finanzielle Engpässe vorgeschoben, wenn am Brandschutz gespart wird. Schließlich kostet er Geld und ist unproduktiv. Diese Denkweise ist nicht akzeptabel. Generell muss für Planungen gelten, eine gewissenhafte Risikoanalyse durchzuführen, die Gegebenheiten im Einzelfall genau zu prüfen, und zu entscheiden, welche Maßnahmen in einem tragbaren Kostenrahmen umzusetzen sind.

Vorbeugender Brandschutz

Vorbeugender Brandschutz ist wirksamste Methode, Brände zu verhindern. Natürlich greift sie nicht, wenn absichtlich Feuer gelegt wird. Dafür folgen jedoch als nächste Stufen die Alarmierungs-, Rauchfreihaltungs- und Löscheinrichtungen. Die Hotelangestellten sollten wissen, wo sich der nächste Feuerlöscher befindet und möglichst schon eine Löschübung durchgeführt haben. Sie sollten wissen, dass man Fettbrände nicht mit Wasser sondern mit Fettbrandlöschern bekämpft. Vorbeugender Brandschutz muss mit Leben erfüllt werden. Alle Beteiligten, angefangen beim Hotelmanagement über das Personal bis zu den Hotelgästen sind aufgefordert, am Brandschutz aktiv mitzuwirken.

Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, Hotelsterne nicht ausschließlich nach Dienstleistung, Komfort und Luxus zu vergeben, sondern auch nach den Sicherheitsstandards und den Vorkehrungen für den Brandschutz.

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