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Gelungene Fortsetzung

Dem Ruf des BVSW und der I.G.T.-Sicherheitsmedien war nunmehr zum zweiten Mal eine illustre Teilnehmer- und Referentenschar zur Wintertagung unter dem Motto „Die Grenzen der Sicherheit“ an den Spitzingsee gefolgt. Um eines vorweg zu nehmen: Ja, die Grenzen der Sicherheit sind in einigen Bereichen tatsächlich erreicht. Aber nein, die Perspektive ist nicht hoffnungslos.

2013 nahmen gut 100 Teilnehmer am Sicherheitsgipfel der deutschen Wirtschaft teil.
2013 nahmen gut 100 Teilnehmer am Sicherheitsgipfel der deutschen Wirtschaft teil.

Nach der Begrüßung der gut 100 Sicherheits-experten durch Wolfgang Wipper, den Vorstandsvorsitzenden des Bayerischen Verbandes für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW), eröffnete Professor Dr. Günther Schmid, ehemals Bundes-nachrichtendienst, die Vortragsreihe. Er machte klar, dass die klar verteilte Weltordnung so künftig nicht mehr existieren wird. Das bedeutet, dass es keine Hegemonialmacht, aber auch keine geschlossene politische Blockbildung mehr geben wird. Diese Entwicklung gehe mit reduzierten Erwartungen einher, einer Konzentration auf Schadensbegrenzung und eine Netzwerkorientierung der Politik mit nicht-staatlichen Akteuren.

Dass es in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld durchaus Erfolgsmeldungen bei der Verbrechensbekämpfung gibt, bewies der bayerische Landespolizeipräsident Waldemar Kindler zu Beginn des zweiten Tages der Wintertagung. So übertrifft die bayerische Aufklärungsquote von 63,2 Prozent den bundesweiten Durchschnitt von weniger als 50 Prozent deutlich. Als Hauptproblem sieht Kindler die Internet-Kriminalität. Diese mache zwar nur rund 22.000 Fälle in der Statistik aus, die Dunkelziffer sei aber enorm. Kindler forderte in diesem Zusammenhang erneut die Möglichkeit des Zugriffs auf gespeicherte Verbindungsdaten.

Blick nach Afghanistan

Der Botschafter der Islamischen Republik Afghanistan in Deutschland, Professor Dr. Abdul Ashraf, warb in seinem Referat für eine enge Zusammenarbeit von Deutschland und Afghanistan. Mit Blick auf die gegenwärtige Situation betonte er die vielen positiven Entwicklungen vor allem im Schulwesen und dem Aufbau von Infrastruktur. Gleichzeitig trat er für Gespräche und Verhandlungen mit den Taliban ein: „Versöhnung ist alternativlos“, beschrieb er den Ansatz. Laut Ashraf hängt die Zukunft seines Landes an den „drei Gottesgaben“ Bodenschätze, Landwirtschaft und geografische Lage. Afghanistan sei reich gesegnet mit Bodenschätze, so beispielsweise an den „seltenen Erden“. Die Landwirtschaft finde ideale Bedingungen vor. Die geografische Lage mache Afghanistan zum „Herz von Asien“, da es an der Kreuzung der Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen liege. Hier müsse man noch massiv in den Ausbau von Infrastruktur wie Transitstraßen, Eisenbahnen, Pipelines und Flughäfen investieren. Dabei wünschte er sich mehr Unterstützung von Deutschland und deutschen Unternehmen. Ein enges Zusammenwirken mit seinen Nachbarn sieht Ashraf ebenfalls als Voraussetzung für Stabilität in der Region. Hier wünschte er sich mehr politische Unterstützung vor allem gegenüber Pakistan.

Den Ursachen von religiösem Fundamentalismus ging Prof. Dr. Rolf Schieder auf den Grund. Er stellte klar, dass Religionen nicht die „Brandursache“ seien, sondern „Brandbeschleuniger“. Schieder sieht vor allem kulturelle Entwurzelung als Ursache von Extremismus. Es gebe jedoch auch einige Ansätze, um religiös-fundamentalen Strömungen zu begegnen: Bildung, Trennung von Kirche und Staat, Stärkung der inner-religiösen Offenheit zwischen unterschiedlichen Religionsgruppierungen.

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Ein zentrales Thema, Kommunikation in Krisensituationen, stellte der Dermatologe Professor Dr. Matthias Volkenandt in den Fokus seines Vortrags. In seiner täglichen Arbeit sei er oft damit konfrontiert, schlechte Botschaften überbringen zu müssen. Wie dies in solchen Situationen gelingen kann, skizzierte er in anschaulicher Weise. Seine wichtigste Botschaft: Das Gegenüber nicht nur auf der kognitiven Ebene anzusprechen, sondern zunächst auf der emotionalen. Damit lasse sich viel Schärfe aus einem Gespräch nehmen.

Um gelungene Kommunikation ging es auch im folgenden Referat. Über das Entstehen von Skandalen und die Wirkmechanismen, die dabei einsetzen, referierte Tina Glasl, Managementberaterin unter anderem für Krisenkommunikation. Die veränderte Medienwelt bewirkt, dass die Wahrscheinlichkeit von Skandalen wächst. „Transparenz 2.0“ ist das Stichwort unserer Tage: Informationen sind leichter zu beschaffen und führen dazu, dass Unternehmen, aber auch Behörden offensiver mit ihnen umgehen. Kernbotschaft von Glasl: Weniger Informationen führten nicht zu weniger Berichterstattung. Wenn man also von einem Skandal betroffen sei, solle man mit dem Problem offen umgehen. Zudem habe dieses Problem oft einen Vorlauf, eine „Latenzzeit“. Diese könne dazu genutzt werden, das Problem ohne Druck von außen zu lösen.

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