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Die rund 90 Teilnehmer erfuhren bei zwölf Vorträgen mehr über die Grenzen der Sicherheit.

BVSW/I.G.T.- Sicherheitsgipfel 2012

Gelungene Premiere

Mit einem vielfältigen Programm, das von individuellen Unternehmensgefahren über internationale Sicherheitspolitik bis hin zu globaler IT-Sicherheit reichte, konnte der erste gemeinsame BVSW- und I.G.T.-Sicherheitsgipfel seine rund 90 Teilnehmer begeistern. Die Sicherheitsexperten hatten sich vom 14. bis 16. März 2012 zwischen schneebedeckten Gipfeln am Spitzingsee zur ersten Wintertagung unter dem Motto „Grenzen der Sicherheit“ eingefunden.

Nachdem die Kongressteilnehmer am Mittwochabend durch Wolfgang Wipper, den Vorstands-vorsitzenden des Bayerischen Verbandes für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW e.V.), willkommen geheißen waren, konnten sie dem Keynote-Vortrag von Botschafter Wolfgang Ischinger folgen. Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz führte mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse der diesjährigen Veranstaltung zum Thema des Sicherheitsgipfels „Grenzen der Sicherheit“ hin.

Digitaler Raum als Schlachtfeld

Der Donnerstag startete ebenso hochkarätig: Prof. Dr. Günther Schmid vom Bundesnachrichtendienst erläuterte anhand der Veränderungen und Risikopotentiale im 21. Jahrhundert den Sicherheitsfaktor Standort Deutschland. Er rief nicht nur zu mehr Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsverantwortlichen in Unternehmen mit Forschern und Politikern auf, sondern er zeigte auch die Gefahren, denen Unternehmen zukünftig ausgesetzt sein werden. Dazu zählen unter anderem der digitale Raum als Schlachtfeld des 21. Jahrhunderts, Cybercrime als neues Geschäftsmodell der organisierten Kriminalität und die Unberechenbarkeit der internationalen Politik und Wirtschaft.

In Hinblick auf die globalen Risiken stellte Schmid vor allem die Einkommensunterschiede, den Zugang zu Rohstoffen und Wasser sowie demografische Entwicklung und die Verwundbarkeit kritischer Infrastrukturen heraus. Ein Lösungsansatz könne eine präventive Stabilisierungspolitik sein, um zumindest die Megarisiken abzuwenden und möglichen Schaden zu begrenzen, so Schmid.

Überlastete menschliche Systeme

Auf die Grundfragen der demografischen und unternehmerischen Entwicklung konzentrierte sich Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher vom Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung. Das Mitglied des Club of Rome nahm die Kongressteilnehmer mit auf eine Expressreise durch die Zeitgeschichte, um zu veranschaulichen, inwiefern das Management des Wandels zur Überlebensfrage für Unternehmen wird. „Sicherheitsprobleme gab es bei den Jägern und Sammlern noch nicht, erst mit Ackerbau, Viehzucht, Ernte, Vorräten und Besitz tauchten diese auf“, erläuterte Radermacher.

War die Erde 1820 noch mit einer Milliarde Menschen bevölkert, sind es heute sieben Milliarden. Die damit einhergehende Beschleunigung der Innovationsprozesse sei für den Menschen auch eine Gefahr: „Er läuft wie dieselbe Maschine mit einer besseren Software Gefahr, sein System zu überlasten – durch Burnout.“ Auch die Veränderung der Online-Informationslage führe dazu, dass Menschen durch Blick auf ihre Nachbarn eine veränderte Erwartungshaltung bezüglich ihres eigenen Wohlstands entwickelten. Laut Radermacher läuft es auf einen ökologischen Kollaps oder die Verarmung der Menschen hinaus, wenn es keine Global Governance und länderübergreifende Zusammenarbeit gibt.

Schiffe, die viermal untergehen

Roland B. Wörner, Global Head of Counter Fraud der Zurich Insurance Company Ltd., stellte unter dem Thema „Versicherungsbetrug ohne Grenzen“ das Anti-Fraud-Management des globalen Schadenversicherers vor. „Wir schätzen, dass zehn Prozent der Leistungen eines Versicherers an Betrüger gehen“, stellte Wörner fest. Bei Schadensleistungen in Höhe von rund 43 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland eine Summe, bei der es sich lohnt, in automatisierte Betrugserkennung zu investieren.

Dabei reicht der Versicherungsbetrug von der Tchibo-Vase, die bei der Schadenregulierung zur Ming-Vase mutiert, über Schiffe, die viermal hintereinander untergehen, bis hin zur Personen, auf deren Alias-Namen 95 Policen abgeschlossen werden. Wörner verdeutlichte, dass in jedem Unternehmen klare Abwehrstrategien gegen Betrug nötig seien, inklusive qualifiziertem Anti-Fraud-Management und der Einbindung der Mitarbeiter.

Restrisiken akzeptieren

„Absolute Sicherheit wäre Stillstand. Es geht darum, Restrisiken bewusst zu definieren und zu akzeptieren“, fasste Marco Mille, Chief Security Officer bei der Siemens AG, zusammen. Er legte dar, wie Unternehmenssicherheit bei einem Global Player aussehen kann. „Gesetze wie Sox und KontraG erinnern das Management an seine Verantwortung für die Assets“, sagte Mille.

Diese schützenswerten Assets – von Sach- und Unternehmenswerten über Know-how und Mitarbeiter – müssten in einen Schutzplan eingebunden werden. Den Kongressteilnehmern stellte er die fünf Klassen des „Corporate Asset Protection Plans“ der Siemens AG vor, und empfahl als Qualifizierungshilfe, sich vor Augen zu führen, welche Auswirkungen der Verlust eines jeweiligen Assets für das Unternehmen und seinen langfristigen Erfolg hätte.

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