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Forum Zutrittskontrolle 11. März 2019

„Genetec ist viel mehr als ein reiner VMS-Anbieter“

Seit Oktober 2018 ist Normen Wollmann Country Manager DACH von Genetec. Jetzt fragte ihn PROTECTOR nach seinen bisherigen Erfahrungen und zukünftigen Zielen.

PROTECTOR & WIK: Herr Wollmann, wie fällt Ihr Fazit nach den ersten Monaten als Country Manager von Genetec aus?

Normen Wollmann: Unterm Strich äußerst positiv. Ich habe ja als „Nicht-Betriebsblinder“ in diesem Unternehmen angefangen und schnell gemerkt, dass Genetec die Anforderungen des deutschen Markts verstanden hat und inzwischen so aufgestellt ist, dass es passt. Mittlerweile gibt es alles in deutscher Sprache, von der Homepage über das Marketing bis zu den Produktdokumentationen. Auch, dass wir Trainings und Planungsunterstützung anbieten, einen deutschen Vertriebsinnendienst und einen deutschen technischen Support haben, kommt bei Partnern und Endkunden sehr gut an. 2018 war ein sehr erfolgreiches Jahr, und wir werden auch in Zukunft weiter wachsen. Das ist aus meiner Sicht ein Automatismus. Wenn man einen Markt verstanden hat und auf dessen spezielle Anforderungen eingeht, dann wächst auch der Geschäftsanteil auf diesem Markt.

Angebot reicht weit über klassisches Videomanagement hinaus

Nun ist der DACH-Markt für viele VMS-Hersteller interessant und daher vor allem in der Nische auch umkämpft. Wie unterscheidet sich Genetec hier von seinen Wettbewerbern?

In erster Linie ist Genetec kein reiner VMS-Anbieter. Wir bieten mit dem „Security Center“ nicht nur klassisches Videomanagement, sondern auch Zutrittskontrolle, Kennzeichenerkennung und Sicherheitsmanagement, alles in einem Produkt. In der Summe bieten wir eine ganzheitliche Lösung und setzen uns damit vom Wettbewerb ab. Wir haben verschiedenste Möglichkeiten, den Anforderungen der Kunden zu begegnen und diese zu erfüllen. Darüber hinaus bieten wir – basierend auf langjährigem Spezialisten Know-how – spezielle Lösungen für Flughäfen, Einzelhändler und auch für Banken. Wir sind einerseits in der Lage, Geschäftsprozesse zu optimieren und auf der anderen Seite die Sicherheit zu erhöhen.

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Für sie gehören diese Prozesse also zusammen?

Genau. Durch die Sicherheitstechnik generiert man Daten, die auch zur Optimierung von Geschäftsanläufen genutzt werden können, und die wir zur Verfügung stellen.

Das konnte man zuletzt auf der Eurocis sehen, wo Genetec eine Lösung zeigte, mit der Kundenverhalten im Einzelhandel analysiert werden kann. Sehen Sie die Beteiligung an vertikalen Messen als allgemeinen Branchentrend?

Prinzipiell ist das schon ein Trend, weil durch die Videotechnik wie gesagt verschiedenste Daten erfasst und ausgewertet werden können. Und die Informationen, die damit erlangt werden, sind eben auch in anderen vertikalen Märkten nutz- und anwendbar. Diese Entwicklung wird aber die klassische Sicherheitstechnik keinesfalls verdrängen, im Gegenteil, ich sehe das als sinnvolle Ergänzung.

Genetec Security Center bietet umfassende Sicherheitstechnik

Als ehemaliger Geschäftsführer von Ela-Soft haben Sie vor allem im Bereich Gefahrenmeldetechnik viel Erfahrung. In welchen Branchen der Sicherheitstechnik sehen Sie momentan das größte Potential?

Das größte Potential sehe ich in der Kommunikation des einheitlichen Systems. Ein Großteil der klassischen Sicherheitstechnik kann mit dem „Genetec Security Center“ gänzlich abgedeckt werden, also Videoüberwachung, Zutrittskontrolle und Sicherheitsmanagement in Kombination mit Kennzeichenerkennung. Natürlich gibt es noch weitere Gewerke, die die Sicherheit erhöhen, etwa Einbruchmelde- oder Brandmeldeanlagen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten der Integration, etwa durch Direktintegration, wie wir es machen.

Macht dann gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung die Trennung der einzelnen Gewerke aus Ihrer Sicht zukünftig überhaupt noch Sinn?

Natürlich gibt es auch den Trend, die einzelnen Gewerke in einem System zu denken. Fakt ist aber auch, dass es bis heute noch kein Produkt gibt, das alle Sicherheitstechniken in sich vereint. Von daher geht der stärkere Trend in Richtung einer einheitlichen Software, mit der man alle Sicherheitstechniken anbinden und managen kann. Auch die Brandschutzbranche entfernt sich inzwischen immer mehr von klassischer Technik und wird digitaler. Hier haben Anbieter wie Genetec, die bereits eine einheitliche Sicherheitsplattform anbieten, sicher gewisse Vorteile.

Können Sie uns das Zusammenwirken der einzelnen Gewerke anhand eines konkreten Beispiels einmal verdeutlichen?

Betrachten wir zum Beispiel die klassische Videotechnik in Verbindung mit der Zutrittskontrolle: Mit dem „Genetec Security Center“ kann beides auf einer Server-Hardware unter einer Software laufen. „Was-passiert-wenn-Szenarien“, also beispielsweise: öffnet jemand mit einer Karte die Tür, wird automatisch die Kamera aufgeschaltet und aufgezeichnet, sind wesentlich einfach zu trainieren und umzusetzen. Außerdem ist der Pflegeaufwand deutlich geringer, weil man nicht mehr verschiedene Anlagen hat, eine für die Zutrittskontrolle, eine für die Videoüberwachung und ein Managementsystem dazwischen, das die Verlinkung der beiden Anlagen realisiert. Das läuft bei uns alles automatisiert ab, in einer vereinheitlichten Lösung.

Automatisierte Kennzeichenerkennung

Ein wichtiger Bereich von Genetec ist die Kennzeichenerkennung. Das Bundesverfassungsgericht hat diese vor kurzem als teilweise verfassungswidrig eingestuft. Wie stehen Sie zu dieser Argumentation?

Zunächst mal bezieht sich das Urteil des Bundesverfassungsgerichts nur auf drei Bundesländer, nämlich auf Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Die restlichen Bundesländer sind seltsamerweise nicht betroffen. Ich persönlich halte das Urteil für falsch, weil die Begründung nicht schlüssig ist, nämlich die Technik stelle einen unzulässigen Eingriff in die Grundrechte dar, weil erfasste Kennzeichen automatisiert mit allen registrierten Kennzeichen abgeglichen würden. Nichts anderes passiert aber doch auch, wenn ich falsch parke. Auch dann wird mein Kennzeichen über eine Datenbank abgeglichen, und ich werde als Halter ermittelt. Genau dasselbe geschieht automatisiert bei einem Kennzeichenerkennungssystem, natürlich in viel größerem Umfang, aber es basiert auf demselben Prinzip wie Vieles, das längst unseren Alltag umgibt.

Dass eine allgemeine Verkehrswende nötig ist, darüber herrscht in der Politik inzwischen Konsens. Wäre die Kennzeichenerkennung dafür nicht ein geeignetes Instrument?

Ja sicher, und ich hoffe sehr, dass hier bald ein Umdenken stattfindet. Denn die Anwendungsbeispiele von Kennzeichenerkennung sind vielfältig. Zum Beispiel wird die Technik auch dafür genutzt, Verkehrsströme zu ermitteln und zu managen. Wenn etwa die Emissionswerte an bestimmten Tagen zu gewissen Uhrzeiten ansteigen, kann der Verkehr mithilfe von Kennzeichenerkennungssystemen über die Verkehrsleitzentrale umgeleitet werden. Der Bund hat hierfür mit einer Sofortmaßnahme für saubere Luft deutschlandweit 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um genau in diese Technik zu investieren. Wiesbaden ist dabei derzeit neben Köln und Hamburg eines von drei Pilotprojekten. Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts wird die Umsetzung dieser Projekte aber derzeit behindert.

Welche Ziele verfolgen Sie für Genetec in nächster Zeit?

Das Motto: „Tue Gutes und rede darüber“, gilt weiterhin. Denn viele, die Genetec immer noch als reinen VMS-Anbieter kennen, wissen noch nichts über unser umfangreiches Portfolio und die Möglichkeiten, die wir bieten. Wir haben weltweit beeindruckende Referenzprojekte, vor denen man wirklich den Hut ziehen muss, auch ich, von Ela-Soft kommend und mit Erfahrung in Gefahrenmeldetechnik und Gefahrenmanagement. Diese Projekte müssen einfach kommuniziert werden. In Zukunft werden wir deshalb noch mehr auf die Endkunden, Fachplaner und Technologiepartner zugehen, informieren und unterstützen. Natürlich werden die Sicherheitsfacherreichter und IT-Systemhäuser bei der Umsetzung unserer Projekte auch in Zukunft unsere wichtigsten Partner sein.

Die Möglichkeiten des Genetec Security Centers vermittelt auch dieses Video:

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