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Geordnet verwahrt

Sicherheit ist oberstes Gebot in einer Justizvollzugsanstalt (JVA). Zum Schutz der Bevölkerung, des Personals und der Gefangenen selbst sind daher bauliche und sicherheitstechnische Vorkehrungen gegen Ausbrüche, Angriffe auf das Personal und Übergriffe der Gefangenen untereinander zu treffen.

Die Justizvollzugsanstalt Neuburg-Herrenwörth ist mit 205 Haftplätzen für den Erstvollzug an jugendlichen Straftätern zuständig.
Die Justizvollzugsanstalt Neuburg-Herrenwörth ist mit 205 Haftplätzen für den Erstvollzug an jugendlichen Straftätern zuständig.

Die eingesetzte Sicherheitstechnik muss als Gesamt-system reibungslos funktionieren, die Sicherheit umfassend gewährleisten und die Arbeit der im Vollzug Tätigen unterstützen. Zu den Unternehmen, die JVAs mit Sicherheits-technik ausstatten, gehört auch die Firma Kemas, deren Lösungen die Verwaltung, Aufbewahrung, Disposition sowie Übergabe von Ressourcen auf Basis von RFID-Technologie ermöglichen. Mit dem speziell für den JVA-Bereich entwickelten Lösungsportfolio lassen sich unter anderem Zellenschlüssel sowie Personennotrufgeräte sicher verwahren und nur für berechtigte Personen ausgeben. Dass man Vertrauen in das Unternehmen hat, spiegelt sich in den über 110 JVAs und MRVs in Deutschland wieder, die sich für eine Kemas-Lösung entschieden haben.

Torwache als Sicherheitsleitstelle

Eine dieser JVAs liegt in Neuburg an der Donau. Die Torwache der JVA Neuburg-Herrenwörth ist die Sicherheitsleitstelle, in der alle technischen und sicherheitsrelevanten Informationen zusammenlaufen. Nachdem der Platzmangel immer akuter wurde, wurde nicht nur eine räumliche Veränderung, sondern auch eine Neugestaltung der Torwache beschlossen.

Dabei wurde auch die Ausgabe und Aufbewahrung der Anstaltsschlüssel neu überdacht. Anstaltsschlüssel sind ein wesentlicher Gegenstand zur Gewährleistung von Sicherheit. Aber nur der korrekte Umgang mit Anstaltsschlüsseln sorgt dafür, dass die Bediensteten ihren Sicherheitsaufgaben nachkommen können. Das heißt vor allem, dass die Anstaltsschlüssel nicht in die Hände von Unbefugten gelangen dürfen.

Ausgedienter Schlüsselschrank

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Die Fächeranzahl des mechanischen Schlüsselschrankes für die Anstaltsschlüssel war nicht mehr ausreichend, weshalb sich die JVA auf die Suche nach einer moderneren Lösung machte. Dabei sollte auch das traditionell manuell geführte Schlüsselbuch zur Dokumentation der Aus- und Rückgaben der Schlüssel abgelöst werden. In einem deutsch-landweiten Vergabeverfahren erhielt Kemas den Zuschlag. Qualität und Wirtschaftlichkeit des Systems überzeugten letztlich die JVA. Nun begrüßt die Vollzugsbeamten seit 2011 im Eingangsbereich der JVA ein System des Oberlungwitzer Unternehmens. Dafür hat die Einrichtung Farbe bekannt: Passend zum Farbkonzept der Torwache wurden warme Orange-Töne zum eleganten Grau eingebunden.

Ident-Chips und RFID-Transponder

Die Bedienung des Systems durch die Bediensteten erfolgt mit dem Ident-Chip, welcher in der JVA auch für die Zeiterfassung verwendet wird. Die Lesetechnologie wurde dafür in das System integriert. Durch die Verwendung des bereits eingesetzten Ident-Chips wird vermieden, dass die Mitarbeiter verschiedene Identmedien nutzen müssen. Das erleichtert die Handhabung.

Die Schlüsselbunde sind mit einem RFID-Transponder fest verbunden, über welchen sie einem Depot der Fachanlage elektronisch erst zugeordnet und dann darin hinterlegt werden. Das berührungslose Leseverfahren gewährleistet ein 100 Prozent sicheres Erkennen im Fach. Durch diese Zuordnung ist in der Software auf einen Blick immer einsehbar, ob sich der Schlüsselbund auch im Fach befindet oder entnommen wurde. Jedem Justizvollzugsbeamten werden entsprechende Berechtigungen zur Entnahme in der Software zugewiesen.

Identifizierung bei Dienstantritt

Im Betrieb funktioniert das Ganze folgendermaßen: Bei Dienstantritt identifizieren sich die Vollzugsbeamten mit ihrem Ident-Chip am System. Nach erfolgreicher Identifikation öffnet sich das ihnen zugewiesene Fach automatisch. Nach Entnahme des Schlüsselbundes können sie bis Dienstende im Gegenzug persönliche Wertgegenstände deponieren. Externe Mitarbeiter greifen am System ebenfalls auf ihre Schlüssel zu, die sie für ihre Arbeit in der JVA benötigen. Nach Dienstende wird der Schlüsselbund wieder hinterlegt. Über den Briefschlitz in jeder Fachtür können Bedienstete der Verwaltung und Wirtschaft zudem nun eigenständig Mitteilungen an die Bediensteten verteilen. Bei dem vormals mechanischen Schlüsselschrank musste immer eine Person dabei sein, die berechtigt war, die Fächer aufzuschließen.

Elektronisch protokolliert

Die JVA Neuburg-Herrenwörth sieht in der geordneten und gesicherten Verwahrung sowie in der Möglichkeit zur Beschränkung des Zugriffs auf einen bestimmten Personenkreis einen maßgeblichen Beitrag zur Erhöhung der inneren Sicherheit. Ein weiterer Nutzen liegt in der gesicherten elektronischen Protokollierung der Entnahmen und Rückgaben. Dokumen-tationsfehler, wie zum Beispiel falsche oder fehlende Einträge, werden dadurch vermieden. Die Sicherheitsverantwortlichen haben in Echtzeit immer einen genauen Überblick, wer den Schlüsselbund wann entnommen hat. Somit verlässt kein Schlüsselbund unerlaubt das Objekt.

Von Seiten der Bediensteten wurde die neue Lösung ebenfalls positiv angenommen. Die Vollzugsbeamten werden nachweislich entlastet. Die Bedienung ist zudem einfach, und beim Schichtwechsel kommt es nicht zu Wartezeiten, da das System an zwei Stellen komfortabel bedienbar ist.

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